Bewaffneter überfällt Tankstelle in Bad Segeberg

Dramatischer Raubüberfall auf die Avia-Tankstelle in der Hamburger Straße in Bad Segeberg: Es war genau 21.25 Uhr als am Sonnabend ein Unbekannter die Tankstelle betrat und den 19-jährigen Angestellten mit einer Schusswaffe bedrohte. „Er forderte die Herausgabe von Bargeld“, berichtet Polizeisprecher Lars Brockmann. Der junge Mann, der zu dem Zeitpunkt alleine im Verkaufsraum war, gab dem Täter das Geld. „Er hat alles richtig gemacht, in so einer Situation sollte man niemals versuchen, den Helden zu spielen“, sagt Brockmann. Die Höhe der Summe lag „im unteren vierstelligen Bereich“, so die Polizei. Nachdem der Täter das Geld in einem Beutel verstaut hatte, soll er gen Ortsausgang in Richtung Norderstedt zu Fuß geflohen sein. Großfahndung in Bad Segeberg: Kurz darauf war Bad Segeberg in heller Aufruhr. Mehrere Streifenwagen fuhren durch die Stadt, die Polizisten fahndeten intensiv im Stadtgebiet. Ein Hubschrauber der Bundespolizei aus Hamburg kreiste knatternd über den Häusern. Sogar ein Polizeihund der Diensthundestaffel der Polizeidirektion Lübeck nahm die Fährte des Täters auf. Doch es war vergebens. „Die Fahndung führte bisher nicht zur Ergreifung des Täters“, sagt Lars Brockmann. Täter kann entkommen: Die Polizei sucht jetzt Zeugen. Bei dem Flüchtigen soll es sich um einen circa 1,75 bis 1,85 Meter großen und athletisch gebauten Mann handeln, der wahrscheinlich zwischen 18 und 25 Jahre alt ist. „Der Unbekannte trug schwarze Herrenschuhe, eine schwarze Hose, einen schwarzen Kapuzenpullover, ein helles Cap und einen schwarze Mund-Nasen-Schutz mit weißem Rand“, so der Polizeisprecher. Der Täter habe akzentfreies Deutsch gesprochen und kurze dunkle Haare. Die Ermittlungen hat die Kriminalpolizei Bad Segeberg übernommen. Die Kripo sucht neben dem Täter weitere Zeugen, die Hinweise auf die weitere Fluchtrichtung beziehungsweise die Identität des Tatverdächtigen geben können. Hinweise nehmen die Ermittler unter der Telefonnummer 04551/8840 entgegen. Großer Schreck für Angestellte: Der junge Angestellte blieb unverletzt. „Es geht allen den Umständen entsprechend gut“, sagt der Tankstellenpächter gegenüber den LN, „aber es war natürlich schon ein großer Schreck.“ Wolfgang Schürer vom Weißen Ring in Bad Segeberg kennt die psychischen Folgen für Opfer von Einbrüchen und Überfällen. „Die Belastung kann sehr groß sein, viele haben gerade in der Anfangszeit Angst vor dem Ort oder der Straße in der es zu der Tat gekommen ist“, sagt Schürer und macht aber auch Hoffnung: „Das verliert sich oft mit der Zeit.“ Besonders schwierig sei es übrigens bei Wohnungseinbrüchen, da der intimste Bereich des Opfers verletzt werde. „Viele verkaufen nach einem Einbruch sogar ihr Haus, weil sie dort nicht mehr leben können.“ Bereits der dritte Überfall: Es war nicht der erste Überfall auf die Tankstelle. 2017 bedrohte ebenfalls ein Unbekannter mit einer Schusswaffe eine Mitarbeiterin. Anders als im aktuellen Fall war die Kassiererin zum Zeitpunkt des Überfalls damals nicht allein in den Räumen. Als der Täter den Verkaufsraum betrat, der Frau eine Schusswaffe vor das Gesicht hielt und Geld forderte, sei der Tankstellenpächter seiner Mitarbeiterin zur Hilfe gekommen, sagte damals Polizeisprecherin Silke Westphal. Der maskierte Täter habe den Pächter aber wieder vertreiben können, einen dreistelligen Bargeldbetrag an sich genommen und sei zu Fuß geflüchtet. Erst wenige Monate zuvor, im März 2016, hatten gleich zwei Männer die Tankstelle überfallen. Die beiden Täter betraten gegen 18.45 Uhr die Verkaufsräume in der Hamburger Straße und bedrohten die Angestellte – auch in diesem Fall mit einer Schusswaffe. In beiden Fällen wurden die Täter nie geschnappt. Von Sven Wehde