Bad Segeberg: Noch keine Corona-Impfung für Freiwillige Feuerwehr

In Schleswig-Holstein konnten am Dienstag wieder Termine gebucht werden, um sich zum Beispiel im Impfzentrum Wahlstedt gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Mit dabei sind Polizei- und Ordnungskräfte, Soldaten sowie Personen, die im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig sind. Nicht dabei sind die ehrenamtlichen Feuerwehrleute. Sie gehören nicht zu der impfberechtigten Prioritätsgruppe 2, die sich einen Impftermin holen kann, obwohl Feuerwehrleute im Einsatz genauso wie geimpfte Hauptamtliche der Coronagefahr ausgesetzt seien, kritisiert Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld. Er möchte diese Ungerechtigkeit nicht hinnehmen. „Wer gegen Geld seine Arbeit macht, ist geschützt, und wer ehrenamtlich unterwegs ist, muss auf die Impfung weiter warten.“ Ehrenamtler werden schlechter behandelt als die Profis: Dabei würden die Ehrenamtlichen genauso zu den Einsätzen fahren wie Polizeibeamte und Rettungssanitäter. Das sei doch bedenkenswert, warum die Hauptamtlichen den schnellen Impfschutz bekämen, die Ehrenamtlichen aber nicht. Es gehe ihm jetzt nicht um eine kleine Ortswehr, die vielleicht ein, zwei Einsätze im Jahr habe, sondern um die Schwerpunkt-Feuerwehren wie zum Beispiel die Bad Segeberger Feuerwehr, die in sechs Wochen etwa 20 Einsätze hatte. Die würden natürlich „in Präsenz“ absolviert „und nicht in 1,50 Meter Abstand zum Gefahrenherd, sondern Nase an Nase“. Die Feuerwehr in Bad Segebergs habe über 200 Einsätze im Jahr, „da ist es doch nicht einzusehen, dass die Ehrenamtler schlechter behandelt werden als die Profis“, betont Rathauschef Schönfeld. Feuerwehrleute mit direktem Kontakt zu Patienten: Werden in dieser Republik angesichts des knappen Impfstoffs Ehrenamtliche weniger geschützt als Hauptamtliche? Tatsächlich müssten sich selbst die First-Responder-Einheiten beim Impfen hintenan stellen, weiß Bad Segebergs Wehrführer Mark Zielinski. First Responder sind Ehrenamtler, die in ländlichen Regionen auf dem Lande vor Ort oft rascher am Einsatzort sind, als der reguläre Rettungsdienst. Oft genug müssten Patienten auch von den Feuerwehren im Rahmen der technische Hilfeleistung über die Drehleiter aus ihren Wohnungen herausgeholt werden. Zielinski: „Da haben wir direkten Patientenkontakt, ziehen Schutzanzüge über.“ Zielinski würde sich „sehr sehr wünschen, wenn hier der gesunde Menschenverstand“ gelte und man die Leute bei der Impf-Reihenfolge nach vorne nehme, die unmittelbaren Kontakt zu Menschen haben. Warum würden zum Beispiel nicht Impfstoffe, die in den Zentren übrig seien, etappenweise an die örtlichen Wehren verimpft. „Wir sind schnell, können innerhalb einer Viertelstunde im Impfzentrum sein, wenn wir gerufen werden“, schlägt Zielinski vor. Bad Segebergs Wehrführer hat gerade am Wochenende mit Wehrführern der Mittelstädte in Schleswig-Holstein bei der Videokonferenz die Unruhe unter den Kollegen festgestellt. „Alle haben Impfbedarf. Besonders die großen Wehren, die bis zu 80 Prozent der Einsätze im Jahr leisten, können es kaum abwarten.“ Lesen Sie auch Selbsttests an den Segeberger Schulen: Nur wenige Abschlussschüler machen mit Corona-App „Luca“ jetzt auch für den Kreis Segeberg Bundesimpfverordnung unterscheidet nach Risiko: Zwar könne die Bad Segeberger Wehr mit FFP2-Masken und Schnelltests, die die Stadt zur Verfügung stelle, die Einsatzbereitschaft in diesen Zeiten aufrecht erhalten. Aber es wurmt die Ehrenamtler schon, dass nur geschützt werde, wer seinen Dienst am Menschen hauptamtlich mache. Auf LN-Anfrage teilt das Kieler Gesundheitsministerium mit, dass der Begriff „Feuerwehr“ recht umfassend sei. Nach der Bundesimpfverordnung werde je nach Risiko unterschieden. So gehörten Personen, die beruflich in der Notfallrettung im Rettungsdienst tätig seien – „das können auch Mitarbeiter*innen der Berufsfeuerwehren sein“ – zur Gruppe mit höchster Priorität (Prio 1). Diese Personen seien in der Regel bereits geimpft in Schleswig-Holstein. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Ein Brief der Feuerwehren an Gesundheitsminister Spahn: Polizei- und Ordnungskräfte, die – etwa bei Demonstrationen – einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt seien, gehören zur Priorität zwei und können laut Verordnung jetzt zum Impfen. Nicht so die Wehren. Segebergs Kreiswehrführer Jörg Nero, der auch Stellvertreter beim Landesfeuerwehrverband ist, hat schon bemerkt, dass das Thema die Männer und Frauen in den Wehren beschäftigt. „Der Landesfeuerwehrverband hat mehrfach in Frage gestellt, ob die jetzige Impf-Priorisierung die richtige ist, aber die Politiker halten daran fest, dass die Ehrenamtlichen bei der Feuerwehr erst an dritter Stelle stehen. Das war eine Entscheidung des Bundes.“ Inzwischen habe sich der Feuerwehrverband brieflich an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt, ob man die Freiwilligen Feuerwehren nicht bei der Impf-Priorisierung vorziehen könne, berichtet Neo. Eine Antwort stehe noch aus. Von Wolfgang Glombik