Ab Juni wieder Flüchtlinge im Levo-Park in Bad Segeberg

Die großen blauen Sichtschutzwände sind gut von der Straße aus zu sehen. Der Schlagbaum an der Segeberger Straße öffnet sich für Möbeltransportlaster und Handwerkerautos: Seit einigen Wochen herrscht geschäftiges Treiben in dem Containerdorf und den angrenzenden Gebäuden im Levo-Park zwischen Bad Segeberg und Fahrenkrug. Schleswig-Holsteins vierte Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete wird reaktiviert. Im Laufe der ersten Juni-Woche sollen die ersten Menschen eintreffen, dann werde der Standort „sukzessive hochgefahren“, sagte Staatssekretär Torsten Geerdts aus dem Innenministerium bei einem Rundgang am Freitag. Damit wolle das Land in der Corona-Krise vor allem die Unterkunft in Boostedt entlasten, wo teilweise mehr als 700 Menschen statt der vorgesehenen 500 untergebracht waren. Das Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge heißt erst seit Donnerstag so. Mit dem neuen Namen erhalte das Amt – ursprünglich für Ausländerangelegenheiten – einen positiveren Anstrich. Neben der Ersteinrichtung in Neumünster gibt es Landesunterkünfte in Rendsburg, Boostedt und Bad Segeberg, in denen idealer Weise 500 Menschen untergebracht werden, bevor sie auf Kreise und kreisfreie Städte verteilt werden. Bisher gab es 21 Corona-Fälle unter den Geflüchteten – alle in Neumünster. Seit dem 17. Mai sind nach Angaben des Kieler Innenministeriums alle Unterkünfte coronafrei. Für mehr Corona-Abstand: „Durch die Entzerrung in den Landesunterkünften trägt Schleswig-Holstein den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts Rechnung“, betonte Geerdts. „Mit dieser Umverteilung erreichen wir, dass auch in den Einrichtungen Neumünster und Rendsburg Leben und Wohnen mit angemessenem Abstand möglich ist“, ergänzt Dirk Gärtner, Direktor vom Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge. Zunächst sollen bis zu 200 Alleinreisende im Levo-Park untergebracht werden, weil eine Beschulung von Kindern noch nicht möglich ist. Die Bewohner können sich im Stadtgebiet frei bewegen. Ab der zweiten Jahreshälfte sollen schließlich auch Familien in die Landesunterkunft Bad Segeberg einziehen. Die maximale Belegung solle 600 Personen betragen, aber man wolle die 500er-Marke wenn möglich nicht überschreiten, sagte Gärtner. Das DRK hat die Betreuung übernommen, ein Sicherheitsdienst ist mit mindestens zwölf Personen rund um die Uhr vor Ort, ein Caterer übernimmt die Verpflegung. Die medizinische Versorgung wird von bis zu maximal vier Ärzten und acht Helferinnen sichergestellt, denen Dolmetscher zur Seite stehen, wie André Kröncke von der Notarzt-Börse erklärte. Zum Hygienekonzept gehören die Einzelbelegung der Container sowie eine abgeschirmte Isolierstation, bestehend aus einem der Gebäude mit viel Grünfläche drumherum. Geflüchtete, die in Kreise oder kreisfreie Städte verteilt werden, kommen hier unmittelbar vorher vorsorglich zwei Wochen in häusliche Quarantäne. Vor deren Beginn und deren Ende werden die Personen auf Corona getestet. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach 14 Millionen Euro nimmt das Land bis Ende 2022 in die Hand, um im Levo-Park wieder Flüchtlinge unterbringen zu können. Die neue Großküche ist fast fertig, die Heizungsanlagen mussten zum Teil erneuert werden, das WLan-Netz steht nahezu. Die medizinische Station mit Labor, Behandlungs- und anderen Zimmern sowie die Polizeiwache sind wieder Betrieb, Zimmer und Container eingerichtet. „Wir haben gut vorgesorgt und sind in diesen Pandemie-Zeiten sehr dankbar, dass wir den Standort Segeberg instandgehalten haben.“ Dafür habe es auch große Zustimmung vom Landesrechnungshof gegeben, sagte Geerdts. „Wir sind in der komfortablen Lage, nichts ad hoc aus dem Boden stampfen zu müssen.“ Anders als in manchen anderen Bundesländern habe man damit gut vorgesorgt. Levo-Park war nie komplett belegt: Die Vergangenheit der Landesunterkunft Bad Segeberg ist wechselvoll: Eine Stadt für f ast 2000 Menschen mit kompletter Infrastruktur und Hunderten von Containern sollte ursprünglich Ende 2015 auf dem Levo-Park-Gelände in Betrieb gehen. Kostenpunkt: mehr als 42 Millionen Euro. Dann kam alles ganz anders: Der Termin wurde auf Mai 2016 verschoben. 60 Bewohner waren es im Spätsommer. Im Herbst 2016 mietete sich schließlich die Hansestadt Hamburg eine Zeit lang ein, um bis zu 600 Geflüchtete auf dem Gelände unterbringen zu können. Doch bis zum Frühjahr 2017 durchliefen gerade einmal 410 Menschen die Unterkunft. Die Flüchtlinge zogen aus, Polizisten, die beim G-20-Gipfel in Hamburg zum Einsatz kamen, ein. Und sie sorgten für jede Menge Gesprächsstoff. Dann wurde es still um die Anlage. Bis auf ein paar Polizeiübungen. Die Kita der Einrichtung ist vermietet, ebenso einige Räume und Container, die der Verein für Jugend- und Kulturarbeit (VJKA) im Kreis Segeberg genutzt hat. Diese Untervermietungen laufen jetzt aus, andere sind bereits beendet. Der zeitliche Rahmen für den Betrieb der Landesunterkunft Bad Segeberg sei auf 24 Monate angelegt, sagte Innen-Staatssekretär Torsten Geerdts, „das hängt aber von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Schutzmasken richtig tragen: So geht’s! 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Landespolitik/Gesundheit - Ab Juni wieder Flüchtlinge im Levo-Park in Bad Segeberg