Bad Segeberg:Streit um Corona-Schnelltest-Aktion vor Weihnachten

Der massive Widerstand des Kreises Segeberg gegen eine ,Schnell-Test’-Aktion von Ärzten und Apothekern vor den Feiertagen sorgt für Kopfschütteln. Während Segebergs Landrat Jan Peter Schröder und sein Gesundheitsamt sich hier klar dagegen positionieren, führt der Kreis Rendsburg-Eckernförde sogar in Eigenregie am Tag vor Heiligabend eine große kostenlose Aktion mit Antigen-Test durch. Ziel sei es, mit den Schnelltests im Foyer der Sparkasse Mittelholstein möglichst junge Menschen im Alter zwischen zehn und 30 Jahren zu erreichen, die ohne Symptome sind, teilte die Kreissprecherin aus Rendsburg den LN mit. Einen Tag vor Weihnachten könnten sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene dort kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Da diese Gruppe bei einer Covid-Infektion häufig ohne Symptome bliebe und so andere gefährde, möchte man gerade hier testen. Die Aktion werde vom Kreis bezahlt, erklärte die Sprecherin. Damit solle die Infektionsgefahr zum Fest verringert werden. Doch ganz anders der Kreis Segeberg: In Bad Segeberg hatte sich, wie berichtet, eine Initiative um den Gynäkologen Dr. Andreas Lenhard gebildet. Er plant, mit einem 40-köpfigen Team in den Tagen vor Weihnachten möglichst viele Segeberger mit Schnelltests auf Corona prüfen zu lassen. Alles ist organisiert, ein Pharma-Unternehmen stellt reichlich – ausdrücklich besonders zuverlässige – Schnelltests zur Verfügung, die Logistik steht. Doch hier gibt es massiven Widerstand. Der Kreis bezweifelt die Zuverlässigkeit dieser Antigen-Tests. Der Landrat spricht gar von „blindem Aktionismus“ der Gruppe. Aufsichtsbehörde wirkt einschüchternd: Das Gesundheitsamt soll nach Angaben von Lenhard gegenüber den Organisatoren sogar angekündigt haben, die Testung zu verbieten und gar die Zufahrt zur Halle zu sperren. Lenhard: „Das klang für mich schon bedrohlich, schließlich ist das unsere Aufsichtsbehörde.“ So bedrohlich, dass inzwischen Helfer der Aktion nicht mehr in den Lübecker Nachrichten genannt werden wollen, weil sie Nachteile für sich und ihr medizinisches Unternehmen befürchten. Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD) fällt es schwer, die Argumente des Kreises zu akzeptieren. Vom Kreis genehmigt, würden in Pflegeheimen von examinierten Altenpflegerinnen Antigen-Tests durchgeführt. Die Gefahr, dass die Ergebnisse bei Testungen nicht immer perfekt seien, „ist überall gegeben“. Die Wahrscheinlichkeit für eine hohe Fehlerquote ist sehr gering. „Wenn Pflegeheime hier testberechtigt sind, aber ein Arzt nicht, ist das nicht zu vermitteln.“ Schönfeld hat die städtische Halle der Burgfeldschule für die Aktion reserviert. „Ich kenne keine Vorschrift, wonach der Landrat eine derartige Aktion verbieten könnte.“ Wenn der Kreis beim Satiremagazin „Extra drei“ erwähnt werden möchte, solle er ruhig „die Zufahrt zu unserer Halle sperren“, stellt Schönfeld klar. Kreis fürchtet Mehraufwand: Initiator Lenhard hätte eher erwartet, dass der Kreis bei der geplanten Aktion helfe. Er würde bei einem positiv Getesteten in seiner Praxis sofort den üblichen PCR-Test durchführen. „Die Leute sollen doch möglichst schnell Gewissheit haben.“ Doch der Kreis zweifelt die Zuverlässigkeit der Antigen-Tests an, obwohl diese ausdrücklich vom Bund freigegeben wurden. Es entstehe für die Mitarbeiter des Infektionsschutzes durch „eine vorhersehbare Häufung an falsch-positiven Testergebnissen“ ein Mehraufwand, der personelle Ressourcen bindet, die an anderer Stelle fehlten“, heißt es vom Kreis. „Wer sich auf Corona testen lassen möchte, aber keine Symptome hat, für den ist ein Schnelltest nur bedingt geeignet“, sagt Uwe Petry, Leiter des Infektionsschutzes beim Kreis. Und weiter wird in der Pressemitteilung behauptet: „Sollte ein Getesteter infiziert sein, aber keine Symptome haben, falle der Schnelltest oftmals trotzdem negativ aus.“ Auch sei „bereits häufiger“ die Erfahrung gemacht worden, dass ein Schnelltest ein falsches Ergebnis angezeigt habe und die getestete Person sowie ihre Kontaktpersonen nicht infiziert und somit unbegründet in Quarantäne waren. „Vor allem an und über Weihnachten möchte das vermutlich niemand sein, zumal nicht immer davon ausgegangen werden kann, dass die Labore über Weihnachten in voller Personalstärke arbeiten und der PCR-Test überhaupt ausgewertet wird“, warnt Petry. Von Wolfgang Glombik