Ärger um Rodung am Großenen Segeberger See: Stadt geht gegen Campingplatz-Betreiber vor

Das amtliche Schreiben der Stadt Bad Segeberg, das die Campingplatz-Betreiber Uwe Maletzki und Brigitte Schmidt am Montag aus dem Bad Segeberger Rathaus bekommen haben, hat es in sich. Es lässt Verzweiflung, vor allem Wut bei den Adressaten hoch kochen. Es sei festgestellt worden, dass sie entgegen der Genehmigung des Kreises einen 25 Meter breiten Streifen entlang des Großen Segeberger Sees „gerodet“ hätten, heißt es im Schreiben. „Durch die vollflächige Rodung des Gebietes haben Sie sowohl gegen die Auflagen der Genehmigung des Kreises Segeberg als auch gegen Bestandteile des Pachtvertrages mit der Stadt Bad Segeberg verstoßen.“ Parallel zur Uferlinie sei der 25 Meter breite Gewässerschutz-Streifen von jeglicher Bebauung freizuhalten und als „Sukzessionsfläche“ zu erhalten, mahnt die Stadt. Bauamtsleiterin Antje Langethal hatte zuvor darüber auch schon in der Stadtvertretersitzung berichtet. Die Empörung sei groß gewesen bei den Politikern, erfuhren die LN. Städtische oder private Fläche? Doch was steckt dahinter? Die LN erkundigten sich vor Ort bei den Betreibern des 65 Jahre bestehenden Campingplatzes. Die Beiden wirkten am Mittwoch noch geschockt von den Vorwürfen. Bei der angeblichen Rodungs-Fläche handele es sich gar nicht um städtisches Gelände, sondern um eine Fläche, die man von Privateigentümern zusätzlich angepachtet habe, sagen sie. Bauamtsleiterin Antje Langethal widerspricht dem auf LN-Nachfrage. Es handele sich hier um städtische Flächen. Es sei von ihnen auch gar nicht geplant, in der Uferzone Wohnwagen aufzustellen, stellen die Pächter klar. Dort sollen Erlen und andere standortgerechte Pflanzen gesetzt werden. „Wir selbst haben jetzt die Auflage erfüllt, die die Stadt schon bis 2007 hätte erfüllen müssen.“ Beide seien empört über das Verhalten der Stadt, die schon längst etwas hätte unternehmen müssen, lange vor ihrer Pachtzeit. Auch dem widerspricht Langethal: Diese Regelung sei fester Bestandteil des Pachtvertrages. Sie sehe da kein Versäumnis der Stadt. Versäumnis der Stadt Bad Segeberg? Uwe Maletzki und Brigitte Schmidt holen ein auf März 2006 datiertes Schreiben hervor, sie verweisen auf die Auflage zur Genehmigung des Campingplatzes vom Kreis. Damals sei der Stadt auferlegt worden, den Gewässerschutzstreifen zu säubern und mit Gehölzen zu bepflanzen. Das habe die Stadt damals nicht getan, nun seien sie selbst in Aktion getreten, „um containerweise Gehwegplatten, Müll, Schutt, Schrott, Stromzählerschränke und Kabelreste“ aus dem Boden zu holen. Das gehe technisch gar nicht anders, als vorher das Gestrüpp auf der Fläche zu entfernen, also zu roden. Nun droht den sichtlich fleißigen Pächtern, die dabei sind, einen früher extrem heruntergekommenen Zeltplatz komplett zu sanieren, die Kündigung des Pachtvertrages. Dazu wäre ohnehin eine Entscheidung der Politiker notwendig, sagt Langethal. Sie möchte sich nicht festlegen, warte erst auf die Stellungnahme der Pächter. Sie sehe das Vorgehen aber auch als „naturschutzrechtlichen Verstoß“. Damit „muss sich der Kreis auseinandersetzen“. Der Kampf um die Existenz: Doch die Naturschutzbehörde habe sich vor Ort bereits im Oktober davon überzeugt, berichtet Brigitte Schmidt. Von Einwänden habe das Pächter-Paar nichts mitbekommen. Sie warten jetzt auf ein entlastendes Schreiben vom Kreis. Die Kreis-Mitarbeiterin habe ihnen sogar gesagt, dass „die Stadt sich bei uns bedanken sollte“. Pächter-Paar hat Platz umfassend renoviert: Doch Uwe Maletzki und Brigitte Schmidt sind sichtlich mit den Nerven runter, kurz davor, alles hinzuschmeißen. Ursprünglich wollte das Paar die Gehölze für die Uferzone selbst bezahlen. Davon sind sie ab. In den vergangenen fünf Jahren hätten sie 250 000 Euro in die elektrischen Anlagen – Maletzki ist Elektriker-Meister – und die komplette Erneuerung der Duschen und Toiletten ausgegeben. „7000 Meter Kabel“ habe er verlegt. Alles sei marode und kaputt gewesen, nicht zumutbar für die Gäste. Die elektrische Anlage mit den alten Schuko-Steckdosen hätte man schon Anfang der Neunziger austauschen müssen. Bauamtsleiterin Langethal sieht indes die Sanierung des Platzes durch die Pächter „als gegenseitige Regelung im Pachtvertrag“. Empört sind die beiden über den Umgang der Stadtverwaltung mit ihnen. Ihre Bitten und Anfragen würden nicht beantwortet, „die Stadt hält es nicht einmal für nötig, den Eingang einer Mail zu bestätigen, geschweige sie zu beantworten“, berichtet das Paar. Sie sind stolz auf Geleistetes: „Wir haben hier sehr viel geschafft in den vergangenen fünf Jahren, das kann sich sehen lassen, bloß es kommt kein Politiker vorbei, um sich das mal anzusehen“, sagt Maletzki. „Man spricht nicht mit uns, dabei haben wir die Stadtvertreter schon mehrfach eingeladen.“ Von Wolfgang Glombik