Corona: Bundeswehr jetzt auch in Altenheimen in Segeberg

Die Bundeswehr in Schleswig-Holstein weitet ihren Einsatz während der Corona-Krise aus. Waren die Soldaten bisher vor allem in den Gesundheitsämtern und den Impfzentren eingesetzt, helfen sie jetzt erstmals auch in Pflegeheimen mit. An diesem Freitag rückten die Soldaten in dem Alten- und Seniorenheim „Haus Itzstedt“ an, das aktuell unter einem Corona-Ausbruch leidet. „Insgesamt sind wir jetzt in fünf Heimen in Schleswig-Holstein im Einsatz“, berichtet der zuständige Fregattenkapitän Ingolf Scheffler auf LN-Anfrage. Die meisten davon liegen im Kreis Segeberg, denn die Soldaten helfen auch in Heimen in Norderstedt und Pronstorf. Zusätzlich sind sie noch in Pflegeeinrichtungen in Glücksburg und Mittelangeln aktiv. Soldaten übernehmen keine Pflegeaufgaben: Die Soldaten sollen vor allem in Heimen eingesetzt werden, wo es zu personellen Notständen kommt, weil Teile des Pflegepersonals in Quarantäne sind. Das kann aufgrund eines Corona-Ausbruchs im Heim selbst sein oder weil die Mitarbeiter anderweitig als Kontaktpersonen eingestuft und vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden. „Unsere Soldaten haben zwar alle eine solide Ersthelferausbildung, aber sie sind natürlich keine ausgebildeten Pflegekräfte, deshalb übernehmen sie keine Pflegeaufgaben wie das Waschen, Umlagern oder Füttern von Bewohnern“, erklärt Scheffler. Die Soldaten könnten allerdings das Pflegepersonal von Routineaufgaben entlasten. Scheffler: „Es kann sein, dass sie das Essen aufs Zimmer bringen, Telefonate mit Angehörigen vermitteln, beim Aufräumen oder Betten machen helfen oder Fahrtätigkeiten übernehmen.“ Soziale Kontakte für die Bewohner: Im „Haus Itzstedt“ freut sich die stellvertretende Heimleiterin Christiane Warneke sehr über die Unterstützung der Bundeswehr. Denn nach einem Corona-Ausbruch, bei dem 25 Bewohner und acht Mitarbeiter infiziert wurden, fehlt es dringend an Personal. „Zumal jetzt ja sogar noch mehr Arbeit anfällt“, so die Heimleiterin. Morgens um sieben Uhr seien die ersten vier Soldaten eingetroffen. „Sie arbeiten bis um 13 Uhr, dann kommen wieder vier Helfer von der Bundeswehr.“ Zwar würden die Soldaten, die mit Schutzausrüstung wie das Personal ausgestattet sind, auch mal Essen verteilen oder anderweitig unterstützen, aber „unser Hauptproblem ist, dass die Bewohner nicht mehr so viel Ansprache haben“. Da seien die Kräfte eine große Hilfe. Warneke: „Sie haben Zeit für die Bewohner, damit diese nicht alleine sind und sich auch mal etwas unterhalten können und etwas Abwechslung haben.“ Soldaten mit hohen sozialen Kompetenzen: Ausgewählt werden die Soldaten für die Seniorenheime von ihren Vorgesetzten. „Ein Truppenteil bekommt den Auftrag und dann werden die richtigen Soldaten ausgesucht“, sagt Scheffler. Dabei achte man natürlich darauf, dass die Soldaten für so einen Einsatz geeignet seien, zum Beispiel spiele die soziale Kompetenz eine Rolle. „Da ist also noch niemand gegen seinen Willen zum Einsatz in ein Pflegeheim geschickt worden“, stellt Scheffler auf LN-Anfrage klar. Hilfe bei Schnelltests wird geprüft: Bisher sind die Soldaten der Bundeswehr aber nur als „helfende Hände“ in den Pflegeheimen im Einsatz. In der Politik wurde aber unter anderem von FDP-Chef Christian Lindner gefordert, dass die Bundeswehr auch bei Corona-Schnelltests hilft und Rachenabstriche vornimmt. So weit ist es zwar noch nicht, aber auch solche Einsätze könnten bald folgen. „Es wird derzeit geprüft, ob unsere Kräfte bei den Schnelltests unterstützen können“, bestätigt Scheffler. Gesundheitsämter brauchen weniger Unterstützung: Neben den Pflegeheimen unterstützen die Soldaten aus Schleswig-Holstein weiterhin bei der Administration in den Impfzentren und bei der Kontaktverfolgung in den Gesundheitsämtern. Insgesamt sind 266 der Soldaten aus dem nördlichsten Bundesland in Schleswig-Holstein eingesetzt. 216 weitere Soldaten aus Schleswig-Holstein helfen in Hamburg und Berlin. Derzeit unterstützen die Soldaten noch in 13 Gesundheitsämtern, darunter in Stormarn, Segeberg, Herzogtum Lauenburg und in Lübeck. Ursprünglich waren die Soldaten sogar mit noch mehr Kräften im Einsatz. „Ja, es waren schon mal mehr“, sagt Scheffler, doch die Amtshilfe sei ja auch nur für den Notfall gedacht. „Sobald die Ämter in der Lage sind, alles wieder mit ihren eigenen Kräften abzuarbeiten, gehen wir auch wieder raus.“ Von Sven Wehde