Bundeswehr macht Schnelltests in Segeberger Seniorenheimen

Gegessen wird im Speisesaal des Propsteialtenheimes des Kirchenkreis Plön-Segeberg in Bad Segeberg derzeit nicht. In der Corona-Pandemie werden die Mahlzeiten auf die Zimmer gebracht. Leer ist der große, sonnendurchflutete Saal trotzdem nicht. An zwei zusammengeschobenen Tischen sitzen zwei Soldaten des ersten U-Boot-Geschwaders aus Rendsburg-Eckernförde. Sie sorgen dafür, dass niemand in die Senioreneinrichtung hinein kommt, also zumindest niemand ohne negativen Corona-Schnelltest. Seit Ende Januar unterstützt die Bundeswehr im Kreis Segeberg nicht mehr nur bei der Kontaktverfolgung im Gesundheitsamt und als „helfende Hände“ in den Seniorenheimen, sondern auch bei den Schnelltests für Besucher und Mitarbeiter in Altenheimen. Das war von der Politik gefordert worden, zunächst musste aber geprüft werden, wie die Soldaten dafür vorbereitet werden. Soldaten wurden in Schnellkursus vorbereitet: „Wir haben einen Lehrgang beim Deutschen Roten Kreuz absolviert“, berichtet Per Jürgens, der mit FFP2-Maske, Schutzanzug, Haube und Gummihandschuhen die Tests vornimmt. Der Schnellkursus dauerte 90 Minuten. „Wir haben sowas ja noch nie gemacht und hatten daher keine Erfahrung. Entscheidend war natürlich, wie wir den Abstrich machen“, sagt Jürgens. Schwer sei das aber nicht. Jürgens: „Ich kriege das ganz gut hin und höre auch von den Besuchern oft, dass sie kaum etwas spüren.“ In dem Seniorenheim können die Besucher und Mitarbeiter wählen, ob sie einen Nasen- oder Rachenabstrich wollen. „Die meisten hier nehmen den Rachenabstrich, wobei der etwas schwieriger ist, wenn sich die Zunge wehrt“, sagt Jürgens mit einem Lächeln. Menschen begrüßen Einsatz der Bundeswehr: Viermal in der Woche sind die beiden Soldaten seit dem 29. Januar vormittags für vier Stunden in dem Heim am Mattias-Claudius-Weg. Im Schnitt machen sie dann um die 20 Schnelltests. „Bisher war noch kein Test positiv“, freut sich Soldat Markus Braun, der für die Auswertung der Tests zuständig ist. Rund eine Viertelstunde müssten die Besucher warten, dann liege das Ergebnis vor. „In der Zeit kommt man natürlich auch mal ins Gespräch, und wir bekommen viele positive Rückmeldungen. Die Menschen freuen sich, dass die Bundeswehr hilft“, sagt Braun. Neue Testverordnung in SH: Wer jetzt nur noch getestet wird Kürzere Quarantäne: Das sind die neuen Regeln für Reiserückkehrer So verhalten Sie sich, wenn Sie keinen Corona-Test bekommen Das sind die neuen Corona-Schnelltests – und so werden sie eingesetzt Positiv auf Corona getestet worden, aber nicht ansteckend? Was der Ct-Wert über die Infektiosität verrät Drosten: PCR-Corona-Tests sind „zweifelsfrei“ Was unterscheidet den Corona-Schnelltest vom PCR-Nachweis? Wie entscheidend sind „falsch positive“ Testergebnisse? Entlastung für Mitarbeiter der Seniorenheime: Freuen tut sich natürlich auch Heimleiterin Claudia Scholtz. „Das ist klasse, wir sind sehr dankbar“, sagt Scholtz. Vom Kreis war sie über die Möglichkeit der Unterstützung durch Soldaten bei den Tests informiert worden und habe dann den Bedarf angemeldet. Die Hilfe könne man als Entlastung sehr gut gebrauchen, denn die Tests kosten viel Zeit. Und die Mitarbeiter haben ja alle noch ihre eigentlichen Aufgaben in dem Seniorenheim. Scholtz: „Es ist ja doch immer ein großer Aufwand, es muss immer erst die Schutzkleidung angelegt werden, der Test vorbereitet und gemacht werden und dann muss ja auch noch das Ergebnis abgewartet werden.“ Da alle privaten Besucher, Physiotherapeuten, Handwerker und zwei Mal die Woche das Personal getestet werden müssen, komme da einiges zusammen. „Wenn wir die Soldaten nicht hätten, müssten wir die Besuche viel stärker einschränken.“ Die Teststrategie funktioniert bisher gut, bislang gab es in der Senioreneinrichtung noch keinen Corona-Ausbruch, und das soll natürlich auch so bleiben. Weniger Einsätze für Soldaten: Insgesamt werden mit den sinkenden Corona-Inzidenzen im Kreis Segeberg aber auch die Aufgaben für die Bundeswehr weniger. „Zur Zeit haben wir noch 42 Soldaten im Kreis im Einsatz, das waren schon mal mehr“, sagt Stefan Greye, Leiter des Kreisverbindungskommandos Segeberg. So sei man zu Beginn in vier Pflegeheimen gewesen, um das Personal von Routineaufgaben wie das Verteilen von Essen zu entlasten, jetzt werde man nur noch in zwei Einrichtungen benötigt. Und auch die Hilfe bei der Kontaktverfolgung im Gesundheitsamt wird reduziert. Bisher waren dort 14 Soldaten im Einsatz, ab Sonnabend sind es nur noch zehn. Die Schnelltests führen Soldaten derzeit in neun Einrichtungen im Kreisgebiet durch, unter anderem auch im Fachpflegezentrum Haus Wahlstedt. „Das bleibt erstmal auch noch so, da warten wir noch die Rückmeldung ab, inwiefern das wieder durch Zivilkräfte übernommen wird“, sagt Greye. Von Sven Wehde