Bürgermeisterwahl in Bad Segeberg: Jetzt beginnt der Wahlkampf

Überall hängen schon Plakate und es werden noch mehr. Ja, es ist nicht mehr zu übersehen: Die Kreisstadt Bad Segeberg ist im Wahlkampfmodus. Amtsinhaber Dieter Schönfeld will im Rathaus bleiben, Marlis Stagat, unterstützt von der CDU, und Toni Köppen, nominiert vom BBS, kämpfen hingegen um den Einzug ins Machtzentrum der Stadt. Auf dem Wochenmarkt am Sonnabend werden sie vermutlich alle an ihren Ständen stehen und Flyer verteilen. Schon jetzt ist der erste Plakat-Streit entbrannt. Bürgermeister-Plakate zu früh aufgehängt? Von den Postern mit Toni Köppens Konterfei hängt bislang nur die Hälfte. „Uns wurde kurzfristig mitgeteilt, dass sich die genehmigte Zahl der Plakate verdoppelt hat.“ Köppen will nun teuer nachdrucken lassen. Nach seiner Meinung ist die Plakat-Zugabe ein Zugeständnis, das man der CDU und der SPD, die Schönfeld hilft, gemacht hat. Jetzt seien im Stadtgebiet pro Kandidat 140 Stellplätze mit je zwei Plakaten, zehn pro Wahlbezirk, erlaubt. Toni Köppen: „Ich fand es auch nicht fair, dass Bürgermeister Schönfeld angefangen hat, schon am Donnerstag zu plakatieren, obwohl er erst am Sonntag aufhängen durfte.“ Denn erst sechs Wochen vor der Wahl am 1. November sind laut Verordnung die Plakate aufzuhängen. Gleiche Informationen, gleiche Regeln für alle Kandidaten, fordert Köppen. Die Bürgermeisterwahl in Bad Segeberg findet am Sonntag, 1. November, statt. Wahlberechtigt sind alle Bad Segeberger ab 16 Jahren. Aufgestellt werden die Urnen in 14 Wahlbezirken in der Stadt. Für eine Wahl ist die absolute Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen erforderlich. Sollte die keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang erreichen, kommt es am Sonntag, 22. November, zu einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen. Die Amtszeit des neuen oder alten Bürgermeisters beginnt dann am 4. Juni 2021. Doch Schönfeld stellte auf LN-Nachfrage klar, dass sein SPD-Wahlhelfer in Absprache mit dem BBS und der CDU schon mit dem Aufhängen der Plakate angefangen habe, weil er zum Wochenende in den Urlaub fuhr. „Wir sollten aufhören mit solchen Vorwürfen.“ Auch wenn Plakate der Konkurrenz verbotenerweise in Kreuzungsbereich oder an Verkehrsschildern hingen – für ihn sei das kein Thema. Überhaupt will Dieter Schönfeld zurückhaltend agieren. „Ich darf als Amtsträger keine Wahlversprechen machen, die nicht haltbar sind.“ Da unterscheide er sich von Mitbewerbern. „Ich habe keine Wahlkampfauftritte mit Kundgebungen vorgesehen. Auch keine Hausbesuche.“ Es sei in Corona-Zeiten nicht angemessen, ungebeten an Haustüren zu klingeln. Aber er werde auf dem Wochenmarkt als Ansprechpartner präsent sein. Schönfeld für günstigen Wohnraum: Schönfeld möchte in seiner nächsten Amtszeit den Bau von Mehrgenerationen-Häusern im Stadtgebiet voranbringen. Einer seiner Schwerpunkte werde es auch sein, günstigen Wohnraum bereitzustellen. „Wir müssen ein Wachstum der Bevölkerung mit Augenmaß anstreben.“ Die Sterberate sei derzeit höher als die Geburtenrate. „Wir dürfen nicht schrumpfen, schon deshalb, weil wir jetzt das Hallenbad sanieren.“ Es gehe jetzt darum, die gesunden Finanzen der Stadt weiter zu sichern. BBS-Kandidat Toni Köppen ist derzeit viel unterwegs. Ihm gehe es primär darum, mit den Bürgern in Gespräch zu kommen und „meinen Bekanntheitsgrad noch zu erweitern“. Köppen ist überall da, wo den Leuten vermeintlich der Schuh drückt. Er redet mit den Menschen in der Südstadt über Straßenverkehr oder mit Bürgern, die sich am Schützenhof nicht über ein neues Wohngebiet informiert fühlen. Es sei nicht leicht, neben seinem Job und der Kreispolitik noch den Wahlkampf zu gestalten. Die letzten drei Wochen vor der Wahl werde er seinen Jahresurlaub nehmen. „Die Leute, die sich für die Bürgermeisterwahl interessieren, kennen mich inzwischen. Es gibt aber auch viele, die noch gar nicht wissen, dass die Wahl ansteht.“ Toni Köppen fordert mehr Bürgernähe: Köppen habe aber bereits festgestellt, „dass die Leute sich eine Veränderung wünschen“, dass der Weg frei sei für einen neuen Amtsträger. Ihm werde bei Gesprächen „massiv fehlende Bürgernähe zurückgemeldet“. Die Leute wollten „keinen reinen Verwaltungschef“ mehr, sie wollten einen Bürgermeister, der für die Probleme der Menschen vor Ort da sei. Das sei ihm wichtig, „immer ansprechbar sein, immer auf Augenhöhe mit den Menschen“. Marlis Stagat ist früh gestartet. Ihr Wahlkampf läuft schon viele Wochen. Sie setzt bei ihrem Wahlkampf vor allem auf soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram, YouTube. Es gibt regelmäßig kleine Filmchen für ihre Anhänger. Zuletzt beklagte sie in einem kurzen Film vor der Schule am Seminarweg die mangelhafte digitale Ausstattung der Schulen. Sie plant jetzt auch einen eigenen Podcast, weil sie darüber später auch die Menschen aus dem Rathaus erreichen möchte, fügt sie selbstbewusst hinzu. Marlis Stagat verlangt ein besseres Miteinander: „Ich bin auch von Haus zu Haus unterwegs und höre so, was die Bad Segeberger momentan beschäftigt. Wir erreichen so über verschiedene Wege die Menschen.“ Stagat setzt voll auf Digitalisierung. Bis 2022 gebe es die gesetzliche Vorschrift, dass die Rathausverwaltung digitalisiert sein müsse. „Egal, wen die Bad Segeberger wählen“, das Thema müsse umgesetzt werden. Ihr werde es darum gehen, die Rathaus-Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen. „Als Bürgermeisterin würde ich auch dafür sorgen, dass wir zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern wieder ein besseres Miteinander hinbekommen.“ Das sei zurzeit kein vertrauensvolles Verhältnis, habe sie festgestellt. Im Bürgermeisteramt habe man schon Einfluss darauf, was die Stadt fördere, was nicht. Ihr sei der Austausch mit jungen Menschen wichtig. Sie könne sich vorstellen, als Bürgermeisterin regelmäßig in die Schulen zu gehen, um Jugendlichen Fragen zu beantworten. Von Wolfgang Glombik