Bilanz 2020: Bad Segebergs Bürgermeister Schönfeld über das Corona-Jahr

Die Gesprächssituation sagt schon fast alles: Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD) kommt frisch getestet vom neuen Segeberger Corona-Testzentrum, als er im LN-Gespräch auf das alte Jahr zurückblickt. Bürgervorsteherin Monika Saggau muss passen, sie befindet sich in selbst gewählter Quarantäne – sicher ist sicher. Corona ist zum Alltag geworden, doch es gibt auch ein Leben neben der Pandemie. So bilanziert Bad Segebergs Rathauschef das Jahr 2020. Herr Schönfeld, wie haben Sie Weihnachten gefeiert? Zu meinem engsten Kreis zählen vier Personen, neben meiner Frau meine beiden Töchter. Aber es ist beim Besuch einer Tochter geblieben. Streng genommen gab es diesmal eigentlich nichts zu feiern. Aber das ging wohl jedem ähnlich. Ich möchte den Bürgern danken, die sich erheblich auf Veränderungen einstellen mussten. Das galt auch für mein Rathaus-Team. Wir müssen geduldig sein und durchhalten. Welche Schlaglichter kennzeichnen das vergangene Jahr? Als uns im März die Nachricht erreichte, dass die Karl-May-Spiele nicht stattfinden können, war das ein schwerer Schlag. Und das nach einem so großartigen Rekordjahr 2019. Außerdem ist der Festakt für die Stadtvogelschützengilde ausgefallen. Wir hätten gern das Jubiläum von 425 Jahren gefeiert. Immerhin ist es der älteste Verein in Bad Segeberg und auch bundesweit einer der ältesten. Die Corona-Pandemie hat das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wesentlich eingeschränkt und verändert. Was ist gelungen? Wir haben die Sanierung des Hallenbades auf den Weg gebracht. Es wurde ein Gutachten zur Tragfähigkeit der Deckenkonstruktion erstellt. Das Ergebnis Ende Oktober war, dass wir öffnen können. Leider kam gleichzeitig das Verbot durch Corona. Im Herbst haben wir die 30-jährige Städtepartnerschaft mit Teterow gefeiert. Auf dem Landesturnierplatz fanden kleinere sportliche Wettkämpfe statt, einschließlich Landesmeisterschaften ohne Publikum. Insgesamt haben wir versucht, so viel Gutes aus diesem Jahr herauszuholen wie möglich. Welche Pläne und Projekte gibt es 2021? Zunächst hoffen wir auf erste Erfolge durch die Impfaktionen. Ich gehe davon aus, dass wir den Sommer einigermaßen normal angehen können. Die Sanierung des Hallenbades soll starten sowie der Neubau des Feuerwehrhauses. Beides wurde leidenschaftlich diskutiert, am Ende aber akzeptiert. Für die Wache sind 15 bis 17 Millionen veranschlagt. Sie soll 2024 fertig sein. Zudem wollen wir weiteren Wohnraum schaffen. Das Haus der Wankendorfer Baugenossenschaft in Christiansfelde, das auch sozialen Wohnungsbau beinhaltet, wird im Sommer fertig. Gleichzeitig soll die Neugestaltung der Gustav-Böhm-Siedlung beginnen. Pläne gibt es viele, zum Beispiel auch ein kleines Dampfschiff für den Segeberger See. Die Regioschau soll kommen, die Vorbereitungen laufen. Vieles wird von der Pandemie und der Entwicklung der Finanzen abhängen. Geplant hatten Sie 2020 mit einem Überschuss. Ohne Corona hätten wir eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Wir wollten seit 1999 erstmals einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Wir hatten uns bereits 2018 aus der Schuldenfalle befreit. Doch dann kam Corona. Damals waren die Defizite hausgemacht. Jetzt sind wir alle betroffen und unverschuldet da reingerutscht. Die Stadt rechnet für 2021 mit einem Fehlbetrag von 4,8 Millionen Euro, maßgeblich durch hohe Gewerbesteuerausfälle. Vor allem durch die fehlenden Karl-May-Spiele? Nicht nur. Einige Betriebe kommen relativ gut durch die Krise, wie die Auto- und Möbelbranche. Andere sind schwer getroffen, wie die Gastronomie. Ausgleichszahlungen vom Land an die Stadt fangen nur einen Teil auf, zudem werden sie an die Schlüsselzuweisungen angerechnet. Im nächsten Jahr wird uns das um die Ohren fliegen. Nur rund 400 000 Euro bleiben tatsächlich übrig. Aber das ist besser als nichts. Ich bin froh, dass die Stadtvertretung bei einem Doppelhaushalt mitgegangen ist. Es ist wichtig, dass wir zu Beginn eines Jahres alle Unterlagen zusammen haben. Dann können wir frühzeitig Aufträge ausschreiben und bekommen bessere Preise. Was wünschen Sie sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Ein großer Dank geht an das Ehrenamt. Ich hoffe sehr, dass jeder seiner Aufgabe treu bleibt. Das Schlimmste wäre, wenn die Hälfte der Mitglieder aus Vereinen und Verbänden austritt und der ohnehin unangenehme Wandel noch beschleunigt wird. Man kann nicht alles hauptamtlich machen. Wir brauchen die Vereine für das soziale Gefüge. Weil der Jahresempfang ausfällt, wollen wir die Ehrungen in der ersten Stadtvertretersitzung vornehmen. Was möchten Sie in den letzten Monaten Ihrer Amtszeit noch erreichen? Unsere Feuerwehr ist ständig im Einsatz, manchmal mehrmals am Tag. Derzeit teilweise unter erheblicher Gefährdung. Wir lagen Ende Dezember bei 230 Einsätzen. Die neue Feuerwehrwache liegt mir also sehr am Herzen. Wichtig ist mir aber auch das Hallenbad und weitere Verbesserungen an den Schulen. Es gibt allein 2,2 Millionen Euro Fördermittel für den neuen Schulhof der Schule am Burgfeld. Wie fühlt es sich an, dass Ihre Dienstzeit in Bad Segeberg nach zwölf Jahren im Juni endet? Ich hatte bei der Bürgermeisterwahl ein anderes Ergebnis erwartet. Aber ich kann mit dem Ergebnis leben. Bis es so weit ist, werde ich engagiert weiterarbeiten. Ich bin seit 30 Jahren Bürgermeister – 18 Jahre in Gettorf und zwölf in Bad Segeberg. Ich bin überzeugt, dass ich das Rathaus erhobenen Hauptes verlassen kann. Meine privaten Ehrenämter werde ich fortführen und mich auch neuen Aufgaben widmen. Wie wollen Sie die Übergangszeit mit Ihrem Nachfolger Toni Köppen gestalten? Als ich hier als Bürgermeister anfing, gab es Wochen vorher ein Treffen mit meinem Vorgänger und den Amtsleitern. So werden wir es auch machen. Planmäßig ist seine Ernennung und Vereidigung für den 11. Mai in der Stadtvertretung vorgesehen. Erster Arbeitstag wird der 4. Juni sein. Werden Sie neben Gettorf Ihren Wohnsitz in Bad Segeberg behalten? Meine Zukunftspläne sind noch nicht konkret. Ich fühle mich wohl in dieser Stadt und werde mich auch bemühen, dass das so bleibt. Ich werde jedenfalls nicht fluchtartig verschwinden. Eine Verbundenheit wird es ohnehin immer geben. Von Irene Burow