Corona-Krise: Karl-May-Spiele rechnen Szenarien für das kommende Jahr durch

Für die Kalkberg GmbH war es kein einfaches Jahr. Die Karl-May-Spiele und sämtliche Konzerte mussten auf Grund der Corona-Krise ausfallen. Im Gespräch mit den LN wagt die Geschäftsführerin der städtischen Gesellschaft, Ute Thienel, einen Rück- und einen Ausblick. Wie schwer wiegt der wirtschaftliche Schaden des Corona-Jahres für die Kalkberg GmbH? Es ist für uns ein sehr schmerzlicher Verlust. Wir hatten bei der Absage im Frühjahr mit einem Minus von rund 2,5 Millionen Euro für 2020 gerechnet. Am Ende sind es durch diverse Maßnahmen zwei Millionen Euro geworden. Diese Summe können wir glücklicherweise aus unseren Rücklagen decken. Niemand von uns hätte aber geglaubt, dass so etwas jemals nötig sein würde. Wie schwer treffen Sie auch die ausgefallenen Konzerte? Die Absagen treffen uns, indem die Mieteinnahmen für das Freilichttheater wegfallen. Das wirtschaftliche Risiko für die Konzerte tragen hingegen die Veranstalter. Unter dem Strich geht es aber auch für uns um namhafte Summen – und für die Fans um wunderbare Musikabende, die leider verschoben werden mussten. Dadurch konnten wir den Konzertbesuchern zudem unser schönes Theater nicht präsentieren. Das ist für uns immer beste Werbung. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf 2020 zurück: Trauer, Ärger oder auch Stolz auf Ideen wie die Backstageführungen? Ich denke, Traurigkeit und Frust trifft es am ehesten, was die ausgefallene Saison angeht. Wir hätten so gern unser Abenteuer „Der Ölprinz“ gespielt und die Zuschauer unterhalten. Wir haben ein tolles Ensemble, das Bühnenbild sieht klasse aus, das Plakat auch – und dann können wir all das nicht zeigen. Dass die Backstageführungen so begeistert angenommen worden sind, freut uns natürlich. Wir haben aber ohnehin sehr viel Zuneigung unserer Gäste erlebt. Das hat dem gesamten Team richtig gut getan: zu spüren, wie sehr wir vermisst werden. Zugleich ist diese ganze Situation aber auch eine große Herausforderung, die es mit aufwendigem Krisenmanagement zu meistern gilt. Wir rechnen Szenarien durch, erstellen Konzepte, entwickeln Pläne, nutzen unsere Netzwerke und prüfen Fördermöglichkeiten. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Wie viel Menschen haben jetzt insgesamt an der Führung teilgenommen – und wäre das nicht zumindest ein mögliches Zusatzangebot für den kommenden Herbst außerhalb der Saison? Es haben 13 300 Besucher teilgenommen. Besonders in den Ferien waren wir streckenweise komplett ausgebucht. Die Frage nach einer Fortsetzung der Führungen ist uns oft gestellt worden. Das wird leider nicht klappen. Im laufenden Betrieb können wir niemanden auf die Hinterbühne lassen – und nach einer Saison brauchen wir sechs bis acht Wochen, um das Bühnenbild abzubauen und das Theater winterfest zu machen. Dann sind wir schon im November, und das Wetter lässt es dann nicht mehr sinnvoll zu. Alle hoffen natürlich, dass es zum Sommer wieder normal weitergehen kann. Garantieren kann das niemand, und Großveranstaltungen werden vermutlich das Letzte sein, was wieder erlaubt wird. Was für Szenarien spielen Sie bereits durch? Derzeit ist es für konkrete Vorhersagen einfach noch zu früh. Wir wissen ja nicht, welche Rahmenbedingungen im Sommer 2021 gelten werden. Wir haben mehrere Szenarien durchgerechnet. Es wurde intensiv geprüft, was eine Auslastung mit einem Viertel oder einem Drittel der Plätze bedeutet, ebenso was für einen kostendeckenden Betrieb nötig ist und was eine Absage für Auswirkungen hätte. Auch wenn es schwerfällt: Wir werden noch abwarten müssen und sehen, wie sich die Situation entwickelt. Der Beginn der Impfungen ist ein deutlicher Silberstreif am Horizont. Das lässt uns optimistisch in die Zukunft schauen. Gibt es bereits Pläne für ein Hygienekonzept, um Zuschauer zu trennen? Es gibt Pläne nicht nur für ein einziges Hygienekonzept, sondern für mehrere: Neben dem Einlass und den Tribünen müssten wir auch die Hinterbühne, die Gastronomie, den Merchandising-Verkauf und das Umfeld des Theaters berücksichtigen. Aber auch hier gilt: Wir wissen nicht, was wir konkret erfüllen müssen. Wir werden die kommenden Wochen und Monate nutzen, um unsere Pläne zu verfeinern und sie der sich dann abzeichnenden Lage anzupassen. Diese Texte haben wir exklusiv für LN-Plus-Leser recherchiert: Das sind die Corona-Regeln ab Dezember Private Treffen: Diese Regeln gelten im Dezember in Schleswig-Holstein Sport draußen und drinnen: Das ist in SH erlaubt Hier informieren wir kostenlos über Corona-Regeln: Diese Corona-Regeln haben die Bundesländer für Weihnachten und Silvester erlassen Wie soll der Kartenvorverkauf organisiert werden, wenn noch gar nicht feststeht, wie viele Besucher erlaubt sind? Müssen die Tickets dann unter Vorbehalt verkauft werden? Unser Vorverkauf pausiert aktuell. Wir werden ihn erst wieder starten, wenn wir verlässlich wissen, wie wir unser Theater besetzen dürfen. Sollte es ganz schlimm kommen und die Saison noch mal ausfallen müssen, würden die Karl-May-Spiele das mit ihren Rücklagen aushalten? Wir würden von den Rücklagen her noch ein Jahr ohne Aufführung schaffen, aber es würde uns finanziell hart treffen. 70 000 Karten sollen ja schon im Vorverkauf für dieses Jahr verkauft worden sein. Was passiert mit diesen Karten? Wir hatten für „Der Ölprinz“ in der Tat über 70 000 Karten verkauft. Als Mitte April die Absage für Großveranstaltungen kam, haben sich 88 Prozent der Gäste für eine direkte Umbuchung oder einen Gutschein entschieden. Einige haben ihr Karten zurückgegeben und auf ihr Geld als Zuwendung an die Karl-May-Spiele verzichtet. All diese Reaktionen haben uns sehr gerührt. Zwölf Prozent der Besucher haben sich den Eintrittspreis erstatten lassen. 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Themenseite: Alle LN-Artikel zu den Karl-May-Spielen auf einer Seite Wie wurde die Zeit in diesem Jahr noch genutzt: Gab es irgendwelche Renovierungen oder Sanierungen? Wurden neue Parkkonzepte überlegt? In der aktuellen Situation haben wir auf kostspielige Maßnahmen verzichtet. Unser technisches Team hat jedoch etliche Instandhaltungsarbeiten selbst erledigt. Vor Beginn des ersten Lockdowns hatten wir aber schon einige Investitionen in das Theater vorgenommen – zum Beispiel neue Handläufe im oberen Teil der Tribünen samt LED-Beleuchtung. Neue Parkkonzepte müssen wir uns nicht überlegen, weil es schon einen fertigen Plan gibt. Das Herzstück sind LED-Tafeln, die den Weg zum nächsten freien Parkplatz weisen. Sie werden aufgestellt, sobald wir wieder mit Konzerten und Karl May in Betrieb gehen. Von Sven Wehde