Corona: 700 Reiserückkehrer in Segeberg führen zu neuen Problemen

Vor dem Sommer schien die Corona-Pandemie schon recht gut im Griff. „Wir haben gedacht: Das sieht gut aus, wir haben es fast geschafft. Doch dann kamen die Ferien“, sagt Segebergs oberster Infektionsschützer Uwe Petry. „Aktuell sind wir wieder gut im Geschäft.“ Die vergangenen Wochen haben das Gesundheitsamt vor neue Herausforderungen gestellt. Seit die Menschen wieder Urlaub machen, sind fast jeden Tag neue Fälle hinzugekommen, die zurückverfolgt werden mussten. 170 Bußgeld- und Verwarnbescheide in Segeberg: Seit 9. Juni wurden 700 Reiserückkehrer registriert, teilweise aus coronariskanten Gebieten. Zusätzlich sind 350 Aussteigekarten eingesandt worden – jene Formulare, die bei der Einreise in Deutschland verteilt werden. Das Problem: Die Daten müssen nicht nur abgeglichen werden. Sie kommen zum Teil auch per Post, schildert Petry. Also zu spät, um Infektionsketten rechtzeitig zu stoppen. In der vergangenen Wochen kamen zum Beispiel Karten von Reisenden an, die am 9. August gelandet waren. Zudem sind Daten falsch oder fehlen völlig. Und nicht jedes Formular passt zu den Regelungen, die in Schleswig-Holstein gelten. „Wir kommen kaum hinterher“, sagt Petry, der den Fachdienst Gesundheit der Segeberger Kreisverwaltung leitet. Und: „Wir kriegen teilweise keinen Kontakt zu den Personen.“ Den Bürgern die Tragweite zu vermitteln, gestalte sich schwierig. Aus diesem Grund kennt man inzwischen kein Pardon mehr. Die Mitarbeiter prüfen zwar, wie glaubwürdig die Menschen keine oder falsche Angaben schildern. Doch bei unklaren Verhältnissen würden nunmehr rigoros Bescheide verschickt. Die Fälle wandern direkt zur Bußgeldstelle. Hausbesuche von Polizei und Behörde: Und die hat Dutzende Schreiben versandt: seit Beginn der Pandemie insgesamt 169 Geldbußen sowie Verwarnungsgelder. Das teilt Kreissprecher Robert Tschuschke auf Anfrage mit. Die höchste bisher festgesetzte Summe liege bei 1000 Euro. Sie sei im Zusammenhang mit der Öffnung einer Gaststätte verhängt worden, so Tschuschke. Rückreisende aus Risikogebieten sollten direkt nach Hause fahren, das Gesundheitsamt informieren und sich gegebenenfalls testen lassen. Wer gegen 14 Tage Quarantäne verstößt, kann laut Landesverordnung mit bis zu 10 000 Euro belangt werden. Weitere Strafen: Nicht direkter Weg nach Hause – bis zu 3000 Euro. Wer nach der Reise Besuch empfängt: bis 5000 Euro. Das Gesundheitsamt wird nicht informiert: bis zu 2000 Euro. Wer trotz Symptomen nicht die Behörden informiert: bis 3000 Euro. Aktuell müssen sich Reisende aus inländischen oder ausländischen Risikogebieten beim Gesundheitsamt melden. Die meisten Segeberger kommen aus den Risikogebieten Mallorca und der Türkei zurück. „Wir versuchen, zeitnah Kontakt zu bekommen. Wenn das nicht gelingt, haken wir solange nach, bis wir Kontakt haben“, sagt Uwe Petry. „Wenn jemand nicht erreichbar ist, schicken wir auch schon mal Kollegen oder die Polizei vorbei.“ 44 Behandlungen wegen Corona im Krankenhaus: Auch wer in Quarantäne ist, wird täglich angerufen. Am Dienstagnachmittag betraf das im Kreis Segeberg 91 Menschen. 17 sind infiziert. Insgesamt mussten 44 Menschen wegen Corona im Krankenhaus behandelt werden. Am Montag und Dienstag gab es keine Neuinfektion, am Wochenende jedoch sechs. Großes Lob gibt es unterdessen von Constanze Betker für die beiden Norderstedter Schulen, wo Infektionen zuletzt nicht nur die Behörden in Atem gehalten hatten. In den letzten 14 Tagen waren zunächst die Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark und eine Woche später das Berufsbildungszentrum Norderstedt betroffen. „Das ist großartig gelaufen. Lehrer, Eltern, Schulleiter und Kinder haben hervorragend mitgewirkt. Es gab eine gute Kohortentrennung, der Abstand wurde eingehalten. Wir konnten alles gut auseinanderdividieren“, so die Gesundheitsaufseherin. Es mussten jeweils eine Klasse und mehrere Lehrkräfte isoliert werden, weil je eine Schülerin einen positiven Befund hatte. Corona: Verlauf an Segebergs Schulen bisher glimpflich: An der Gemeinschaftsschule wurden die Ermittlungen in der vergangenen Woche abgeschlossen. „Alle sind nach der abgelaufenen Quarantäne wieder in der Schule“, sagt Betker. Am BBZ läuft die Quarantäne noch. „Der größte Teil der Untersuchungen ist negativ, es sieht gut aus. Bisher ist niemand symptomatisch.“ Dass Schüler in den Schulbussen dicht gedrängt unterwegs sind, sieht der Infektionsschutz bisher relativ gelassen. „Nach meinem Wissen gibt es bisher keinen Fall, bei dem eine Übertragung im Schulbus stattgefunden hat“, sagt Petry. „Ich will das nicht schönreden, aber eine Umstellung der Fahrpläne ist sehr viel umfangreicher, als man denkt.“ Die Corona-Zahlen vom Frühjahr werden aktuell nicht erreicht. Die größten Peaks in der Statistik liegen nach wie vor im Frühjahr – durch Reisende aus alpinen Skigebieten – sowie bei der Ausbreitung in einem Pflegeheim in Sülfeld, bei der mehrere Menschen starben. Sieben Tote sind im Kreis bisher insgesamt zu beklagen. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Familienfeier, Grillabend, Mund-Nasen-Schutz: Diese Corona-Regeln gelten aktuell in SH Abstand, Hygiene, Gästezahl: Das sind die Vorschriften für private Feiern Corona-Knigge: So geht Urlaub im Norden während der Pandemie Volle Strände in Schleswig-Holstein: Hier finden Tagestouristen Alternativen So bereiten sich Schulen auf eine mögliche zweite Welle vor Corona-Tests an Schulen: Die neue Strategie der Landesregierung Corona-Kurve stark abgeflacht – UKSH-Experte warnt vor Leichtsinn Lockerungen: Diese Dinge sind seit dem 20. 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