Corona-Schnelltest: Schülerin testet an Burgfeldschule in Bad Segeberg ihre Lehrer

In Corona-Zeiten ist ja vieles ganz anders als früher. So ist es auch an der Burgfeldschule in Bad Segeberg. An der Gemeinschaftsschule mit Oberstufe sind am Montag sogar ein bisschen die Rollen vertauscht. Da ist es eine Schülerin, die ihren Lehrern noch etwas beibringen kann. Denn die Schule hat ein Schnelltestzentrum eröffnet, das an diesem Vormittag zum ersten Mal Corona-Tests für Lehrkräfte, Sekretariatsmitarbeiter oder Hausmeister anbietet. Gewissermaßen geleitet wird es von einer Schülerin. „Sie ist eine ganz erfahrene Testkraft“, sagt Schulleiter Rüdiger Nelson, der an diesem Vormittag als einer der ersten in den zum Schnelltestzentrum umgebauten Unterrichtsraum kommt. Schon 1000 Abstriche gemacht: Er meint Marlen Breiting aus der 13. Klasse, die schon mit Schutzausrüstung, Abstrichstäbchen und einem Lächeln auf ihren Rektor wartet. „Nase oder Rachen“, fragt die 18-Jährige ihren Schulleiter fröhlich. „Rachen bitte!“ Ein paar Sekunden und der Schulleiter hat es überstanden und ist froh, den Rachenabstrich gewählt zu haben. „Das ist viel besser als Nase“, findet er. „Dafür wird man beim Nasenabstrich mal so richtig durchgepustet“, scherzt die Schülerin. Für Marlen Breiting ist so ein Abstrich schon Routine, denn ihren Nebenjob macht sie am Wochenende im Forschungszentrum Borstel in der Corona-Ambulanz. „Da gab es eine Stellenausschreibung, und ich habe mich einfach beworben“, erzählt Breiting. Seit November hat sie dort schon über 1000 Abstriche gemacht – und Spaß dabei. „Na klar, der Job ist abwechslungsreich, ich sehe immer wieder neue Leute“, sagt Breiting. Dass sie jetzt auch mal ihren Lehrern etwas erklären kann, sieht sie mit Humor. „Das ist schon mal was anderes, aber man gewöhnt sich daran.“ Vertrauen in die Kollegen: Natürlich sind aber auch die Lehrer Profis und arbeiten mit ihrer Schülerin im Team zusammen. „Wir haben ganz schnell Freiwillige unter den Kollegen gefunden, die die Tests durchführen. Unsere Fachlehrer in Bio oder Chemie kennen das ja schon mit Reagenzgläsern und Tests, die haben sich gleich bereit erklärt“, sagt Nelson. Für die Durchführung der Corona-Schnelltests gab es dann noch eine spezielle, dreistündige Schulung bei Volker Eckstein von der Löwen-Apotheke in Bad Segeberg, der auch schon die Schulmitarbeiter in Leezen ausgebildet hat. Und die Mitarbeiter der Schule haben großes Vertrauen in ihre Schülerin und die Kollegen, denn vor dem Testraum bildet sich schon kurz nach dem Start um 10.20 Uhr eine Warteschlange. Insgesamt nutzen an diesem ersten Testtag 23 Schulmitarbeiter die Möglichkeit, am Ende sind zum Glück alle negativ. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Tests in der Schule machen es leichter: Lehrerin Jenny Fink gehört auch zu den ersten, die sich testen lassen. Die Klassenlehrerin einer fünften Klasse freut sich sehr über das Angebot der Schule. „Es ist erleichternd zu wissen, dass ich mich hier testen lassen kann. Ansonsten muss ich erst wieder einen Termin beim Hausarzt machen, so spare ich mir den langwierigen Umweg. Dass wir uns hier vor Ort testen lassen können, ist perfekt“, sagt Fink. Dass sie sich überhaupt testen lässt, denn das Angebot ist ja freiwillig, sei für sie keine Frage. „Wenn ich weiß, dass ich negativ bin, gehe ich mit einem besseren Gefühl in die Klasse – für mich und für die Schüler.“ Zwei Mal die Woche wird getestet: Es den Mitarbeitern leichter zu machen, darum ging es auch Schulleiter Rüdiger Nelson. „Als bei uns klar war, dass die fünften und sechsten Klassen wiederkommen und wir ja sowieso auch schon die Abschlussklassen hier haben, wollten wir dringend ein Test-Angebot vor Ort organisieren“, sagt Nelson. Zwar könne sich mit den Gutscheinen natürlich jeder auch privat testen lassen, aber ein niedrigschwelliges Angebot direkt vor Ort, wo man dann mal eben hingehen kann, wenn man sowieso da ist, sei natürlich viel besser. Zwei Mal die Woche sollen die Schnelltests in Zukunft angeboten werden. Wann genau soll noch in einer Lehrerkonferenz nach dem Auftakt an diesem Montag besprochen werden. Fieber messen als zusätzliche Sicherheit: Für den Rektor ist das eigene Schnelltest-Zentrum an der Schule aber nur ein Baustein. „Alles, was uns schützt und Infektionen an der Schule unterbinden kann, ist sinnvoll“, sagt Nelson und hat schon eine weitere Idee. „Wir überlegen, ob wir bei den Schülern jetzt vor der Eingangstür die Körpertemperatur mit einem kontaktlosen Infrarotthermometer messen“, berichtet Nelson. Erste Vorgespräche mit dem Schulelternbeirat gab es schon. Noch ist es aber nicht soweit. „Und wenn, findet natürlich alles nur auf freiwilliger Basis statt“, betont Nelson, der auch Corona-Schnelltests bei Schülern grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber steht. Aber das ist noch Zukunftsmusik. „Zudem wäre es eine enorme logistische Herausforderung. Wenn hier morgens 300 Schüler ins Gebäude strömen, wer soll die alle von jetzt auf gleich testen, das lässt sich nicht so einfach machen.“ Von Sven Wehde