Bundeswehr: Erfolgreicher Einsatz gegen Corona im Segeberger Gesundheitsamt

Pascal Kaper war bei der Bundeswehr gerade zu einer neuen Einheit gewechselt, als der Notruf aus dem Gesundheitsamt im Kreis Segeberg kam. Zusammen mit sieben anderen Soldaten „rückte“ er am 4. November ins Kreishaus ein. Dort wurden die Fraktionszimmer des Kreistages zu provisorischen Büros umgebaut – und seitdem absolvieren die acht Soldaten im Wechsel mit einem zweiten Team aus ebenfalls acht Soldaten den „Innendienst der besonderen Art“. Jeden Tag von 8 bis 18 Uhr und am Wochenende von 9 bis 18 Uhr. Der 25-jährige Kaper hatte zuletzt zehn Tage durchgearbeitet, dann war eine Woche Pause, in der das andere Team dran war. Ihr Job: die Kontakte von Corona-Infizierten verfolgen. Soldaten ermitteln Kontakte: Die Zahl der Corona-Infizierten war im Oktober immer schneller gestiegen und die Mitarbeiter des Segeberger Infektionsschutzes schafften es nicht mehr selbst, alle Kontaktpersonen zeitnah herauszufinden und Infektionsketten zu durchbrechen. „Dabei helfen wir jetzt“, sagt Kaper. „Wer infiziert ist, schickt eine Liste mit seinen Kontaktpersonen an das Gesundheitsamt. Wir rufen die Menschen an und ermitteln am Telefon, wie eng der Kontakt war und ob die Personen damit in die Kategorie 1 oder 2 gehören. Wenn sie in Quarantäne müssen, weisen wir sie direkt darauf hin, damit keine Zeit verloren wird.“ Die offizielle Verfügung erfolge dann schriftlich vom Kreis. Wie eine neue Lehrstelle: Für die Soldaten war das am Anfang, als würden sie eine neue Lehrstelle antreten. „Es war ja alles neu. Wir haben erstmal vom Gesundheitsamt eine Einführung und Unterricht bekommen. Es ist ja wichtig, dass wir wissen, was wir sagen sollen und den Menschen nichts Falsches erzählen“, sagt Kaper. Trotzdem tauchen natürlich immer wieder Situationen auf, die es so noch nicht gegeben hat. „Dafür haben wir immer einen Ansprechpartner beim Gesundheitsamt mit dem wir das besprechen können.“ Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Zeit für Gespräche: Jeden Morgen gehen die Soldaten zu der Ablage für die neuen Fälle. Ob es seit dem Teil-Lockdown mehr oder weniger geworden sind, kann Kaper nicht sagen, aber in einem ist er sich sicher: „Es kommen jeden Tag neue Meldungen rein, es sind mal mehr und mal weniger, aber es hört nie auf.“ Kaper greift dann zum Telefon und geht die Listen durch. Die Gespräche dauern schon mal bis zu einer halben Stunde. „Wir wollen ja auch einfühlsam sein und die Menschen haben viele Fragen“, sagt Kaper. Viele Menschen würden sich übrigens über den Anruf freuen, weil sie ihn schon erwartet haben und erfahren wollen, wie es weitergeht. „Natürlich gibt es auch welche, die nicht in Quarantäne wollen. Aber wir bleiben dann ganz ruhig und erklären die Situation.“ Denn die Maßnahme ist für die Betroffenen zwar unbequem, zum Schutz anderer Menschen aber unerlässlich. Wer in Quarantäne ist, wird täglich vom Gesundheitsamt angerufen – auf dem Festnetz. Dabei geht es aber nicht nur um die Kontrolle, ob jemand zu Hause ist. „Wir müssen ja beobachten, ob jemand Symptome entwickelt und dann vielleicht noch getestet werden muss“, sagt Kaper. Diese Texte haben wir exklusiv für LN-Plus-Leser recherchiert: Das sind die Corona-Regeln ab November Private Treffen: Diese Regeln gelten im November in Schleswig-Holstein Sport draußen und drinnen: Das ist im November in SH erlaubt Das sind die Regeln zur Maskenpflicht in Lübeck Auf Promenaden und Seebrücken: Hier muss in Ostholstein Maske getragen werden Hier informieren wir kostenlos über Corona-Regeln: Diese weiteren Corona-Regeln haben die anderen Bundesländer erlassen Erste Abwerbungsversuche: Für das Gesundheitsamt ist die Amtshilfe der Bundeswehr ein voller Erfolg. Uwe Petry, Leiter des Fachdienstes Gesundheit beim Kreis Segeberg, lobt die Arbeit der Soldaten: „Das hat bisher wirklich gut geklappt. Sie arbeiten sieben Tage die Woche und von morgens bis abends. Die schaffen natürlich ordentlich was weg.“ Der Kreis habe deshalb auch eine Verlängerung des Einsatzes der Bundeswehr beantragt. Das sei zunächst bis zum 15. Januar genehmigt worden, so Petry. Auch Andreas Herrmann, Leiter des Kreisverbindungskommandos, zieht eine positive Bilanz. Die Bundeswehr habe ein Kontingent von 20 000 Frauen und Männern für die Corona-Hilfe, 7600 seien schon im Einsatz. „Wir sind in fast allen Kreisen des Landes tätig und konnten helfen, den Stau abzuarbeiten“, berichtet Herrmann. Die Soldaten seien in den Teams der Gesundheitsämter anerkannt und voll integriert. „Einige sind offenbar so gut, dass es sogar schon Abwerbeversuche gab“, berichtet er mit einem Schmunzeln. Für einige ist das eine ganz neue berufliche Perspektive. Für Pascal Kaper jedoch nicht. „Es war eine große Umstellung. Die Arbeit ist vom Kopf her sehr anstrengend, man muss am Anfang aufpassen, dass man nicht durcheinander kommt oder die Gespräche zu lange werden. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber mein Leben lang möchte ich das nicht machen.“ Von Sven Wehde und Irene Burow