Ansturm auf Segebergs Antigen-Schnelltest: Auch Lübecker melden sich an

Geschäftiges Treiben an der Burgfeld Sporthalle. Innerhalb von wenigen Stunden haben Veranstaltungstechniker am 4. Advent in Bad Segeberg ein Schnelltest-Zentrum aus dem Boden gestampft. Ein 80 Meter langer Weg wurdee angelegt, Beschilderungen und Schleusen angebracht. Vor dem Eingang sind Absperrungen aufgestellt, und die langen Gänge im Gebäude stellen sicher, dass sich selbst ohne Hygienekonzept gar nicht erst Gedränge bilden könnte. Die Initiatoren des Schnelltest-Zentrums Bad Segeberg und dre Aktion „Save Santa“, um den Gynäkologen Andreas Lenhard, gehen auf Nummer sicher. „Knapp 500 Anmeldungen haben wir bisher“, sagt Mitorganisator Michael Witt (Eventagentur Kalkberg Konsorten). Seit Freitag können sich diejenigen anmelden, die vor Weihnachten einen Antigen-Schnelltest machen wollen. Am Sonnabend waren es bummelig 160 Menschen, die für sich oder gleich die ganze Familie per E-Mail oder über die Hotline Termine geholt haben. „Sogar aus Bad Bramstedt und Lübeck haben sich Leute gemeldet“, sagt Sina Löhmann, die die Hotline betreut. Das medizinische Fachpersonal stünde bereit, Montag um 9 Uhr gehe es los, so Witt: „Wir haben fast 60 Freiwillige. Von ihnen sind immer 25 vor Ort.“ 35 Euro kostet der Antigen-Test in der Burgfeld-Sporthalle in Bad Segeberg. Anmeldungen und Terminvergabe im Internet unter www.save-santer.de. Fragen beantwortet die Hotline auch unter Nummer 04551/882 44 83. Außerdem ist am Schnelltest-Zentrum, das über den großen Parkplatz am Ende der Burgfeldstraße erreichbar ist, ein Walk-in-Schalter für diejenigen eingerichtet, die sich spontan entschließen. Wer positiv getestet wird, wird weitergehend betreut, so wie es die Allgemeinverfügung des Kreises vorsieht und muss sofort in Quarantäne. Und wer einen PCR-Test, der das Erbgut des neuartigen Coronavirus nachweist, vorzieht, der kann ihn am „Drive thru“ des medizinischen Klinikums Borstel machen. Er kostet für Privatpersonen 85 Euro. Das Ergebnis liegt nach 48 Stunden vor. Selbstversuch der LN-Reporterin: Abstrich in der Nase: Rund 200 Personen könnten bequem täglich getestet werden. Die Maximalzahl ist mit 500 angesetzt. 1500 Tests liegen bereit. Arzt Andreas Lenhard hat den blauen Einwegkittel, die Gummihandschuhe und ein Visier übergestreift: „Legen Sie den Kopf in den Nacken und schließen Sie die Augen. Ganz entspannt. Es kann ein bisschen zwicken.“ Langsam schiebt er das dünne, lange Wattestäbchen in ein Nasenloch seines Gegenübers. Selbstversuch der LN-Reporterin. Anders als viele meinen, wird nur ein sogenannter Nasopharyngeal-Abstrich gemacht. Zugelassen sei der Test zwar für Rachen und Nase. Lenhard: „Aber es ist immer entweder oder, und wir haben uns für die Nase entschieden.“ Streit mit der Stadt: Der Kreis Segeberg bleibt skeptisch: Es zwiebelt ordentlich. Etwa wie die Betäubungsspritze beim Zahnarzt an einer unangenehmen Gaumenstelle. Alles andere läuft ähnlich, wie beim Schwangerschaftstest. Man wartet darauf, was der Teststreifen anzeigt. Nach 15 Minuten gibt es das Ergebnis. Das wird den Teilnehmern ab Montag dann in einem Dokument per Mail zugeschickt. Diese Texte haben wir exklusiv für LN-Plus-Leser recherchiert: Das sind die Corona-Regeln ab Dezember Private Treffen: Diese Regeln gelten im Dezember in Schleswig-Holstein Sport draußen und drinnen: Das ist in SH erlaubt Hier informieren wir kostenlos über Corona-Regeln: Diese Corona-Regeln haben die Bundesländer für Weihnachten und Silvester erlassen Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld wird als erster schon am Sonntag bei einem Besuch der Aufbauarbeiten getestet. Negativ. Während Landrat Jan Peter Schröder und der Kreis der Schnelltest-Aktion skeptisch gegenüber stehen, auch weil ein Antigen-Test die Corona-Ängste nicht vollends ausräumen kann, sieht Schönfeld den Nutzen: „Auch wenn der Schnelltest nur 94-prozentig ist.“ Die Kritik daran, dass die Fallzahlen bei positiv Getesteten im Kreis Segeberg steigen, könne er nicht nachvollziehen. Auch andere Kreise in Schleswig-Holstein uneinig: Im Kreis Rendsburg Eckernförde stehen die die Behörden im Schulterschluss zusammen. Hier ist der Antigen-Schnelltest sogar kostenlos. Ostholsteins Landrat Reinhard Sager äußert sich dagegen ebenfalls kritisch und glaubt nicht, dass nun an der Ostseeküste im Kampf gegen die Corona-Pandemie ähnliche Aktionen befeuert werden. „Je mehr Antigen-Tests wir im Land ausbringen, um so mehr belasten wir die Gesundheitsämter, die sowieso schon auf voller Kraft arbeiten“, verweist er auf die Strategie des Bundes und der Länder. Bei den Menschen überwiegt jedoch der Wunsch nach ein bisschen mehr Sicherheit: „Ich finde die Aktion sehr gut, auch wenn es ein Antigen-Test ist. Besser das, als gar nichts“, sagt Monika Hische aus Bad Segeberg. „Ich traue diesem Schnelltest nicht. Das Ergebnis wäre nur eine Momentaufnahme“, sagt dagegen Birger Bach aus Schackendorf und verzichtet darauf, seine Eltern zu Weihnachten einzuladen. „Sie bleiben zu Hause.“ Ingo Stahlbock aus Negernbötel dagegen befürwortet den Antigen-Schnelltest, auch wenn er nicht so genau ist wie ein PCR-Test. „Man kann einfach nicht vorsichtig genug sein, wenn man sich die Zahlen ansieht“, sagt Andreas Lenhard, Inititator der Aktion: „Jede Methode, die ein bisschen mehr Sicherheit gibt, ist gut im Kampf gegen die Corona-Pandemie.“ Lesen Sie auch Trotz Lockdown: Mit Click & Collect weiter in Bad Segeberg einkaufen Die Corona-Zahlen im Kreis Segeberg am 18. Dezember 2020 Im Lockdown: Die Gottesdienste zu Weihnachten im Kreis Segeberg Von Heike Hiltrop