B205-Sanierung dauert länger: Bürgermeister verärgert

Anwohner und Geschäftstreibende müssen sich gedulden. Die Sanierung der Bundesstraße 205 verzögert sich. Das bedeutet auch: Eine Vielzahl von Fahrzeugen und Lastern rollt weiter durch die kleinen Ortschaften zwischen Bad Segeberg und Neumünster. Die neue Fahrbahn sollte ursprünglich um den 8. November fertig werden. Derzeit liegt die Baufirma jedoch einige Wochen hinter dem Zeitplan. Altes und giftiges Material verzögert Sanierung: Grund dafür ist der Untergrund der Fahrbahn, in den vorher niemand in Gänze hineinsehen konnte: So wurde verbautes Material gefunden, das 60 bis 70 Jahre alt war. Wie der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) auf Anfrage mitteilt, habe sich ein ungleichmäßiger Aufbau offenbart, der nicht mit einer modernen Straße vergleichbar sei. Statt alte Schichten neu zu verfestigen, mussten sie entfernt und entsorgt werden – auch weil Schadstoffbelastungen zu groß waren. Demnach enthielt die Straße Schichten mit kohlenteerhaltigen Bitumengemischen, so der LBV. „Laboranalysen zeigten erhöhte Konzentrationen an PAK, also Polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen.“ Dabei handelt es sich laut Bundesumweltamt um eine besorgniserregende Stoffgruppe. Viele PAK haben krebserregende Eigenschaften, heißt es in einer Analyse. Einige PAK seien giftig und würden in der Umwelt kaum abgebaut. Bürgermeister ärgert mangelnde Kommunikation: Zudem hat Material aus früheren Sanierungen die Fräsarbeiten auf der B 205 erschwert. Das kostete wertvolle Zeit. Die Anlieger schmerzt das. „Obwohl wir den Löwenanteil der Belastung tragen müssen, hat man uns gar nicht auf dem Schirm. Das ist unerträglich“, moniert Jörg Wrage, stellvertretender Bürgermeister von Groß Kummerfeld. Er wohnt direkt an der Strecke, die viele als schnellste Ausweichvariante nutzen – statt die offiziellen Umleitungen. Was ihn am meisten stört ist die fehlende Kommunikation. Auf den Dörfern weiß man nichts von einer Bauverzögerung. „Der Umgang ist verbesserungswürdig“, sagt Wrage. Anwohner und Bürgermeister hatten sich mit Beginn der Baumaßnahmen im Juni über Lärm und die große Verkehrsbelastung beschwert. Die Polizei ging verstärkt zu Geschwindigkeitsmessungen über, um den Bürgern entgegenzukommen. In Rickling hatte sich sogar Protest geregt. Die Dorfstraße wurde zugeparkt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Weitere Aktionen habe es nicht gegeben, sagt Bürgermeister Keno Jantzen. Ganz im Gegenteil habe der Protest eher für Kopfschütteln im Ort gesorgt. Die B 205 ist eine stark befahrene Hauptverkehrsachse zwischen Bad Segeberg und Neumünster. Eben darum wird sie auch erneuert: Risse und Dellen haben die Verkehrssicherheit zunehmend beeinträchtigt. Der Verkehr wurde zuletzt auf 80 Stundenkilometer gedrosselt. Der stark beschädigte Asphalt stand auf der Prioritätenliste der Straßenbaubehörde weit oben. Gesperrt ist eine Länge von rund 20 Kilometern. Zwischen Neumünster-Gadeland und Rickling wird die Deckschicht erneuert. Zwischen Rickling und Wahlstedt wird eine grundhafte Erneuerung vorgenommen. Hierfür werden alle Asphaltschichten und die Verfestigung neu hergestellt. So sei an der K 114 erst nach massiven großen Protesten ein weiterer Hinweis zur Umleitung in Richtung Trappenkamp aufgestellt worden – um den Verkehr aus den Dörfern zu bekommen. Dass eben jene K 114 erst vor wenigen Jahren verbreitert wurde, rettet die Situation für die umliegenden Gemeinden. „Ich möchte mir nicht vorstellen, wie die Banketten heute aussehen würden. Die Straße wäre im Eimer“, sagt Wrage. Senioren trauen sich nicht mehr über die Straße: In Fahrenkrug sind die brenzligen Verkehrssituationen Thema in jeder politischen Versammlung. „Das braucht man nicht mehr hinterfragen. Kritische Situationen sind an der Tagesordnung“, sagt Bürgermeister Reiner Martin. Dass jetzt alles noch länger dauert, kann er nicht nachvollziehen. „Es ist ein unzumutbarer Zustand“ – für die Kita, für Schüler. „Die Senioren trauen sich nicht mehr über die Straße.“ Für Fahrenkrug sei das doppelt ärgerlich. Denn auf Bitten und Nachfragen sei nicht reagiert worden. So hätte man sich eine vorübergehende Tempo-30-Zone gewünscht. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass man solchen Argumenten nicht folgt.“ Die Verkehrsbelastung nunmehr für ein halbes Jahr: „Das ist eine lange Distanz.“ „Noch mal ein Viertel der geplanten Zeit, das ist eine ganze Menge“, bedauert auch Keno Jantzen, Bürgermeister in Rickling. „Wir kommen in die dunkle Jahreszeit. Dann wird es noch unübersichtlicher“, sorgt er sich. Jedoch müsse man bei Bauarbeiten immer mit unvorhersehbaren Ereignissen rechnen. „Das ist eine Wundertüte und kann sich immer verzögern.“ Er hofft weiter auf Geduld seiner Mitmenschen. „Man ist mal mehr und mal weniger betroffen. Das nennt man Solidarität.“ Die Gemeinde hat weitere Geschwindigkeitsmesser installiert, und laut Jantzen helfen die auch. Wetter kann Sanierung weiter verzögern: Vorgesehen war eine Vollsperrung vom 7. Juni bis Anfang November. Angepeilt ist die Fertigstellung nun für Anfang Dezember. Laut LBV finden derzeit Asphaltierungsarbeiten statt, die noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Es folgen Arbeiten an den Banketten, also Seitenstreifen, und den Schutzplanken. Eine Garantie für eine fertige Straße im Dezember gibt es jedoch nicht: Denn der Straßenbau sei wie immer von der Witterung abhängig, heißt es. Dass Abschnitte der neuen Straße vorher geöffnet werden, ist nicht zu erwarten. Laut den Straßenbauern soll die Freigabe auf ganzer Länge erfolgen. Durch die Verzögerung wird das Projekt 8,7 Millionen Euro kosten – 700 000 Euro mehr für die thermische Verwertung der schadstoffbelasteten Schichten der alten Straße. 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