Corona-Flaute in Segeberger Reisebüros: Hoffen auf das Urlaubsjahr 2021

Ob Hotelpool in Spanien oder Individualtrip nach Australien: Wer träumt in dieser Zeit nicht davon, mal wieder die eigenen vier Wände zu verlassen? Doch es bleibt bei Träumereien. Angesichts der Gefährdung durch Corona ist es zwar wenig überraschend: Die Reisebranche liegt weitgehend brach. Auch Segebergs Reisebüros haben kaum zu tun. „ Wir hatten viele Rückabwicklungen. Diese Altlasten sind jetzt weg. Jetzt hoffen wir, dass es bald vorangeht“, sagt Falko Holzmann, Inhaber des Reisebüros Holiday Land in Bad Segeberg. Doch wie sieht es mittelfristig aus? Der Dezember sei zwar für Flauten bekannt. Aber er rechnet auch Anfang des Jahres kaum mit einer Besserung. „Nach den Feiertagen, im Januar und Februar, ist die Hauptbuchungszeit. Doch es herrscht komplette Unsicherheit.“ Dabei kann für jedes Ziel geplant werden. „Wir können das gesamte Portfolio buchen“, sagt der Reisefachmann. „Aber derzeit begleitet die Menschen einfach die Frage: Was wäre, wenn?“ Wenn überhaupt, werde nur sehr kurzfristig gebucht. Etwa Wellness-Wochenenden. Auch das Nachbarland Polen ist derzeit beliebt, weil es etwas günstiger und nicht viel weiter entfernt liegt, als die Insel Usedom. Kreuzfahrten sind oft nur um ein Jahr verschoben worden. Wenn überhaupt, buchen die Menschen nur kurzfristig: Ferienhäuser in Dänemark werden nur zögerlich angefragt. Denn wer hier selbst gebucht hatte, hat sein Geld oft nicht wiederbekommen. Nach dänischem Recht gilt das, was im Vertrag des Anbieters steht. Anders ist es bei Pauschalreisen, für die es in der EU grundsätzlich ein Recht auf Stornierung gibt. „Bislang haben alle Leute ihr Geld wiederbekommen. Mit dem richtigen Veranstalter ist es absolut risikofrei“, versichert Holzmann. Im Zweifelsfalle brauche die Rückabwicklung nur etwas Zeit. Viele Veranstalter hätten inzwischen Konzepte entwickelt und die Stornierungsbedingungen gelockert. „Zum Beispiel kann man in bestimmten Zeiträumen bis 14 Tage vor der Abreise ohne Angabe von Gründen von der Reise zurücktreten“, sagt Holzmann. „Die Veranstalter wollen ja, dass die Leute buchen, trotz Unsicherheiten. Dabei ist es wahnsinnig wichtig, dass alle, die buchen, keine Verluste machen.“ Andere Methoden seien Guthaben oder Umbuchungen. Jetzt würde absolute Buchungshauptsaison starten: Ständiges Informieren über die weltweite Reiselage ist Pflicht. Monique Bellmann, die in Nahe ein mobiles Reisebüro betreibt, hält ihre Kunden stets auf dem Laufenden. „Die Buchungslage ist komplett auf Null. Auch für 2021 ist sie extrem verhalten. Normalerweise beginnt jetzt die absolute Hauptsaison, aber es passiert nichts“, sagt sie. „Die Leute haben Angst, dass sie ihr Geld nicht zurückbekommen. Keiner traut sich. Selbst Ferien in Dänemark sind unglaublich verhalten nachgefragt.“ Viele wüssten nicht, dass eine Reihe von Ländern ohne Einschränkungen bereist werden könnten. Zum Beispiel sei Kuba komplett freigegeben. Auch die Kanaren waren bis zum 19. Dezember kein Risikogebiet, inzwischen zählen die Inseln wieder dazu. Genau hier liegt das Problem: Die weltweit dynamische Lage, Quarantäneregelungen und verpflichtende Corona-Tests der Länder – den Überblick zu behalten ist schwer. Hinzu kommt der Appell der Bundesregierung, das Reisen generell lieber bleiben zu lassen. Welches Land man beim Auswärtigen Amt auch eingibt – ob China, Namibia oder die Seychellen –, vom Reisen wird abgeraten, selbst wenn es sich um kein Risikogebiet handelt. Hoffnung auf das Frühjahr und die Sommersaison: „Theoretisch können wir aber alles buchen“, sagt Bellmann. Im Lockdown wird man innerhalb Deutschlands zwar keine Reise verkaufen. „Aber im Ausland ist vieles offen. Es ist stressfreier, als man glaubt. Wir hoffen nun, dass ab dem Frühjahr die verpflichtenden Tests entfallen.“ Bis es so weit ist, hat sie sich nun selbst darum gekümmert, ihren Kunden einen anerkannten PCR-Gurgeltest zu vermitteln. Viele Länder verlangen diesen bei der Einreise. „Wir haben eine Situation, die die Leute nur noch verrückt macht“, sagt Marc Berg, Geschäftsführer von Mit-Reisen Touristik in Bad Segeberg. „Alle sitzen in ihren vier Wänden und warten.“ Das Unternehmen bietet Busreisen an, darf aber nicht fahren – Fahrverbot. Ihn ärgert das. „Bei Linienbussen fragt auch keiner nach, diese Logik erschließt sich mir nicht.“ Bei Busreisenden handele es sich wenigstens um eine homogene Gruppe. Für die kommenden Monate sehe es finster aus. Busreisen: Totalausfall im Gelegenheitsverkehr: „Es wird schwer werden. Reisen ins Ausland sind fast aussichtslos. Ich rechne damit, dass es noch eine Weile so weitergeht. Einige Veranstalter haben nicht mal Kataloge versandt“, sagt Berg. Besonders hart trifft ihn der Totalausfall im Gelegenheitsverkehr. „Wir sind von Ausflugslokalen und Hotels abhängig. Klassenfahrten und Ausflüge sowie Firmen, Vereine oder Schulen, die Busse mieten: Da entsteht der meiste Schaden.“ Die Situation sei aufgrund der allgemeinen Ratlosigkeit viel schlimmer als im Frühjahr. Für die, die möchten, empfiehlt Falko Holzmann trotz Durststrecke: frühzeitig buchen. „Dadurch sichert man sich den absolut günstigsten Preis.“ Und dann sollte man einfach die Vorfreude genießen. Denn die gehöre zu jeder Reise dazu. „Egal, ob es dann Stuttgart oder Tahiti wird.“ Sein Team geht trotz allem zuversichtlich ins neue Jahr. „Wir sind immer mit etwas Schönem beschäftigt, nämlich den perfekten Urlaub zu finden. Das ist, was uns weiterhin antreibt.“ Auch Monique Bellmann ist bewusst, dass es bis zum Normalbetrieb noch dauern wird. Doch sie bleibt Optimistin: „Auch wenn es wirtschaftlich eine Katastrophe ist, blicke ich mit Stolz auf die letzten Monate zurück. Keine einzige Reise musste kostenpflichtig storniert werden. Das Jahr brauchte starke Nerven und starke Kunden. Aber jetzt beginnt eine hoffnungsvolle Zeit. Ich hoffe, dass das Reisen ab Mitte 2021 wieder ein schöner Aspekt in unserem Alltag wird.“ Und dafür stehen sie und ihre Branchenkollegen in den Startlöchern: „Wir dürfen buchen, die Reiseveranstalter bieten kostenlose Stornomöglichkeiten. Jedes Land verdient es, bereist zu werden. Wer ist mutig und traut sich?“ Von Irene Burow