Corona-Pandemie: So sicher sind Kliniken in Segeberg und Stormarn

Die Corona-Ausbrüche in der Sana-Klinik in Lübeck und in anderen Krankenhäusern beunruhigen viele Patienten. Mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen versuchen auch die Kliniken in den Kreisen Segeberg und Stormarn, solche Ausbrüche zu verhindern – und das in den allermeisten Fällen auch mit Erfolg. So stellt sich die Lage an den Kliniken derzeit dar: Asklepios Klinik in Bad Oldesloe: Es gibt gute Nachrichten: Alle 350 Mitarbeiter sind gesund und niemand ist in Quarantäne. „Aktuell gibt es keinen Coronafall unter Mitarbeitern“, sagt Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. Trotzdem spiele die Pandemie eine große Rolle. „Wir besprechen jeden Tag die Belegung und Aufnahme- sowie Entlassmöglichkeiten. Die Lage ist angespannt, aber im Rahmen unserer Möglichkeiten versorgen wir die Patienten wie bisher“, sagt Eberenz. Alle planbaren Operationen würden individuell überprüft und bei Auswirkungen auf die Intensivkapazitäten oder die Notfallversorgung gegebenenfalls verschoben. Eberenz: „Wir informieren aber alle Patienten, deren Operationen verschoben werden, und bitten darum, nicht einfach ohne Abmeldung fernzubleiben.“ Die Mitarbeiter in der Bad Oldesloer Klinik mit regelhaftem Patientenkontakt werden wöchentlich getestet. „Bisher sind rund 25 Prozent der Mitarbeiter am Standort geimpft“, erklärt Eberenz. Die Bereiche arbeiteten zudem strikt getrennt voneinander, um Personalvermischungen und somit auch das Risiko eines abteilungsübergreifenden Infektionsausbruchs zu minimieren. Zudem tragen alle Mitarbeiter mit Patientenkontakt FFP2-Masken und alle ohne Patientenkontakt mindestens OP-Masken. Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg: Derzeit sind knapp 1,5 Prozent der Mitarbeiter in häuslicher Quarantäne, die positiv auf Corona getestet wurden. Einen Corona-Ausbruch gibt es also nicht und die Klinik kann normal arbeiten. „Sowohl die Notaufnahme als auch die ambulanten und stationären geplanten Leistungen der Klinik werden vollständig angeboten“, sagt Sprecherin Dirten von Schmeling. Eine Einschränkung sei nur, dass im Hinblick auf eine mögliche Versorgung von Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, Kapazitäten auf der Intensivstation freigehalten werden müssen. Von Schmeling: „Das bedeutet unter Umständen, dass eine geplante Operation, bei der eine anschließenden intensivmedizinische Betreuung eingeplant ist, verschoben werden muss.“ Die ohnehin hohen Sicherheits- und Hygieneanforderungen seien mit Vorgaben zum Aufenthalt und Verhalten in den Pausen mit Beginn der zweiten Welle noch einmal verschärft worden. „Sämtliche Mitarbeiter werden regelmäßig getestet und zwar gemäß der Eingruppierung nach Risiko. So werden zum Beispiel die Mitarbeiter der höchsten Risikostufe, die in der Notaufnahme, auf der Intensivstation, der Isolierstation oder in der onkologischen Akutversorgung arbeiten, wöchentlich getestet. Testtermine werden täglich angeboten.“ Jeder Mitarbeiter müsse zudem verpflichtend ein Symptomtagebuch führen. Von Schmeling: „Dies hat sich als brauchbares Instrument erwiesen, um Infektionsketten nachzuvollziehen und zu unterbrechen.“ Zudem werde seit der ersten Januarwoche geimpft. „Insgesamt haben bereits 203 Mitarbeiter ihre erste Impfung erhalten. Der überwiegende Teil der Mitarbeiter der höchsten Risikogruppe ist geimpft. Auf alle Mitarbeiter bezogen, sind fast die Hälfte der Mitarbeiter geimpft“, so von Schmeling. Die zweite Impfung soll für Angehörige der ersten Risikogruppe ab dem 8. Februar erfolgen. Corona-Ausbrüche an anderen Kliniken werden auch in Henstedt-Ulzburg beobachtet und analysiert. Von Schmeling: „Wir arbeiten kontinuierlich an unseren Konzepten, unsere Hygieneexperten überprüfen permanent die gesamten Abläufe. Dabei profitieren wir als Teil einer bundesweit agierenden Klinikkette von der Expertise unseres unternehmenseigenen Zentralinstitutes für Krankenhaushygiene.“ Klinikum Bad Bramstedt: Das Krankenhaus ist eine Fachklinik ohne Notaufnahme. Es kommen also nur Patienten zu geplanten Operationen in das Haus. „Und jeder muss einen negativen PCR-Test mitbringen. Wer keinen Nachweis über ein negatives Testergebnis hat, wird gleich in unserem eigenen Testzentrum im Eingangsbereich abgestrichen“, erklärt Geschäftsführer Jens Ritter. Aber auch darüber hinaus gelte: Jeder Patient und jeder Mitarbeiter wird einmal die Woche getestet. Ritter: „So haben wir ein relativ sicheres Netz gespannt.“ Ungefähr fünf positive Patienten konnte das Klinikum seit September durch die Teststrategie aufspüren – und eine weitere Gefahr verhindern. „Wir haben seit dem Beginn der Pandemie bis heute keinen Ausbruch gehabt“, sagt Ritter und betont, dass auch die Patienten sich sehr sicher fühlten: „Wir haben im Krankenhaus eine Vollbelegung, im Rehabereich liegt sie bei 80 Prozent, einige fühlen sich hier sogar sicherer als zu Hause.“ Impfstoffe für Mitarbeiter in Risikobereichen werden in dem Klinikum für Mitte Februar erwartet. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Psychiatrisches Krankenhaus in Rickling: Aktuell gibt es in Rickling keine infizierten Mitarbeitende und auch keine, die sich in Quarantäne befinden. „Generell hat es seit Ausbruch der Corona-Pandemie unter den rund 600 Mitarbeitenden des Krankenhaus nur einzelne Infektionen und nur mit starkem zeitlichen Abstand zueinander gegeben. Und die Infektionen wurden schnell erkannt, sodass auch umgehend entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden und eine Weitergabe des Virus ausgeschlossen werden konnte“, erzählt Sprecher Sebastian Wieschowski. Der Betrieb des Krankenhauses könne deshalb auch normal weitergeführt werden, es gebe keine Einschränkungen. Damit das auch so bleibt, werden in dem Krankenhaus alle Mitarbeiter mit Patientenkontakt routinemäßig zweimal pro Woche getestet. „Impfungen haben im Psychiatrischen Krankenhaus noch nicht stattgefunden, dafür aber in den Altenpflegeheimen des Landesvereins und in einzelnen Bereichen des Psychiatrischen Zentrums. Wir hoffen aber, dass die Impfungen des Krankenhauspersonals bald erfolgen können“, sagt Wieschowski. Das Krankenhaus setzt zudem auf die Bildung von kleinen Teams und verstärkt auf Telefon- und Videokonferenzen, um Ansammlungen von Personen im Arbeitsalltag zu vermeiden. Das Hygienekonzept werde in Anbetracht der Virusmutation im Krankenhaus noch strenger umgesetzt als bisher, sodass derzeit nur externe Personen aus juristisch oder therapeutisch unbedingt erforderlichen Anlässen das Krankenhaus betreten dürfen. Neue Testverordnung in SH: Wer jetzt nur noch getestet wird Kürzere Quarantäne: Das sind die neuen Regeln für Reiserückkehrer So verhalten Sie sich, wenn Sie keinen Corona-Test bekommen Das sind die neuen Corona-Schnelltests – und so werden sie eingesetzt Positiv auf Corona getestet worden, aber nicht ansteckend? Was der Ct-Wert über die Infektiosität verrät Drosten: PCR-Corona-Tests sind „zweifelsfrei“ Was unterscheidet den Corona-Schnelltest vom PCR-Nachweis? Wie entscheidend sind „falsch positive“ Testergebnisse? Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift: 1050 Mitarbeiter sind in dem Krankenhaus tätig. Von ihnen sind aktuell acht an Covid 19 erkrankt, vier Mitarbeiter seien in Kontakt-Quarantäne. „Die Erkrankten haben die Infektion zum Teil über private Kontakte erworben oder waren aufgrund von Symptomen bereits zu Hause geblieben, so dass nicht alle Patientenkontakt hatten“, erklärt Krankenhaus-Sprecherin Andrea Schulz-Colberg. Und „wenn jemand im Dienst positiv getestet wird, werden alle Kontakte identifiziert und dem Gesundheitsamt gemeldet. Kontakt-Patienten kommen dann auf unsere Verdachts-Iso-Station in ein Einzelzimmer. Durch die sensiblen PCR-Tests erkennen wir infizierte Mitarbeitende häufig schon, bevor sie Symptome haben oder infektiös sind, also bevor sie andere anstecken können.“ Alle Mitarbeitenden mit Patientenkontakt machten zudem wöchentlich mindestens einen PCR-Test und zweimal wöchentlich bei Dienstantritt einen Antigen-Schnelltest. Mitarbeiter in Covid-Bereichen „erhalten zweimal wöchentlich einen PCR-Test und tägliche Schnelltests bei Dienstantritt“. Jeder Patient, der ins Krankenhaus aufgenommen werde, erhalte ebenfalls einen Schnelltest und einen PCR-Test. Der PCR-Test werde mindestens einmal wöchentlich wiederholt. Vor Untersuchungen oder einer Operation werde noch ein Schnelltest durchgeführt. Der Hintergrund: Im Krankenhaus Reinbek hatte man Mitte Dezember selbst einen kleinen Ausbruch. „Daraufhin haben wir für alle Mitarbeitenden im Patientenkontakt auf FFP2-Maske umgestellt und das Testen noch einmal intensiviert“, erläutert Andrea Schulz-Colberg. Im St. Adolf-Stift wurden zudem bereits 473 von rund 1050 Mitarbeitern geimpft. Die zweite Impfung steht Anfang Februar an. Die Bereitschaft zur Impfung sei in der Belegschaft mit 80 Prozent vergleichsweise hoch. Die Folgen der Pandemie sind auch in Reinbek spürbar: Von Mitte Dezember bis Mitte Januar seien viele Operationen verschoben worden, die keine Notfälle waren. Schulz-Colberg: „Aktuell fahren unsere Ärzte auf Sicht und versuchen, alle dringenden Operationen nachzuholen, denn ein Krebs- oder Gefäßleiden muss ja trotz aller Planbarkeit zeitnah behandelt werden, bevor sich die Prognose verschlechtert.“ Medizinische Klinik Borstel: Aktuell seien in Borstel nur drei Mitarbeiter im medizinischen Bereich an Corona erkrankt. „Die geringe Corona-Erkrankungsquote bei den Mitarbeitern wird mit einem wöchentlich angepassten Hygienekonzept und konsequenten organisatorischen Regeln erreicht“, sagt Sprecherin Britta Weller. Erstmals geimpft seien bereits 100 von 250 Mitarbeitern der Klinik, die zweite Impfung finde in der ersten Februarwoche statt. Dann seien fast alle Mitarbeiter mit direktem Patientenkontakt geimpft. Zu dem Sicherheitskonzept gehören unter anderem die Pflicht, FFP2-Atemschutzmasken zu tragen, diese durch einen „Fittest“ zu überprüfen und eine der Gesichtsform angepasste Maske auszuwählen. Weller: „Es finden auch regelmäßig Übungen im An- und Ausziehen der persönlichen Schutzausrüstung statt. Ebenso werden Mitarbeiter im Umgang mit Corona-Patienten regelmäßig geschult und die Anlieferung eines positiven Patienten wird geübt.“ Alle Mitarbeiter würden bei Krankheitssymptomen sofort mit einem Schnelltest und einem PCR-Test getestet. Die Pausenzeiten der Mitarbeiter seien zudem so entzerrt, dass es zu möglichst wenigen direkten Kontakten komme. „Und Treffen zum gesellschaftlichen Rauchen sind aktuell verboten, man darf nur allein rauchen. Die Kantine ist geschlossen, das Essen gibt es nur ,to-go’.“ Trotz der Einhaltung aller Regeln und einer geringen Covid-Erkrankungsquote bei den Mitarbeitern sei eine stabile Patientenversorgung aktuell nur bei reduzierter Bettenkapazität zu gewährleisten, da die Hygienemaßnahmen mehr Ressourcen in Anspruch nehmen. Weller: „Die Intensivstation ist sehr gut ausgelastet. Es kommt allerdings vermehrt zu Verlegungen aus anderen Krankenhäusern, die an ihre Kapazitätsgrenzen kommen.“ Segeberger Kliniken: „Selbstverständlich haben wir ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept, mit dem wir unsere Mitarbeiter und Patienten schützen und das wir sehr konsequent einhalten“, sagt Klinik-Sprecher Robert Quentin. Details zu dem Konzept oder zu Zahlen über Impfungen oder Corona-Erkrankungen unter den Mitarbeitern gäben die Segeberger Kliniken aber nicht bekannt. Von Sven Wehde