CinePlanet: Offenes Haus mit Harry Potter und Peter Hase

Hereinspaziert in ein Stück Segeberger Geschichte: Als Wilhelm Rehder sein Filmhaus vor 80 Jahren eröffnete, ahnte er mit Sicherheit nicht, dass die vierte Kino-Generation des Betriebes einmal mit den Auswirkungen einer Pandemie umgehen lernen muss. Doch die Historie des Kinos war immer schon bewegt. Man kann sagen, Theaterleiter sind geübt darin, sich anzupassen – egal was da kommt. Und das tun sie nun wieder: An diesem Freitag, 16. Oktober, gibt es einen landesweiten Aktionstag. Mit dabei ist das Cineplanet 5. Besucher erfahren ab 11 Uhr Details zur Geschichte, was die Generationen geleistet haben, was in Zukunft geplant ist. Es gibt viel zu gewinnen – Merchandise-Artikel, die deutsche Filmverleiher extra dafür zur Verfügung gestellt haben. Und einen Überraschungsfilm am Abend. Ziel des Aktionstages ist die Rettung der Kinos, denn für die sieht es momentan nicht gut aus. Im Cineplanet 5 startet der Aktionstag am Freitag, 16. Oktober, um 11 Uhr. Das Motto: „Open House“. Besucher erfahren in einer Trailershow, welche Filme in den Startlöchern stecken. Verlosungen locken. Bücher, DVDs und Kuscheltiere zu aktuellen Filmen haben Filmverleiher zur Verfügung gestellt. „Die geben wir jetzt weiter. Wir sind total dankbar“, sagt Saskia Häfner. Die Häfners stehen Rede und Antwort: Dabei soll nicht nur die Geschichte des Filmhauses eine Rolle spielen, sondern auch das Kino-Business: Wie bekommt ein Kino seine Filme und was kostet das? „Bei vier Generationen Kino gibt es natürlich auch eine Menge zu erzählen“, kündigen sie an. Einmalig für Kinder: Bevor die Filme Peter Hase (14 Uhr) und Harry Potter (16.30 Uhr) starten, sind die kostümierten Protagonisten im Kino unterwegs. Sie stehen für Fotos bereit. Um 20 Uhr läuft ein Überraschungsfilm. Er ist ab 12 Jahren freigegeben. Im Rahmen von Bad Segebergs Seniorenwoche wird am kommenden Montag, 19. Oktober, um 14 Uhr Peter Wohllebens: „Das geheime Leben der Bäume“ gezeigt. Vom 23. November an läuft die Schulkinowoche. Alle großen Schulen aus Stadt und Region sind dabei. Die Gottesdienste im Kinosaal, die im August gestartet waren, laufen nach wie vor. Sonntags um 10.30 Uhr predigen unterschiedliche Redner. Cineplanet: Aus 240 Sitzplätzen wurden 700: Schon der Farbfernseher in den 60er Jahren brachte nach 30 Jahren zunächst das Aus des „Central-Lichtspieltheaters“ im Rehderhaus am Bad Segeberger Marktplatz. 1977 dann die mutige Neugründung in der Oldesloer Straße, zunächst mit zwei Sälen und 240 Sitzplätzen. Mitte der Neunziger, als in Lübeck das erste moderne Kino der Region öffnete, wäre die Segeberger Kino-Ära dort beinahe wieder zu Ende gewesen. Doch Ute und Frank Häfner ließen sich nicht schrecken, brachten es in die Moderne. „Oft wohl mit mehr Herz als Verstand“, sagte der Seniorchef beim Umbau 2016. Es war nach 1999 und 2003 die dritte große Erweiterung. Saal für Saal kam über die Jahrzehnte hinzu, auf inzwischen sieben mit 700 Sitzen. Digitalisiert und mit Dolby-Ton. Der drei Jahre alte Erweiterungsbau sei ein Risiko. Doch für einen geplanten kulturellen Treffpunkt in Bad Segeberg sei es die Mühe wert, sagte Häfner damals. Neuer Kinoverbund: Kinosäle sind sicher: Jetzt, mit dem grassierenden Coronavirus, bleiben viele Sitze leer. Nicht nur, weil per Landesvorgabe nur 20 Prozent genutzt werden dürfen. Sondern auch, weil die Leute Angst haben. Nicht mal die wenigen Sitze sind ausgelastet. „Dabei gibt es weltweit keinen Fall, bei dem das Virus in einem Kino übertragen wurde“, erklärt Theaterleiterin Saskia Häfner. „Uns wäre schon geholfen, wenn wir nicht jede zweite Reihe sperren müssten“, sagt sie. „Aber so lange das noch so ist, sind wir froh, überhaupt Gäste zu haben.“ Tatsächlich seien Kinos sicher. Dafür lägen hinreichend Nachweise vor, heißt es vom neuen Kinoverbund in Schleswig-Holstein, der den landesweiten Aktionstag plant. Stephan Häfner gehört zu den Gründungsmitgliedern. Was Kinos so sicher macht, sind die guten Lüftungsanlagen. Die verbrauchte Luft sammelt sich unter der Decke, ermittelt eine Studie der TU Berlin. Und das sei besser als in so manchem Büro. Außerdem lassen sich Besucherströme gut lenken. „ Wir haben ein super Hygiene-Konzept. Es lohnt sich, da einen Blick auf aktuelle Besucher-Bewertungen im Internet zu werfen“, sagt Saskia Häfner. Mit dem neuen Kinoverbund wolle man enger zusammenrücken, das Konkurrenzdenken ablegen und etwas für den Gast tun. Denn so viele Möglichkeiten, in diesen Zeiten etwas außerhalb der eigenen vier Wände zu machen, sagt sie, gebe es schließlich nicht. „Beim Aktionstag darf man hinter unsere Kulissen schauen. Wie das hier so läuft, das bleibt manch einem ja sonst verborgen.“ Von Irene Burow