Bad Segeberg: Corona-Testzentrum im Alten Bahnhof geplant

Nachdem im Kreis Segeberg die Corona-Zahlen wieder steigen und immer mehr Menschen nach Corona-Schnelltests verlangen, gibt es jetzt konkrete Pläne, in Bad Segeberg ein Testzentrum aufzubauen. Ein Bad Segeberger Unternehmer plant zusammen mit der Werbe- und Eventagentur Kalkberg Konsorten ein großes Zentrum im leerstehenden alten Bahnhof aufzubauen. Michael Witt von der Agentur bestätigte das Vorhaben. Schon vor Weihnachten hatte man mit dem Apotheker Dirk Buckenberger in kurzer Zeit – damals noch gegen den erklärten Widerstand der Kreisgesundheitsbehörde und Landrat Jan Peter Schröder – in der Sporthalle der Schule am Burgfeld ähnliches aufgezogen. Damals wurden knapp 1000 Schnelltest in 2,5 Tagen durchgeführt und die positiven Testpersonen umgehend mittels PCR-Test nachkontrolliert. Jetzt gehört es zur offiziellen Strategie im Kampf gegen Covid-19 massenweise Schnelltests anzubieten. Witt: „Wir müssen jetzt impfen und testen wie die Blöden, damit hier endlich wieder normales Leben einkehren kann.“ Ziel sei es, „ein coronafreies Bad Segeberg zu bekommen“. Das Problem bei dem Bahnhofs-Projekt ist, dass bislang noch nicht feststeht, wie die Schnelltests abgerechnet werden können. Das sei jetzt die „größte Herausforderung“. Fast stündlich werde mit dem notwendigen Erlass der Landesregierung gerechnet. Denn jetzt könne man die Leute nicht für Schnelltests zur Kasse bitten, zumal der Bevölkerung mindestens einmal wöchentlich ein kostenloser Antigentest zugesichert worden sei. Es müssten noch viele Dinge im Hintergrund geklärt werden, sagt Witt mit Hinweis auf die Bürokratie im Kreis Segeberg. „Ich hoffe nur, dass es diesmal schnell geht.“ Volle Unterstützung von Bürgermeister Schönfeld: Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld hat seine volle Unterstützung für das Projekt zugesagt. Ein Bad Segeberger Geschäftsmann hat angekündigt, zuverlässige Schnelltests in ausreichender Zahl zu liefern. Erfahrungen gebe es danach reichlich: In einem Pilotprojekt werden jetzt zum Beispiel von den Initiatoren an der Rohlstorfer Annette von Rantzau Gemeinschaftsschule regelmäßig alle Personen getestet. Der leerstehende alte Bahnhof sei als Testzentrum ideal gelegen. Wer mit dem Auto kommt, kann im rückwärtigen Bereich des Bahnhofs parken und direkt zum Testen gehen. Hier könne man einen Rundlauf mit Ein- und Ausgang organisieren, das Hygiene-Konzept sei ideal zu verwirklichen. „Es ist alles in den Startlöchern, wir wissen nur noch nicht, wie mit dem Land abgerechnet wird“, heißt es. Landrat – vom Schnelltest-Gegner zum Fan: Selbst Segebergs Landrat Jan Peter Schröder soll gestern per Mail den Verantwortlichen Unterstützung zugesichert haben. Seine Einstellung zu Schnelltests scheint sich damit um 180 Grad gedreht zu haben. Als noch vor Weihnachten unter dem Motto „Safe Santa“ Apotheker Dirk Buckenberger und Frauenarzt Dr. Andreas Lenhard die große Schnelltest-Aktion initiierten, gab es seitens des Kreises größte Bedenken. „Safe Santa“ wurde mit tatkräftiger Hilfe von Bürgermeister Dieter Schönfeld gegen den Willen des Kreises durchgesetzt. Jemanden ohne Symptome oder Kontakt zu einer infizierten Person zu testen, war aus Sicht des Landrats „blinder Aktionismus, der vermutlich gut gemeint ist, aber mehr Risiken als Chancen birgt“. Mit Hochdruck Schnelltest-Kapazitäten ausbauen: Als „großen Widerstand“ interpretiert das Landrat Jan Peter Schröder heute nicht mehr. „Im Ergebnis haben wir mit dem Anbieter einen guten, einvernehmlichen Weg gefunden“, teilte er auf LN-Nachfrage mit. Gesundheitsministerium, der Kreis und die Kommunen arbeiteten aktuell gemeinsam „mit Hochdruck am Ausbau von Schnelltest-Kapazitäten durch die Errichtung kommunaler Testzentren beziehungsweise die Beauftragung Dritter“. Schröder: „Es besteht Einigkeit zwischen den Kommunen und dem Land, dass möglichst viele Angebote nutzbar gemacht werden sollen und die Beauftragung von Dritten Vorrang vor staatlichen oder kommunalen Strukturen haben soll.“ Qualifizierte Anbieter hätten „hier die Möglichkeit, sich einzubringen“. „Was der Kreis als Teufelszeug empfunden hat, die Schnelltests, gilt jetzt als Segensbotschaft schlechthin“, kommentiert Bürgermeister Dieter Schönfeld schmunzelnd. Der Kreis hätte „uns auch vor Weihnachten nie und nimmer den Aufbau eines Testzentrums verbieten können“, stellt Schönfeld den LN gegenüber klar. Er selbst setzt jetzt auch bei seinen kommunalen Sitzungen auf Schnelltests. Zum Beispiel bei der Stadtvertretersitzung am Dienstag, 16. März, um 18.30 Uhr in der Spielehalle der Schule am Burgfeld. Dort können sich alle Teilnehmer und Besucher freiwillig testen lassen. Auf Kosten der Stadt, kündigte Schönfeld an. Von Wolfgang Glombik