Bad Segebergs Klärwerk: ein Hightech-Betrieb

Um einen Blick ins Segeberger Klärwerk werfen zu können, muss man eigentlich Kind sein und einen Kindergarten oder eine Schule besuchen. Sie werden regelmäßig über das Gelände geführt und bekommen nebenbei eine Lehrstunde darin, was ins Abwasser gehört und was nicht. Für Erwachsene aber sind die Gelegenheiten der Besichtigung rar gesät. Den letzten Tag der offenen Tür gab es nach einer von mehreren Erweiterungen im Jahr 2001. Am Sonntag aber feierte die Kläranlage ihr 50-jähriges Bestehen. Viele Besucher kamen, um mitzufeiern. Viele Familien hatten sich bei hochsommerlichen Temperaturen auf zur Kläranlage gemacht, die weit ab vom Schuss am äußersten Rand Bad Segebergs in der Burgfeldstraße liegt. Es gab Vorführungen der Feuerwehr Bad Segeberg, Kinderschminken, Entenangeln, kleine Mitmach-Aktionen. Und natürlich einige biologische Erkenntnisse zum Thema, die Klärwerksleiter Klaus Hiltermann und seine zwölf Mitarbeiter für die Geburtstagsgäste vorbereitet und dabei auch noch ihre Kreativität unter Beweis gestellt hatten. „Kläri Klar“, das Nitrobacter-Maskottchen: Kerstin Heinbokel und Dagmar Mannke, beide sind Mitarbeiterinnen des Zweckverbandes Mittelzentrum, haben mit „Kläri Klar“ sogar ein Maskottchen für die Anlage entworfen. Mit gelben Haaren und roter Schleife verkörpert es ein Nitrobacter-Bakterium, ohne das in der Kläranlage gar nichts laufen würde. 25 Exemplare von dem Maskottchen wurden genäht, das Bürgermeister Dieter Schönfeld so gut gefiel, dass er es sich auf die Wange malen ließ. 35000 Einwohner sind an das Klärwerk in Bad Segeberg angeschlossen. 2,15 Millionen Kubikmeter Abwasser haben sie im Jahr 2015 produziert. 5900 Kubikmeter Abwasser werden pro Tag in das Klärwerk eingeleitet. 109 Liter beträgt die durchschnittliche Tageseinleitung pro Einwohner. Die Kosten 1,62 Euro kostet ein Kubikmeter Trinkwasser, die gleiche Menge Abwasser kostet 2,78 Euro, zusammen macht das 4,40 Euro. Der Einwohner zahlt bei einem durchschnittlichen Tagesverbrauch von 109 Litern somit 0,48 Euro für Wasser und Abwasser pro Tag. Daneben aber gab es auch jede Menge Wissenswertes, das die Besucher erstaunte: Das Klärwerk Bad Segeberg, in dem nicht nur das Abwasser der Mitgliedsgemeinden des Zweckverbandes Mittelzentrum (Bad Segeberg, Wahlstedt, Fahrenkrug und Schackendorf), sondern auch der Gemeinden Groß Rönnau, Klein Rönnau, Högersdorf, Wittenborn und Stipsdorf gereinigt wird, hat sich nämlich schon längst von einer einfachen Reinigungsanlage zu einem Hightech-Betrieb gewandelt. Täglich melden Sonden automatisch die Werte von Abwasser und Schlamm online an ein Prozessleitsystem. Dabei sieht Segebergs Tiefbauer Robin-Arne Otten das Klärwerk gut aufgestellt: „Selbst wenn die Grenzwerte dramatisch nach unten gesenkt werden würden, sind wir gut dabei.“ Gebisse, Ringe und sogar Bierdosen landen im Abwasser: Die benötige Energie deckt die Kläranlage zum Großteil aus dem eigenen Blockheizkraftwerk ab, das immerhin 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt und damit 60 Prozent des Strombedarfs liefert. Der Wärmebedarf wird sogar zu 100 Prozent durch das Kraftwerk erzeugt. 35 bis 40 Stunden verbleibt das Abwasser in der Kläranlage, aus dem Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphate herausgefiltert werden. Nach einer Abbauleistung von 95 bis 98 Prozent wird es dann in die Trave geleitet. Zwei der zwölf Mitarbeiter sind ausschließlich damit beschäftigt, die 43 Pumpstationen zu kontrollieren, denn nicht alles, was im Abwasser landet, gehört dort auch hinein. Thomas Heinbokel von der Unteren Wasserbehörde: „Die Leute denken nicht nach. Sie kompostieren über die Toilette.“ Klaus Hiltermann ergänzt: „Wir fischen regelmäßig Gebisse, Ringe, Bierdosen, Kondome und jede Menge Feuchttücher aus dem Abwasser.“ Von Petra Dreu

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