Corona Impfzentren im Kreis Segeberg: Die wichtigten Fragen

Der Norderstedter Notarzt und Allgemeinarzt Guido Reisewitz ist der ärztliche Koordinator der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) für die drei Segeberger Impfzentren. Die LN sprachen mit ihm über die Impfzentren im Kreis Segeberg. Herr Reisewitz, wie kann ich mich in einem der Segeberger Impfzentren gegen Corona impfen lassen? Guido Reisewitz: Sie können leider nicht einfach vorbeikommen. Alle, die in die Impfzentren kommen, haben vorher einen Termin bekommen und sind fest eingeplant. Zuerst werden das medizinische Personal und Bewohner und Mitarbeiter von Altenheimen geimpft, wobei wir die Seniorenheime auch mit mobilen Teams zum Impfen besuchen. Jeder muss also abwarten, bis die Gruppe, zu der er gehört, dran ist. Ob diese konkret angesprochen werden oder sich später selbst melden sollen, ist noch nicht ganz klar. Klar ist, dass die Terminvergabe dann über ein Onlineportal und über die Telefonnummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigung erfolgen soll. Die Anrufer werden dann über eine Vorabfrage an ein Callcenter des Landes weitergeleitet, das die Termine vergibt. Wer dann einen Termin hat, kommt hierher, meldet sich an und nimmt im Wartebereich Platz. Wenn man aufgerufen wird, darf man die Impflinie betreten. Viele Menschen sind verunsichert, weil der Impfstoff so neu ist. Gibt es die Möglichkeit, sich vor der Impfung noch zu informieren? Ja, im Wartebereich wird es schon erste Informationen durch Videos geben. Aber natürlich erfolgt vor jeder Impfung auch eine Beratung durch einen Arzt. Der erkundigt sich zuerst nach Kontraindikationen, also zum Beispiel nach Vorerkrankungen, wegen derer nicht geimpft werden kann. Dann erfolgt die ärztliche Aufklärung zur aktuellen Kenntnis über den Impfstoff, die Risiken und die Nebenwirkungen. Und es werden auch die Fragen der Impflinge beantwortet. Wir kalkulieren mit drei bis fünf Minuten pro Gespräch. Reicht das, um alle Fragen zu beantworten? Zunächst kommt ja erst mal vorwiegend das medizinische Personal zu uns. Da wird es schneller gehen, da diese Menschen bestimmt schon vorinformiert sind und wissen, welche Fragen sie haben. Wenn wir dann auch ältere Menschen hier haben, werden diese sicher mehr Fragen haben, dafür werden wir uns dann auch die Zeit nehmen. Generell sollten wir aber im Durchschnitt mit der Kalkulation hinkommen, denn jeder, der zum Impfen kommt, hat sich ja aktiv um einen Termin bemüht. Da ist niemand dabei, der das Impfen grundsätzlich ablehnt. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Macht der Arzt auch gleich die Impfung? Grundsätzlich kann das Impfen auch an hierfür qualifiziertes medizinisches Assistenzpersonal delegiert werden, das die Impfungen unter Aufsicht des Arztes durchführt. Das sind zum Beispiel Sanitäter, die dafür vorher eine spezielle Schulung absolvieren. Natürlich versichert sich der Arzt vorher, dass diese Person in der Lage ist, die Impfung vorzunehmen. Dann gibt es wie bei Impfungen beim Hausarzt einfach eine Spritze in den Oberarm. Wie viele Menschen können Sie hier pro Tag impfen? Wir rechnen mit einer Acht-Stunden-Schicht pro Tag. Wenn wir wirklich die maximale Auslastung hätten und in jeder Impflinie alle drei Minuten jemanden impfen, wären das 160 Impfungen pro Impflinie und Schicht. In Wahlstedt haben wir vier Impflinien, wenn alle in Betrieb wären, wären das knapp über 600. Aber das ist die Theorie, kein Arzt kann 160 Impfungen am Stück durcharbeiten, und das auch noch ständig mit Maske. Alle Mitarbeiter brauchen auch Pausen. Wir hoffen realistisch, bis zu 120 Impfungen pro Impflinie am Tag hinzubekommen. Sollen die Menschen eigentlich ihren Impfausweis mitbringen? Ja, das wäre sehr gut, denn nach der Impfung muss diese registriert und dokumentiert werden. Wer keinen Impfausweis hat, bekommt hier aber einen Ersatzausweis, in dem alles dokumentiert wird und auf den man gut achtgeben muss. Warum? Jeder Geimpfte braucht eine zweite Impfung. Und es gibt ja mehrere Impfstoffe von verschiedenen Herstellern, die in der Pipeline sind. Die zweite Impfung muss aber immer mit dem gleichen Impfstoff durchgeführt werden. Auch der Zeitabstand ist unterschiedlich, bei einigen sind es 28 Tage, bei dem, den wir hier verwenden, sind es 21 Tage. Welcher Impfstoff ist das? Wir verwenden den Biontech-Impfstoff. Das ist der neue mRNA-Impfstoff, der eine besondere Logistik braucht und bei minus 70 Grad gelagert werden muss. Er soll auch eine besonders hohe Sicherheit von 90 Prozent bieten. Der andere wäre zum Beispiel der Impfstoff von Astra Zeneca, ein Vektor-Impfstoff, der ungefähr 70 Prozent Sicherheit bieten soll. Können die Menschen grundsätzlich auch wählen, welchen Impfstoff sie bekommen möchten? Zur Zeit noch nicht. Wir haben in allen Impfzentren wahrscheinlich erstmal nur den Biontech-Impfstoff. Sobald ein anderer Impfstoff großflächig vorhanden ist, der keine besonderen Anforderungen benötigt wie der Biontech-Impfstoff, kann der dann aber auch in den Praxen verimpft werden, weil er auch bei geringerer Kälte gelagert werden kann. Das ist aber alles noch Zukunftsmusik. Diese Texte haben wir exklusiv für LN-Plus-Leser recherchiert: Das sind die Corona-Regeln ab Dezember Private Treffen: Diese Regeln gelten im Dezember in Schleswig-Holstein Sport draußen und drinnen: Das ist in SH erlaubt Hier informieren wir kostenlos über Corona-Regeln: Diese Corona-Regeln haben die Bundesländer für Weihnachten und Silvester erlassen Die Logistik für den mRNA-Impfstoff soll sehr aufwendig sein, was macht es so kompliziert? Erstmal ist da ja der Umstand, dass er bei minus 70 Grad gelagert werden muss. Das können wir im Impfzentrum nicht leisten. Er kommt dann als Konzentrat zu uns ins Impfzentrum und muss innerhalb von zwei Tagen verarbeitet werden. Dafür wird das Konzentrat mit Kochsalzlösung aufgelöst und verdünnt und dann auf die Spritzen mit den einzelnen Impfdosen verteilt. In dem Zustand ist der Impfstoff dann nur noch sechs Stunden haltbar und muss daher schnell verimpft werden. Deshalb haben wir in jedem Zentrum auch Mitarbeiter, die in einem extra Raum die Impfdosen aufbereiten. Wie viele Ärzte und medizinisches Personal brauchen Sie, um ein Impfzentrum wie in Wahlstedt zu betreiben? Für eine Impflinie brauchen wir drei Personen, darunter ein Arzt. Dazu kommen aber noch Leute für die Überwachung, die Herstellung der Impfdosen und die ganze Organisation. Unter anderem unterstützt uns ja die Bundeswehr, die am Eingang schaut, dass niemand Fieber oder Erkältungssymptome hat, denn wer krank ist, darf nicht ins Impfzentrum. Nach der Impfung darf man noch etwas ihr Gast sein, richtig? Ja, jeder bleibt noch zur Sicherheit dreißig Minuten im Nachwarteraum. Da werden wir auch Personal haben, das sofort reagiert, wenn jemand schwächelt. Für Notfälle haben wir auch einen Sanitätsraum mit Notfallmedikamenten. Wir gehen aber nicht davon aus, dass da viel passiert. Der normale Weg ist, dass der Impfling die Zeit abwartet und dann das Zentrum verlässt. Aber über einen anderen Weg, als er hinein gekommen ist, denn wir werden die Besucherströme natürlich lenken und immer alle Abstände wahren. Absolute Maskenpflicht gilt ohnehin. Es soll sich hier ja niemand anstecken. Von Sven Wehde