Man nannte ihn auch den „malenden Zahnarzt aus Pinneberg“, der nicht einmal davor zurückschreckte, seine sich elendig fühlenden Patienten im Wartezimmer zu skizzieren. So entstanden außergewöhnliche Portraits, fast Karikaturen der Menschen seiner Umgebung. Aber das ist nur ein Teil seines umfangreichen Werkes, zu dem auch Landschaftsbilder gehören: mit wenigen Strichen hingezaubert, aber das Wesentliche erfassend.
Warum wird er nun in Groß Niendorf gezeigt? Für Carl Bärwald, der die Ausstellungen in dem Café von Karin und Ernst Humfeldt organisiert und begleitet, ist die Verbindung zu Groß Niendorfs großem Sohn, dem Künstler Christian Rohlfs (1849-1938), hier geradezu „Verpflichtung“. Er gehörte zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts. Und Rohlfs war Grothkops Lieblingskünstler. Sein Bekenntnis war: „Christian Rohlfs ist mein Säulenheiliger.“ Grothkop war selber Sammler, besaß auch mehrere Bilder von ihm, orientierte sich ebenfalls an Emil Nolde, fand dabei aber seinen eigenen Stil.
Der Freund, Kenner und Sammler von Grothkop, der namentlich ungenannt bleiben möchte, erinnert sich gern an die gemeinsamen Malausflüge auf der Insel Föhr. Grothkop führte einen extrem schnellen Stift und Pinsel, konnte innerhalb weniger Minuten eine Landschaft skizzieren. „An einem Föhr-Nachmittag waren manchmal drei bis vier Bilder fertig“, erinnert er sich. Die 16 Bilder von Grothkop im Hof-Café zeigen Stillleben, Portraits, aber vor allem Landschaften, die er mit einer lebendigen Pinselführung schuf – selbst als seine Augen im hohen Alter immer schwächer wurden.
Grothkop malte gegenständlich. Er gab Reiseeindrücke wieder oder zeigte Motive seiner unmittelbaren Umgebung in Pinneberg. Alles, was er sah, versuchte er festzuhalten, berichtet der Grothkop-Sammler aus der Elbmarsch, der viele Geschichten über das malende Original erzählen kann. „Bleib’ mal so“ – das sei in Grothkops Bekanntenkreis schon ein geflügeltes Wort gewesen. Wenn der Satz fiel, fing er blitzschnell an zu zeichnen. So entstanden auch Bilder mit den von Zahnschmerzen geplagten Patienten, die er offenbar anschließend sofort auf dem Zahnarztstuhl mit dem Bohrer von ihren Problemen befreite. Er war von 1932 bis 1982 in Pinneberg als Zahnarzt tätig gewesen.
Es ist natürlich nur ein winziger Ausschnitt aus dem riesigen Grothkop-Werk im Hof-Café zu sehen. Er gibt aber einen Einblick. In zahlreichen Einzelaussstellungen im norddeutschen Raum wurde er schon gezeigt. Auch die Kunsthalle Kiel widmete ihm schon eine Einzel-Ausstellung. Selbst kurz vor seinem Tod im Alter von 94 Jahren konnte der leidenschaftliche Maler nicht von Stift und Pinsel lassen.
Geöffnet ist das Hof-Café in Groß Niendorf an den Osterfeiertagen, Freitag bis Montag, von 14 bis 18 Uhr, vom 15. April bis zum 30. September, freitags bis sonntags von 14 bis 18
Uhr.
Von Wolfgang Glombik