Corona in Segeberg: So sind die Selbsttests an den Grundschulen gelaufen

Zwölf Tische sind mit weitem Abstand in der Sporthalle der Heinrich-Rantzau-Schule in Bad Segeberg aufgebaut. Auf den Tischen steht ein kleines rotes Plastikschälchen, daneben immer ein Mülleimer. An den Tischen sitzen die Erstklässler, die gerade ihren ersten Corona-Selbsttest hinter sich gebracht haben. Die Stimmung ist gut, während der Viertelstunde Wartezeit auf das Ergebnis wurde eine spannende Geschichte vorgelesen. Die Teststreifen zeigen schon mal eines: Es ist kein ungültiger Test dabei. Schulleiterin Anja Look spricht mit den Jungen und Mädchen. „Als ich den Test das erste mal gesehen habe, habe ich gedacht, das können Erstklässler gar nicht. Aber ihr habt den Test alle richtig ausgeführt. Wow! Respekt!“, lobt sie die kleinen Schüler und fragt: „Was bedeutet es, wenn an dieser Stelle ein Strich ist?“ „Dann muss man noch einen zweiten, richtigen Test machen“, sagt ein Junge. „Genau! Bedeutet es auch, dass man Corona hat?“ „Nein“, antworten die Grundschüler und bekommen gleich noch ein Lob von ihrer Schulleiterin. „Das stimmt, es heißt nur, dass wir dann eure Eltern anrufen würden, die euch abholen und dann würdet ihr noch mal einen zweiten Test machen. Denn so ein Schnelltest muss nicht immer richtig sein.“ Positiver Schnelltest muss noch kein Corona sein: Das Gespräch zeigt, wie wichtig es den Schulen ist, eine mögliche Stigmatisierung der Kinder, vor der auch viele Eltern Sorge haben, von vorneherein auszuschließen. „Wir wollen den Druck und die Ängste nehmen und die Kinder auch bei einem positiven Schnelltestergebnis schützen“, erklärt Look, nachdem die Kinder alle in ihre Klasse zurückgekehrt sind. „Denn machen wir uns nichts vor, natürlich kriegen es alle mit, wenn ein Kind ein positives Ergebnis hat. Deshalb sprechen wir darüber und klären auf, dass das nicht schlimm und kein Makel ist.“ Trotzdem wäre es Look lieber, wenn sie die Schnelltests den Kindern mit nach Hause geben könnte. „Ich persönlich würde es deutlich entspannter und einfacher empfinden, wenn Eltern den Test mit nach Hause nehmen und ihn dann in ruhiger und geschützter Atmosphäre mit den Kindern zusammen machen könnten“, sagt Look und bekommt Unterstützung von der Schulelternbeiratsvorsitzenden Anja Brodersen, die zusammen mit der Medizinstudentin Amina Wohlfahrt die Kinder bei den Tests anleitet. „Und wenn der Test positiv ist, dann wären die Kinder auch gleich zu Hause. Außerdem würde es viele Eltern beruhigen, die sich jetzt fragen, ob ihr Kind das alleine schafft“, findet Brodersen. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Wo würde eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit gelten? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Wie viele Menschen wurden bisher in SH gegen Corona geimpft? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Erstklässler bekommen Selbsttest gut hin: Trotzdem kam das Lob für die Kinder von Herzen, denn die Schulleiterin und ihre beiden Helferinnen sind wirklich sehr zufrieden mit den ersten Tests an der Schule. „Es war eine ganz entspannte und fröhliche Atmosphäre. Es war kein Kind dabei, das nächstes Mal nicht wieder mitmachen will“, berichtet Brodersen. Bei dem Schnelltest müssen die Kinder einen Nasenabstrich zwei Zentimeter tief in der Nase machen. „Das hat super geklappt, die Eltern haben vorher toll mit den Kindern zu Hause mit Wattestäbchen geübt und Videos angeguckt“, freut sich die Elternbeiratsvorsitzende. „Hier haben wir das dann spielerisch gemacht und jedes Nasenloch gekitzelt. Die Kinder hatten Spaß und keine Angst.“ Medizinstudentin Wohlfahrt glaubt auch zu wissen, warum die Erwachsenen manchmal sogar mehr Probleme mit dem Test haben. „Ein Erwachsener geht eher an die Grenzen, so dass die Tränen fließen, die Kleinen rühren gründlicher, bohren aber nicht so viel“, sagt sie mit einem Lächeln. Dass das Stäbchen trotzdem tief genug in der Nase ist, darauf achten die Helferinnen dann. „Wenn die Kinder noch ganz entspannt sind, müssen sie meist noch etwas tiefer und wenn es dann anfängt zu kitzeln und etwas unangenehm zu werden, sind sie richtig“, erklärt Wohlfahrt. Unterschiedliche Strategien an den Schulen: Neu ist die Situation für alle Schulen und so gehen viele Schulleiter auch ganz unterschiedlich an die Selbsttests heran. Während es Look wichtig war, die Kinder gemeinsam in der Sporthalle und unbeobachtet von den anderen Kindern, die nicht getestet werden sollen, zu testen, setzt ihre Kollegin Kathrin Deeg an der Helen-Keller-Schule in Wahlstedt auf eine andere Strategie. „Wir haben das Testen in den Klassen belassen. Es kann ja auch einen positiven Effekt haben, wenn die Kinder dabei sind, die sich nicht testen möchten. So sehen sie vielleicht, dass es nicht so schlimm ist und erzählen auch ihren Eltern davon.“ Einer Testung zu Hause steht sie deshalb eher verhalten gegenüber. „Hier wissen wir, wer den Test gemacht hat und ich behalte die nicht genutzten Tests für das nächste Mal. Wenn ich die Tests alle rausgebe, landen nachher welche im Papierkorb, denn einige Eltern wollen das ja auch nicht für ihre Kinder.“ Unterstützung von der Apotheke: Für die Anleitung der Kinder hat sich die Schulleiterin für die ersten Wochen Unterstützung von einer Apotheke geholt. Das soll nicht nur eine Hilfe für die Kinder, sondern auch für die Lehrer sein, die die Kinder später selber anleiten sollen. In der Kürze der Zeit hätten sich die Kollegen zwar belesen, aber es habe auch Unsicherheiten gegeben. „Ich unterrichte auch als Lehrerin und kann das gut nachvollziehen“, sagt Deeg. „Keiner möchte einen Fehler machen oder etwas übersehen.“ Daher sei es ideal, wenn den Kindern aber auch den Lehrer am Anfang einmal professionell gezeigt werde, wie die Selbsttests gemacht werden. Und das hat auch geklappt. „Allerdings hat die Apothekerin zurückgemeldet, dass die Tests für die Zweitklässler schon eine Herausforderung waren.“ Akzeptanz eher gering: Nach dem ersten Testtag kann Deeg auch eine erste Bilanz ziehen, wie groß die Akzeptanz der Selbsttests ist. Von 104 anwesenden Kindern der zweiten bis vierten Klassen haben sich an diesem Tag 45 testen lassen, also nicht einmal die Hälfte. Bei den Abschlussschülern waren die Teilnehmerzahlen teilweise noch geringer. So machten beim ersten Testtag an der Gemeinschaftsschule am Seminarweg nur zehn Schüler beim Schnelltest mit. Von Sven Wehde