Corona-Test im Altenheim verweigert: Jetzt redet die gekündigte Mitarbeiterin

In dem Fall der gekündigten Hauswirtschafterin eines Alten- und Pflegeheims in Itzstedt meldet sich jetzt die Betroffene selbst in einem Schreiben über ihren Facebook-Account zu Wort. Darin distanziert sie sich von den Beschimpfungen ihres Arbeitgebers durch Dritte, macht aber auch ihre Sicht der Dinge deutlich. Die Mitarbeiterin hatte am letzten August-Wochenende die Demonstration gegen die Corona-Auflagen in Berlin besucht und sich danach am Montag mit einer Erkältung krank gemeldet. Einen von der Heimleitung geforderten Corona-Test verweigerte sie – und wurde daraufhin fristlos gekündigt. Das Kündigungsschreiben hatte die Mitarbeiterin selber im Internet gepostet. Das habe Wellen geschlagen, „die ich niemals vermutet hätte“, schreibt die Frau und macht klar: „Hiermit distanziere ich mich von etwaigen Drohungen oder Verunglimpfungen meines alten Arbeitgebers und deren Mitarbeitern und bitte um Unterlassung.“ Corona-Maßnahmen seien nicht verhältnismäßig: Zu ihrer Teilnahme an der Demonstration steht die ehemalige Reinigungskraft des Pflegeheims. „Ja, ich habe an der Querdenken-Demonstration am 29. August teilgenommen, als Teil der Eltern-Stehen-Auf-Initiative – und dies aus Überzeugung.“ Sie sei aber kein Mensch, der dieses Virus verleugne, und kein Mensch, der absichtlich Risikogruppen in Gefahr bringe. „Ich bin jedoch ein Mensch, der glaubt, dass das Virus nicht sooo gefährlich ist, wie der Bevölkerung vermittelt wird, und die Maßnahmen nicht verhältnismäßig zu diesem Virus sind. Das basiert auf Fakten, die jeder Belehrbare recherchieren kann. Ich trete für meine Kinder ein, und deshalb war ich in Berlin! Und eine fristlose Kündigung wird mich nicht davon abhalten! Wir sind viele!“ Vorgehen sei mit dem Hausarzt abgesprochen worden: Die Hauswirtschafterin schildert auch ihre Sicht, wie es zu der Kündigung gekommen sei. Sie habe von Freitag bis einschließlich Montag regulär frei gehabt. Am Sonntag habe sie dann bei ihrem Sohn Erkältungssymptome festgestellt. „Da ich als Mutter nicht wollte, dass er so in Fremdbetreung geht, habe ich mich offiziell bei meinem Arbeitgeber gemeldet und mich aus dem Dienst für die Folgewoche rausnehmen lassen. Am Abend dieses Sonntages stellte ich auch bei mir Symptome fest“, schreibt sie. Am Montagmorgen habe sie ihren Hausarzt kontaktiert. „Dieser teilte mir mit, ich solle mindestens 48 Stunden daheim bleiben mit Tendenz auf mehr, sollten sich die Symptome nicht verbessern. Ich als Mitarbeiterin einer Wohneinrichtung für ältere Menschen war mir sehr wohl der Verantwortung gegenüber den Bewohnern bewusst. Ich informierte meinen Arbeitgeber über die veränderte Situation, dass ich ab Montag den 31. August selber krankgeschrieben bin.“ Daraufhin habe der Arbeitgeber entgegnet, dass sie einen PCR-Test machen müsse, weil sie in Berlin bei der Demo war. „Dieser Test wäre zu früh gemacht worden“: „Wer es noch nicht wusste, die Inkubationszeit der Covid-19-Krankheit beträgt zwischen zehn und zwölf Tagen. Zwischen Demo und meinem ersten Arbeitstag lägen drei Tage. Selbst wenn man nicht wüsste, dass dieser Test völlig ineffektiv für das Coronavirus ist, wäre der Test zu früh gemacht worden. Auch aus diesem Grund hat der Hausarzt diesen Test nicht empfohlen“, schreibt die Frau. Die LN befragten hierzu einen Experten. Dr. med. Hans-Peter Hauber von der Asklepios Klinik Altona widerspricht dieser Darstellung: „Die Inkubationszeit für eine Sars-CoV2-Erkrankung beträgt im Mittel fünf bis sechs Tage. Von daher ist eine Erkrankung am Montag nach einer fraglichen Infektion am Sonnabend eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, da die Inkubationszeit auch kürzer sein kann. Darüber hinaus besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass sich die betreffende Person schon vorher infiziert hat.“ Selbstisolation sollte Alternative sein: Die Reinigungskraft bestätigt in ihrem Schreiben auch, dass sie den Test verweigert habe, ergänzt jedoch: „Leider hatte ich nicht die Chance, meinen Alternativvorschlag zu erörtern, der eine mindestens zweiwöchige Selbstisolation vorsah. Denn ich bin kein Mensch, der verantwortungslos handelt.“ Auf eine LN-Anfrage hat die Verfasserin des Schreibens noch nicht reagiert. Dass der Facebook-Post authentisch ist und nicht etwa eine Fälschung, ist jedoch zumindest sehr wahrscheinlich. Sowohl der vollständige Name der Mitarbeiterin, als auch Details der Vorgänge sind alle richtig dargestellt. Zudem gibt es den betreffenden Facebook-Account schon seit Jahren. 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