Das etwas andere Auto-Tuning: Wahlstedter auf Tour mit Horror-Hingucker

Klimaanlage, Sitzheizung, automatische Fensterheber: Für Dennis Schamborzki ist der Wagen, mit dem er seit zwei Jahren und 23 000 Kilometern unterwegs ist, der pure Luxus. „Im Gegensatz zu den alten Klapperkisten, die ich früher gefahren bin“, sagt der 25-jährige Tischler und lacht. Welche Marke sein Auto hat, ist allerdings kaum zu erahnen. Und es ist auch gar nicht wichtig, denn für ihn zählen die äußeren Werte. Und zu denen gehören bummelig 15 Totenköpfe, eine bleiche Beifahrerin namens „Chantalle“ mit knochiger Hand und blutunterlaufenen Augen, ein paar Gummigliedmaßen und noch ein paar schaurige Accessoires mehr. Es ist das etwas andere Tuning, das überall, wo er vorbeifährt, für überraschte Blicke sorgt. Manche Autofans wollen mehr Power oder futuristisches Styling. Andere Liebhaber geben ihrem Wagen einen Namen. Dennis Schamborzki setzt statt auf tiefer, schneller, breiter auf Deko. Der Horror-Clown „Peter“ auf dem Dach, die Fledermausflügel am Spoiler, dazu pinkfarbene Umrandungen und Plastikblümchen: „Ich bin schon ein Freak und ein bisschen Rampensau. Mein Auto passt zu mir, es ist alles, was ich haben wollte – und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Ich komme mit vielen ins Gespräch.“ Dennis Schamborzki ist einer, der auffällt: Elch-Plüschmütze auf dem Kopf, ein paar bunte, sichtbare Piercings an Unterlippe, Nase und zwischen den Augen, große, froschgrüne Ohrringe, etliche Tattoos und ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, wenn wieder einmal jemand staunend seinem Auto hinterherschaut oder verstohlen das Handy rausholt, um es zu fotografieren. „Mich hat mal ein Mädel gefragt, ob ich Satanist bin. Nein, bin ich nicht. Ich habe einfach Spaß daran.“ Neben seinem Job als Tischler und dem Hobby „Autoverschönerung“ spielt der junge Wahlstedter in der Pagan-Metall-Band „ Thjodrörir “ Schlagzeug, hat Fans in der Facebook-Gemeinde und ist als Fotograf auf vielen Festivals unterwegs: Wacken Open Air, Dark Troll Festival bei Eisleben, Summer Breeze in Dinkelsbüll. Das manche ihn kopfschüttelnd für ein bisschen verrückt halten, störe ihn nicht, sagt er. Bänder zur Hochzeit, Lichterketten in der Adventszeit, Fähnchen zur Fußballmeisterschaft: Auch wenn es lustig aussieht, nicht alles, was man ans Auto anbauen kann, ist auch erlaubt. Sicherheit im Straßenverkehr ist oberstes Gebot. Wie was geahndet wird, ist im Bußgeldkatalog aufgelistet. So dürfen beispielsweise Front- oder Heckscheibe nicht verdeckt sein. Für eine Beeinträchtigung der Sicht werden zehn Euro fällig. Ein allgemeiner Verstoß gegen Beleuchtungsvorschriften beginnt bei fünf Euro. Unzulässiges Licht kostet schon 20 Euro Strafe. 65 Euro werden fällig, wenn das Kennzeichen verdeckt ist. Und wer mit einem Fahrzeug unterwegs ist, das die Verkehrssicherheit beeinträchtigt, kassiert einen Punkt auf dem Verkehrssünder-Konto in Flensburg und muss 80 Euro berappen. Kommt es sogar zu einem Unfall, erhöht sich das Bußgeld auf 120 Euro. „Die meisten wollen einfach nur gerne wissen, wer der Typ mit dem Auto ist, und finden es cool.“ Auch die Polizei habe ihn bereits einige Male gestoppt, um sein Horror-Mobil zu kontrollieren, vor allem auf sichere Befestigung der Deko. Dennis Schamborzki: „Alles ist okay. Es gab noch keine einzige Beanstandung.“ Von Heike Hiltrop