Das bunte Baugebiet von Wahlstedt

Das eine Haus ist rot verklinkert, das andere grau verputzt. Dort steht ein Bungalow, daneben eine hohe Stadtvilla, ganz in der Nähe ein klassisches Doppelhaus. Die einen Häuser haben rote Dachziegel, andere schwarze oder dunkelgraue. Im Neubaugebiet „Tütenmoor 3“ in Wahlstedt ist alles so bunt und individuell wie der Vogel, der dem Kiebitzring, der durch das neue Viertel führt, seinen Namen gab. Und das ist kein Zufall. „Es gibt hier mehr Freiheiten bei der Gestaltung, denn wir möchten hier Vielfalt und nicht nur Uniformität, wie es sie sonst oft in Baugebieten gibt“, verrät Bauamtsleiter Torsten Maaß. Selbst der Klinker ist etwas Besonderes: Viele Häuser stehen schon, auf anderen Grundstücken sind die Handwerker noch kräftig am Mauern, Sägen und Hämmern. Torsten Franck und Benjamin Keitsche sind auch gerade fleißig bei der Arbeit. Auf dem Grundstück der Doppelhaushälfte, die Franck gemietet hat, bauen sie gerade ein Gartenhaus. „Genau das finde ich auch so schön an diesem Baugebiet“, sagt Franck. „Es ist nicht so einheitlich, sondern sehr gemischt.“ Er selbst ist vor wenigen Wochen in die Doppelhaushälfte gezogen. Die hat 86 Quadratmeter und ist damit perfekt für Franck, der dort allein lebt. Auch seine Doppelhaushälfte ist etwas Besonderes: Der Klinker sieht sehr naturnah aus. „Ein toller Stein“, findet Franck. Mischung aus Toskana-Haus und Stadtvilla: Darinka Krause, die mit ihrem Mann und zwei Kindern in dem Neubaugebiet lebt, ist ebenfalls glücklich über ihr neues Zuhause. Die Familie aus Wahlstedt konnte ihren ganz persönlichen Traum vom Eigenheim verwirklichen. „Wir haben eine Mischung aus einem Toskana-Haus und einer Stadtvilla gewählt, bei der der typische Dachvorsprung des Toskanahauses nur um das halbe Haus herumführt“, erzählt Krause. Bauvorschriften haben sie daran nicht gehindert. „Bei einer Freundin in Lübeck müssen alle Häuser den gleichen Klinker haben, das finde ich nicht so gut“, erzählt Krause. Bei ihrem Haus sei lediglich vorgeschrieben, dass zur Straße hin eine Hecke gepflanzt werden muss. „Und wir müssen alle einen heimischen Laubbaum setzen“, ergänzt Thomas Borgwald, der eine Straße weiter einen großen Bungalow für sich und seine Familie gebaut hat. „Die Natur ist hier wichtig, ansonsten gibt es kaum eine Baubindung“, sagt der Klempner, der beim Hausbau viel selbst mit angepackt hat. Das mit der Natur ist aber für ihn kein Problem, denn er hat seinen Traum unter den 112 Grundstücken etwas am Rand gefunden, direkt zu einem Feld hin. „Groß sollte es sein, da ich gern einen Bungalow wollte, und der hat 150 Quadratmeter Fläche“, erzählt Borgwald. Auf das ständige Treppensteigen hatte er nämlich keine Lust und so sei das Haus auch gleich etwas für das Alter, denn dem Wohngebiet Tütenmoor will die Familie lange treu bleiben. Naturschutz ist wichtig: Dass der Naturschutz in dem Baugebiet eine große Rolle spielt, bestätigt Bauamtsleiter Maaß: „Früher waren hier Ackerflächen und die Knicks sind alle erhalten geblieben. Es gibt nur Durchbrüche für die Straßen und Wege.“ Die Knicks seien ökologisch sinnvoll und eine schöne Trennung zwischen den Häusern. Es ist jedoch nicht nur Naturliebe, sondern hat auch ganz sachliche Gründe, dass die Kommune so freiwillig auf zusätzliche Bauflächen verzichtet. Maaß: „Jeder entfernte Knick muss zwei zu eins ausgeglichen werden. Das heißt für zwei Kilometer entfernten Knick hätten wir woanders vier Kilometer neuen pflanzen müssen, und das schon vor Jahren. Denn der neue Knick muss erst fertig sein, bevor der alte wegkommt.“ Keine glasierten Dachpfannen: Ganz auf Vorgaben hat die Kommune aber auch in dem „bunten Baugebiet“ nicht verzichtet. So dürfen die Häuser unter anderem auf den Grundstücken natürlich nur in den vorgesehenen Baufenstern stehen und Carports und Garagen müssen mindestens fünf Meter von der Fahrbahn entfernt sein. Das ist jedoch keine Schikane, sondern hat einen Hintergrund. „Es soll immer ein zweites Auto dahinter passen, denn in den Straßen steht nur ein Minimum an Stellflächen zur Verfügung. Ansonsten sähe es schnell zappenduster aus, wenn die Bewohner dann noch Besuch bekommen“, erklärt Maaß. Und auch bei den Dachpfannen ist nicht alles Gold, was glänzt, sondern ganz im Gegenteil: Was glänzt, ist nicht erlaubt. Verschiedene Farben seien kein Problem, „aber glänzende, glasierte Dachpfannen reflektieren das Sonnenlicht so stark, dass die Nachbarn oder sogar der Flugverkehr gestört werden könnten.“ Neues Baugebiet geplant: Das Neubaugebiet mit Individualität ist sehr beliebt – bei Spaziergängern und den Käufern. „Nach knapp zwei Jahren ist alles ausverkauft gewesen. Das hat uns auch überrascht, wir hätten an einen längeren Zeitraum gedacht“, erinnert sich Maaß. Deswegen macht sich die Kommune auch schon Gedanken über ein neues Baugebiet. Dieses Mal werden es nur 50 bis 60 Grundstücke, aber die Freiheit der Bauherren bei der Gestaltung ihrer Wohnträume soll bleiben. Lesen Sie auch: Stadt Wahlstedt investiert in den Klimaschutz Von Sven Wehde

Neubaugebiet - In Wahlstedt werden individuelle Wohnträume wahr