Bad Segeberg: Im Levo-Park wächst ein Skulpturenpark

Plastiken, Wandreliefs, Skulpturen: Man muss die Kreisstadt schon ganz genau kennen, um alle 20 Arbeiten, die als Kunst im öffentlichen Raum gelten, zu entdecken. Die Brunnen in Bad Segeberg, fünf sind offiziell aufgelistet, machen einen Großteil aus. Und kreative Arbeiten, die auf Karl-May hinweisen. Da ist der Indianerkopf von Klaus Kammerichs, stilisierte Sioux-Tipis von Tina Schwichtenberg, eine Karl-May-Büste von Selmar Werner und eine Figur von Josef Farkas im Marktbrunnen, die an einen Indianer erinnern soll. Nun schickt sich der Levo-Park an, zum Kunstraum zu avancieren. Der wirtschaftlich pulsierende Stadtteil am Jaguarring, ab vom Schuss und gewachsen aus der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne, bietet nicht nur Unternehmen viel Platz. Großzügige Rasenflächen und alte Solitärbäume böten sich geradezu als Rahmen für Arbeiten heimischer und internationaler Künstler an, ist Levo-Park-Geschäftsführer Sven Borchers überzeugt. Immerhin gibt es auf dem 29 Hektar großen Areal zwischen zwei und drei Hektar Grünflächen. Die bieten Platz für Skulpturen im öffentlichen Raum. Zumal mit Ulrich Wachholtz und seiner Frau Gabriele ein Unternehmerpaar hinter dem Vorhaben steht, dass sich sehr stark für die Kunst im Norden engagiert. Nach dem Windspiel „Drei Japaner“ des nordfriesischen Schmiedekünstlers Arne Prohn und dem einer ebenfalls im Wind drehenden Skulptur des Schweizers Metallkünstlers Yvan „Lozzi“ Pestalozzi gesellt sich als dritte Arbeit eine Bronze dazu. Die restaurierte „Segelsäule“ stammt aus dem Atelier des Bildhauers Manfred Sihle-Wissel in Brammer. „Am längsten sitzt man an der Überlegung, an dem kleinen Modell, das man sehr genau vorbereitet. Wenn man das nicht hat, dann kommt man im Großen in Schwierigkeiten.“ Das kleine Modell zur Plastik sei bei Seglern beliebt, sagt der Künstler und lacht. Er habe es schon mehrfach verkauft. „Ich glaube, das nennt man anfüttern.“ Die gut drei Meter hohe Säule aus stilisierten Segeln im Wind, ist dagegen quasi recycelt. Ursprünglich stand die Plastik am Schleswiger Schloss Gottorf. Nachdem sie beschädigt worden war, gab es für den dortigen Skulpturenpark eine Neue. Sihle-Wissel restaurierte die ursprüngliche Plastik, die nun ihren Platz im Levo-Park bekommen hat. Auch die nächste Arbeit, dieses Mal buchstäblich bodenständig, wird derzeit überarbeitet: Um eine von Horst Antes Stahlskulpturen „Figur 1000“ kümmert sich gerade der bekannte Lübecker Bildhauer Winni Schaak. Noch überdeckt eine graue Lackschichten den Corten-B-Stahl, eine schwarze hat er bereits entfernt. „Glasperlengestrahlt“, sagt er und schaut auf die durchgerostete Bodenplatte. „Die erneuere ich auch, sie wird dicker.“ Wenn demnächst eine Skulptur des Lübecker Bildhauers Winni Schaak im Levo-Park steht, dann ist das nicht seine erste Arbeit, die in Bad Segeberg zuhause ist: 1994 hatte der Bildhauer „den Kaktus“ für die damalige Evangelische Akademie in Bad Segeberg angefertigt. Die knapp zwei Meter hohe Skulptur hatte im Garten gestanden, bis die Evangelische Akademie Ende 2003 geschlossen wurde und der Gebäudekomplex vorübergehend leer stand. 2011 zog dann der Verein für Jugend- und Kulturarbeit mit der Jugendakademie ein. Im Zuge von Recherchen für die Onlineseite „Kunst@SH“ für Kunst im öffentlichen Raum war der Kaktus zwar aufgeführt, aber nicht auffindbar. Niemand wusste etwas über den Verbleib. Bis der ehemalige Hausmeister Gerhard Jahncke angesprochen wurde. Er hatte die Plastik sicherheitshalber im Keller gelagert, damit sie nicht beschädigt wird. Seit 2018 steht das Kunstwerk erneut nicht mehr an seinem Platz. Mittlerweile haben sich der Staub und feine Spinnenfäden auf das Werk gelegt. Eigentlich sollte sie restauriert werden, doch nach dem Kostenvoranschlag habe er nichts mehr von der Jugendakademie gehört, sagt Winni Schaak. Seither steht die Skulptur im Atelier des Künstlers in Lübeck-Schlutup und wartet. Die besondere Legierung des Baustahls gebe ihm die besonders starke Wetterbeständigkeit und den warmen Farbton, darum sei er bei Künstlern beliebt. Warum die Arbeit von Antes übermalt wurde? Vielleicht eine Geschmackslaune des ursprünglichen Käufers. Wenn alles klappt, könne sie noch im November auf ihrem Platz in Segeberg stehen, sagt Schaak. Nichts Monumentales: Im Anschluss macht sich der freie Künstler, Designer, Schmiede- und Schlossermeister auf Wunsch von Familie Wachholtz an einen eigenen Entwurf. Die Idee: noch vage. Vielleicht angelehnt an eine andere Skulptur aus seiner Werkstatt. „Eine gestreckte Variante mit Durchbruch. Aber vielleicht habe ich noch einen ganz anderen Geistesblitz und sage: ,Ne, das wird doch ganz anders.’“ In der Größe hat sich der Künstler dagegen fast schon festgelegt: 2,20 Meter ist eine schöne Höhe. Ich möchte auch nicht so monumental werden.“ Lesen Sie auch: Wahlstedt: Polizei ermittelt nach Feuer auf Mehrgenerationenspielplatz Eltern fordern Tempolimit vor Grundschule: Alter Beschluss könnte helfen Geflügelpest in Heidmühlen: Sperr- und Beobachtungsbezirk in Segeberg Von Heike Hiltrop