Corona: Bad Segebergs Politiker bald im Zirkus Fliegenpilz ?

Nein, schön ist das nicht mit dem Corona-Infektionsschutz in der Kommunalpolitik! Bad Segebergs Stadtvertreter sitzen am Dienstag im Bürgersaal zwar eng bei eng, aber durch große Plexiglasscheiben als Spuckschutz voneinander streng abgeschirmt. Bürgervorsteherin Monika Saggau (CDU) kann nur die SPD-Fraktion ihr direkt gegenüber klar sehen. Wer den Blick durch den Saal schweifen lässt, fühlt sich durch die Spiegelungen der Scheiben wie im Aquarium. Dazu kommt, dass eine Verständigung untereinander nur per Mikrofon möglich ist. Tuscheln mit dem Sitznachbarn klappt eben nicht durch Scheiben. Und das Schlimmste: Trotz der vielen Scheiben im Bürgersaal gibt es wenig Transparenz. Nur zehn Bürger dürfen wegen der Infektionsgefahr als Zuschauer im Saal Platz nehmen. Damit ist die Sitzung für viele Bürger nicht mehr öffentlich. Zahlreiche wichtige Tagesordnungspunkte werden gestrichen, um die Sitzung möglichst kurz zu halten. Der öffentliche Teil dauert nicht einmal eine Stunde, geredet wird nur das Nötigste, die Politiker halten sich merklich mit Debatten-Beiträgen zurück. „Wir sind auf der Suche nach einem geeigneten großen Raum und ich hoffe, dass wir bis zur kommenden Stadtvertretersitzung etwas gefunden haben“, erklärt Saggau. Nachdem die LN schon vergangene Woche berichtet haben, dass Bad Segebergs Bürgervorsteherin dringend eine Bleibe für ihre Kommunalpolitiker sucht und auch ein Zirkuszelt nicht abwegig sei, hat sich aufgrund des Artikels tatsächlich Zirkus Fliegenpilz gemeldet. Die haben ein großes Zelt zu vermieten. Das hätte einen gewissen lokalen Charme, denn der Zirkus Fliegenpilz wurde 1981 von Beatrix Hölscher-Stockmann aus Luzern (Schweiz) und Bodo Hölscher aus Bad Segeberg gegründet. Erst habe sie ja herzlich gelacht, als sie das Angebot erreichte, aber dann fragte sie sich: Warum soll Bad Segebergs Stadtvertretung nicht im Zirkuszelt tagen? Es gebe „keine Denkverbote“ in diesen Coronazeiten, meint Saggau. Und verkehrt sei es ja auch nicht, jetzt gebeutelte Veranstalter zu unterstützen. Jetzt soll die Verwaltung eine Lösung suchen: Oberstes Ziel sei es weiterhin, die Infektionsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren, „Es ist keine schöne Atmosphäre im Bürgersaal“, sagt Saggau. Sie denke weiterhin daran, ein Zelt zu mieten, habe auch Zeltverleihfirmen angeschrieben. Auch bei Möbel-Kraft laufe eine Anfrage für das große Zelt mit den Gartenmöbeln. Sie habe sich gekümmert, jetzt sei es an der Rathausverwaltung, die Ergebnisse auszuwerten. Die Bürgervorsteherin hatte ursprünglich auch geplant, gemeinsam mit dem Kreis etwas anzumieten. Doch der habe offenbar inzwischen eine Bleibe für seine 62 Kreistagsabgeordneten im Pronstorfer Torhaus gefunden, weiß Saggau. Doch die Bad Segeberger Stadtvertretung ist an den Ort gebunden und darf nicht einfach mangels Räumlichkeiten außerhalb Bad Segebergs tagen. Das müsste extra beim Kreis beantragt werden. Für Saggau ist Corona „eine Herausforderung“. „Die Pandemie zwingt uns zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Das macht gute Kommunalpolitik aus.“ So könne sie sich selbst gut vorstellen, in der Fliegenpilz-Manege die erste Änderungssatzung xy, den Antrag der Stadtvogelschützengilde oder den Haushalt beraten zu lassen. Von Wolfgang Glombik