Ein Stückchen Normalität im Ausnahmezustand: Wochenmarkt in Segeberg

Der Abstand zwischen den Menschen ist an diesem ersten Markttag nach Verschärfung der Maßnahmen zum Ausbremsen der Corona-Pandemie größer als sonst. Die Kunden, es sind auffallend viele ältere Menschen darunter, halten Distanz. Zueinander und zu den Ständen. „Abstand ja, aber wir lassen uns nicht verrückt machen“, sagt Angelika Broers und schaut sich in Ruhe um. „Das Problem ist das Bargeld. Es ist für mich der Überträger schlechthin. Es wird von so vielen angefasst.“ Sie komme selbst aus dem Verkauf und bedaure diejenigen, die derzeit in den Lebensmittelgeschäften am meisten mit anderen in Kontakt kommen. Desinfiziertes Bargeld: An den Ständen reagiert man unterschiedlich: Manche Verkäufer haben Gummihandschuhe übergestreift, andere nicht. Manche haben ihr eigenes System um einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus vorzubeugen, so wie Standbeschicker Michael Conrad: „Ich fasse hier kein Bargeld an. Ich habe zwei Kassen. In die eine kommt das Geld der Kunden, in der anderen habe ich mein Wechselgeld, dass ich mit Desinfektionsspray behandelt habe.“ Die Corona-Krise ist das bestimmende Thema an allen Ständen und unter den Kunden. Statt „Auf Wiedersehen“ oder „tschüss“ hört man vielerorts zum Abschied: „Bleiben sie gesund“. Dass alle Geschäfte, die nicht unbedingt zur Grundversorgung der Menschen nötig sind, auf Anordnung vorläufig geschlossen sind, hält die Segebergein Angelika Broers für richtig und gut. Auch Silke Uveck, Schulbegleiterin im Zwangsurlaub, pflichtet ihr bei. „Was ich gar nicht gut finde, ist das da“, sagt sie und zeigt auf einen Stand, an dem ein Mann dicht neben einer älteren Dame steht und um Unterstützung für die Malteser wirbt. „Das dürfte jetzt nicht sein“, sind sich die Frauen einig. Vorratseinkäufe auch auf dem Markt: „Ich denke, das Einkaufen an der frischen Luft ist eine gute Alternative zu dem in geschlossenen Räumen. Die meide ich momentan“, schaut Renee Bretsah sich in Ruhe die Auslagen bei Michael Conrad an. Für den Anbieter von Spreewald-Spezialitäten sei es ein ganz normaler Markttag. „Und dass der Bäcker, der sonst da vorne seinen Stand nicht da ist, hat nichts mit Corona zu tun, der ist im Urlaub“, ergänzt er, weil schon so viele etwas anderes geglaubt hätten. Ein Stück weiter läuft der Betrieb auf Hochtouren. „Die Kunden kaufen deutlich mehr als sonst. Eben hatte ich eine Frau hier am Stand, die wollte acht Kilogramm Äpfel haben“, bestätigt Anja Musfeldt vom Obsthof Bröhan, dass es auch auf dem Wochenmarkt Hamsterkäufe gibt, wenn gleich nicht in der so starken Ausprägung wie in den Geschäften. „Ich glaube, die Menschen haben Angst, das es nächste Woche ganz vorbei ist.“ Beschicker überrascht von Hamsterkäufen: Auch Thomas Prüß, der Eier feilbietet, hat alle Hände voll zu tun. „Die Leute kaufen wie verrückt. Sie haben Panik, dass sie bald nichts mehr bekommen.“ Begeistert sei er jedoch nicht, so der Wochenmarktbeschicker. „Mir wäre es lieber, die Kunden würden ganz normal einkaufen.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog Coronavirus posthum nachgewiesen: UKSH Lübeck meldet ersten Todesfall Landtag will wegen Corona 500 Millionen Euro Nothilfeprogramm beschließen Im LN-Live-Interview: Bürgermeister Lindenau antwortet auf die wichtigsten Fragen zum Coronavirus in Lübeck Schutz vor dem Coronavirus: Apotheken installieren Scheiben Coronavirus: Schleswig-Holstein macht zu – Touristen müssen draußen bleiben Ikea schließt alle Filialen Shutdown wegen Corona: Schleswig-Holstein fährt das öffentliche Leben herunter Von der Schule in die Klinik: Pflegeschüler helfen in Krankenhäusern mit Home-Office und Co.: So reagieren Lübecker Unternehmen Darum sind die Standorte der Corona-Diagnostikzentren geheim Wegen Corona: Urlauber müssen Fehmarn verlassen Wegen Coronavirus: Deutschland schließt seine Grenze zu Dänemark In der Krise zusammenhalten: So helfen sich Nachbarn in Lübeck gerade gegenseitig Wegen Coronavirus: Land verbietet alle Veranstaltungen Abgesagte Lehrveranstaltungen: Hochschulen setzen auf Online-Betrieb Wegen Coronavirus: Schleswig-Holstein stundet Firmen in Not die Steuerschuld Coronavirus: Lübecker Krankenhaus verbietet Besuche Wegen Corona: Lübecks Busfahrer sollen „Schutzzone“ bekommen VfL Lübeck-Schwartau: Sechs Wochen Spielpause, 80 000 Euro Verlust, Zwangsurlaub Quarantäne – was bedeutet das für mich? Lübecker Ärzte: „Bei Coronavirus-Verdacht erst anrufen!“ Von Heike Hiltrop

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