Corona: Grundschulen öffnen: Schulleiterinnen in Segeberg sind skeptisch

Jetzt mal alle – und sofort! Schleswig-Holstein öffnet seine Grundschulen und Kitas wieder. Zumindest dort, wo es die Inzidenz-Werte zulassen. Am Montag, 22. Februar, geht es auch mit den Klassen 1 bis 4 im Kreis Segeberg los. Auch in der Franz-Claudius-Schule in Bad Segeberg, einer Grundschule mit Förderzentrum, werden sich ab Montag wieder 300 Menschen, Schüler und Lehrer unter einem Dach treffen. Für viele ist das ein großer Widerspruch, wenn man sich sonst doch nur mit einer Person aus einem anderen Haushalt treffen darf. Aber für Schule und Kita gelten jetzt andere Regeln: Die Kinder kommen am Montag zum Klassenlehrer-Unterricht an die Franz-Claudius-Schule ab 8.30 Uhr, werden nach Kohorten auf dem Schulhof sortiert. Es herrscht Maskenpflicht. Ein Gewusel wird wohl nicht zu verhindern sein, nach dieser monatelangen Trennung der Freundinnen und Freunde. Die Kinder sahen sich sonst vielleicht mal in der „Video-Schalte“. Lehrkräfte machen sich Sorgen um ihre Gesundheit: Und jetzt sind sie wieder alle zusammen. „Das wird nicht einfach“, sagt Schulleiterin Göntje Braren. „Wir freuen uns sehr auf die Kinder, es wird Zeit, dass sie wieder in die Schule kommen und strukturierten Unterricht erleben.“ Aber gleichzeitig macht sie sich Sorgen. „Wie kann es uns gelingen, bei diesen Rahmenbedingungen gesund zu bleiben?“ In den Klassenräumen hängt noch der selbstgebastelte Weihnachtsschmuck aus der Vorweihnachtszeit im vergangenen Jahr. Ein Puzzle, das noch nicht fertig ist, liegt da, vergilbter, kleiner Tannenschmuck für die Schulbänke. Solange ist das schon her. . . „Wir werden alles tun, um es gut für die Kinder zu machen. Die Lehrkräfte freuen sich auf die Schüler“, sagt Göntje Braren. Eltern können ihre Kinder bis 7. März beurlauben: Aber die Kollegen an der Schule stünden jetzt alle in einem Spannungskonflikt. Braren: „Wir machen uns Sorgen um die Gesundheit der Kinder und aller Mitarbeiter an der Schule. Ich hoffe, dass wir von den mutierten Viren verschont bleiben.“ Da kämen jetzt auch viele Fragen von den Eltern. Einige haben schon ihre Kinder bis zum 7. März vom Präsenzunterricht abgemeldet. Das gehe übrigens jetzt ganz einfach per Mail oder Telefon – ohne Begründung – an allen Grundschulen. Der Kontakt zu allen Kindern beim Distanzunterricht konnte von den Lehrkräften an der Franz-Claudius-Schule gehalten werden. Es habe unzählige Telefongespräche gegeben, Online-Unterricht, wo es ging. Auch Kontakte vor der Haustür. „Wechselunterricht wäre für mich jetzt ein guter Einstieg gewesen“, gibt Braren zu. Dabei werden Lerngruppen geteilt, eine Gruppe bleibt erst zu Hause, bekommt dort Arbeitsaufträge. „In einer Kleingruppe wäre es für die Kinder einfacher gewesen, den Einstieg in die Schule zu finden.“ Zumal die Pädagogen erst einmal feststellen müssen, wie die Kinder leistungsmäßig stehen, wie sie die Monate ohne Präsenzunterricht emotional bewältigt haben. Landeselternbeirat wurde nicht gefragt: Auch Volker Nötzold, Landeselternbeirat für Grundschulen und Förderzentren, wundert sich, dass die Vorstufe „Wechselunterricht“ vom Bildungsministerium „ausgelassen wurde“. Es gehe gleich in den vollen Präsenzunterricht, „das stößt fast überall auf Unverständnis“. In Niedersachsen finde schon länger Wechselunterricht in Kleingruppen statt, „die sind dort begeistert“. In Kleingruppen zu arbeiten, wiege einige Nachteile gut auf. „Wir wundern uns, dass das in Schleswig-Holstein nicht gemacht wird.“ Die Elternvertreter seien bei dieser Entscheidung des Ministeriums übrigens nicht gefragt worden. Auch sei die Information, dass es die Möglichkeit gebe, sein Kind vom Präsenzunterricht bis zum 7. März zu beurlauben, vom Bildungsministerium „nicht gerade breit gestreut worden“, kritisiert Nötzold. „Viele Eltern wissen davon gar nichts.“ Rantzau-Schule tüftelt an Überarbeitung des Hygienekonzepts: In der Bad Segeberger Heinrich-Rantzau-Schule hat Schulleiterin Anja Look darauf geachtet, im Elternbrief darauf hinzuweisen. Im Hinblick auf mögliche Infektionsrisiken können Eltern ihre Kinder beurlauben. Die Präsenzpflicht sei ausgesetzt. Trotzdem werden am Montag viele Kinder auf den Schulhof der größten Grundschule von Bad Segeberg strömen. Gerade tüftelt Anja Look an der Überarbeitung des Hygienekonzepts „mit Schnupfenplan“ . Erst sollen die Kinder ankommen, sagt Anja Look. „Wir legen zuerst besonderes Augenmerk auf die Fächer Mathematik und Deutsch sowie soziales Miteinander. Es sind bei uns allen sehr gemischte Gefühle. Auf der einen Seite freuen wir uns alle sehr, die Kinder in der Schule zu haben, aber auf der anderen Seite ist die Besorgnis sehr groß“, sagt die Schulleiterin und spricht damit wohl vielen Grundschulpädagogen aus dem Herzen. Von Wolfgang Glombik