Corona-Ausbruch im Psychiatrischen Zentrum Rickling: Zwei Bewohner verstorben

Während im ganzen Land die Impfungen beginnen, hat die Corona-Pandemie vergangene Woche das Psychiatrische Zentrum in Rickling schwer getroffen. Nach dem Ausbruch sind über Weihnachten inzwischen zwei Bewohnerinnen des Rehabilitations- und Pflegebereichs des Psychiatrischen Zentrums verstorben. „Wir hoffen und beten, dass die Menschen, die sich uns anvertraut haben, und unsere Kollegen bald wieder gesund werden“, sagt Pastor Andreas Kalkowski, Direktor des Landesvereins. „Da sich der Gesundheitszustand nach einer Coronavirus-Erkrankung schnell verschlechtern kann und viele Bewohner durch Vorerkrankungen geschwächt sind, sind weitere Todesfälle aber nicht auszuschließen.“ 20 von 25 Bewohnern sind erkrankt: Am 19. Dezember waren erstmals mehrere Corona-Fälle im Rehabilitations- und Pflegebereich des Psychiatrischen Zentrums festgestellt worden. „Von den 25 Bewohnern der Station 10B sind 20 erkrankt und zwei davon inzwischen verstorben. Es befinden sich aktuell drei weitere Bewohner im Allgemeinen Krankenhaus in Bad Segeberg. Zudem wurden zwei Bewohner, die bislang auf der Station in Rickling isoliert waren, ins Friedrich-Ebert-Krankenhaus nach Neumünster verlegt“, sagt Sebastian Wieschowski, Sprecher des Landesvereins. Eine Bewohnerin war an Heiligabend verstorben, bei einer weiteren habe sich der Zustand nach Weihnachten in kurzer Zeit verschlechtert. Sie sei dann ebenfalls der Erkrankung erlegen. In dem Wohnbereich, der getrennt vom Psychiatrischen Krankenhaus liegt, leben ältere pflegebedürftige Menschen, die zudem noch an einer psychischen Erkrankung leiden. Wieder mehr Patienten im Krankenhaus: Der Ärztliche Direktor des Friedrich-Ebert-Krankenhauses, Dr. Ivo Markus Heer, kümmert sich mit seinem Team um die Bewohner. „Sie sind krankenhauspflichtig, müssen aber nicht intensivmedizinisch betreut werden“, so Heer. Derzeit habe man insgesamt zehn Covid-Patienten, davon einen auf der Intensivstation. „Damit sind es wieder etwas mehr geworden, aber wir hatten zwischendrin auch schon noch mehr Patienten“, beschreibt der Ärztliche Direktor die derzeitige Lage. Bei den Segeberger Kliniken möchte man sich weder zum Zustand der eingelieferten Bewohner aus Rickling äußern noch überhaupt sagen, wie viele Corona-Patienten derzeit betreut werden. „Aus datenschutzrechtlichen Gründen können wir dazu leider keine Auskunft geben“, heißt es von Kliniksprecher Robert Quentin. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Auch Mitarbeiter infiziert: Auch Mitarbeiter des Psychiatrischen Zentrums sind von dem Ausbruch betroffen. Insgesamt sind neun von 14 Mitarbeitern der Station positiv auf das Coronavirus getestet worden. „Den infizierten Mitarbeitern geht es aktuell gut, nach derzeitigem Stand ist niemand von ihnen schwer erkrankt“, sagt Wieschowski. Auch den weiteren Bewohnern, die sich noch auf der Station 10B befinden und dort in Einzelzimmern isoliert werden, gehe es den Umständen entsprechend gut. Wieschowski: „Sie zeigen leichte Symptome, es ist in den vergangenen Tagen jedoch keine Verschlechterung eingetreten.“ Landesverein bietet seelsorgerische Unterstützung: Die Betroffenheit über die Todesfälle und die Solidarität zwischen den Stationen und Bereichen im Landesverein ist groß, die Station 10B erhält inzwischen Unterstützung von Mitarbeitern anderer Stationen. „Wir stehen zudem im Kontakt zu den Angehörigen der Verstorbenen und werden auch für unsere Mitarbeiter seelsorgerische Unterstützung anbieten“, sagt Wieschowski. Pastor Andreas Kalkowski ergänzt: „Unsere Kolleginnen haben in diesem Jahr Außergewöhnliches geleistet und hatten sich eine besinnliche Weihnachtspause verdient. Für uns im Landesverein ist es nun ein trauriges Weihnachtsfest geworden.“ Ein Lichtblick sei es aber, dass es in den vergangenen Tagen keine weiteren positiven Corona-Fälle gegeben habe. Zudem gebe es eine hohe Akzeptanz der Schnelltests bei Bewohnern, Besuchern und Mitarbeitenden. „Die Tests werden durchweg positiv aufgenommen. Alle Beteiligten sind in hohem Maße verständnisvoll, manchmal erhalten die Tester sogar Geschenke als Dankeschön“, berichtet Kalkowski. Auch wenn die Schnelltests gelegentlich als unangenehm empfunden werden, werde die Notwendigkeit nicht in Frage gestellt. Alle Bewohner und Mitarbeiter werden erneut getestet: Auf der Station 10B findet an diesem Montag ein erneuter Test aller Bewohner und Mitarbeiter durch das Gesundheitsamt des Kreises Segeberg statt. Wie das Virus trotz Sicherheitsvorkehrungen in die Einrichtung gelangt ist, wird noch ermittelt. „Wir wissen, dass die erste Infektion bereits am 18. Dezember bei einer Bewohnerin festgestellt wurde, nach dem diese Symptome gezeigt hatte. Daraufhin wurden dann auch alle anderen Bewohner und die Mitarbeiter getestet“, erklärt Wieschowski. Um die Infektionsquelle zu finden, werde jetzt in alle Richtungen geguckt, getestet und das Umfeld befragt. Ein Ergebnis gebe es aber noch nicht. Von Sven Wehde