Endlich: Wittenborner bekommen ihren lange ersehnten Markttreff im Dorf

Große Erleichterung im Dorf, auch wenn die offizielle schriftliche Zusage noch aussteht: Der ehemalige Landgasthof im Wittenborner Ortskern kann um– und ausgebaut werden, damit dort ein Markttreff eingerichtet werden kann. Sechs Jahre hat es vom Standort-Check, der mit einem Gespräch am 9. Dezember 2015 begann, bis zur Entscheidung beim Land, das 1,75 Millionen Europrojekt zu unterstützen, gedauert. 750 000 Euro aus dem Europäischen Topf für die für die Entwicklung des ländlichen Raums sorgen nun dafür, dass aus der Idee Realität wird. „Also ich bin nicht sprachlos, aber angenehm überrascht“, fasst Wittenborns Bürgermeister Thorsten Lange knapp seine Gemütslage zusammen. „Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass wir loslegen können. Da sind jetzt ein paar Schularbeiten zu machen. Wir durften ja vorher nichts machen.“ Für die Lenkungsgruppe in der Gemeinde war es der zweite Anlauf. Bereits vor einem Jahr hatten die Initiatoren gehofft, loslegen zu können. Das Landesamt für Umwelt und Ländliche Räume (LLUR) hatte jedoch die vorgelegten Unterlagen als nicht ausreichend für eine Teilnahme am Auswahltermin angesehen. „Damals war einiges blöd gelaufen“, räumt Lange ein. Die Gemeinde zog ihren Antrag zurück und startete einen nächsten Versuch. Erste Aufgaben: Baugenehmigung einholen und Architekt finden: Nun standen die Chancen besser: „Wir stehen mit unserem Projekt ganz oben auf der Liste des LLUR, da wird wohl kaum noch etwas passieren, darum waren wir guter Dinge“, freut sich Holger Fürst, der maßgeblich an den Plänen beteiligt ist. „Jetzt ist der Sack zu und wir sind sicher. Nun kann die richtige Arbeit losgehen, denn der eigentliche Förderbescheid kommt erst, wenn die Baugenehmigung vorliegt.“ Am ursprünglichen Konzept habe sich nichts Wesentliches verändert: Verkleinert habe sich lediglich der gastronomische Bereich ein bisschen. Sechs Gästezimmer zählen dazu. Außerdem sollen drei umfangreich nutzbare Räume im Erdgeschoss und im Obergeschoss entstehen, die beispielsweise Volkshochschule und Musikschule nutzen können. Möglich werden zusätzlich Veranstaltungen des Literaturkreises, der Musikwerkstatt, des Chors, Konzerte, Kleinkunst, Tanzveranstaltungen, Kirchengesprächskreis. „Durch den Umbau wird es wieder deutlich mehr Leben im Ortskern geben. Das verbessert die Lebensqualität in Wittenborn spürbar. Genau für solche hervorragenden Projekte sind die Fördermittel im ländlichen Raum vorgesehen“, sagt Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack. Hoffnung auf zügige Umsetzung: „Wir würden gerne sofort loslegen, aber jetzt müssen wir erst mal einen Architekten finden und den Bauantrag stellen.“ Die Stimmung bei Thorsten Lange und Holger Fürst ist bestens. „Eigentlich müssten wir jetzt feiern.“ Das wird wohl spätestens bei der Einweihung nachgeholt. Wann die sein wird, steht jedoch noch nicht fest. Lange: „Ich bin ja der Optimist, ich könnte mir vorstellen dass das Ganze in einem, vielleicht eineinhalb Jahren fertiggestellt ist.“ Markttreff in Glasau mit umfangreichem Angebot: Auch in Glasau soll im Ortsteil Sarau in zentraler Lage ein Markttreff entstehen. Für das 1,6 Millionen Euro teure Projekt gibt es ebenfalls 750 000 Euro Fördermittel aus dem EU-Topf. Vorgesehen sind dort unter anderem ein Lebensmittel-Laden und ein Backshop mit Café-Bereich. Geplant sind außerdem zahlreiche Dienstleistungsangebote wie ein Post/Paketdienst, eine Rezeptsammelstelle, die Annahme von Schneiderarbeiten, Schuhreparaturen, Bürgersprechstunde der Gemeinde, Büchertausch-Börse, temporäre Arbeitsplätze, eine Mitfahrbank vor dem Gebäude und eine E-Ladesäule. Außerdem ist ein vielfältig nutzbarer Raum für Freizeit- und Kulturangebote der örtlichen Vereine vorgesehen. Innenministerin Sütterlin-Waack lobt auch diese umfangreichen Pläne für das neue Angebot im Ort: „In Sarau fehlten nach der Schließung des Dorfladens Ende 2018 Einkaufsmöglichkeiten und ein offener Treffpunkt für die Bevölkerung. Mit unserem erfolgreichen und weit über Schleswig-Holstein hinaus anerkannten Konzept der Markttreffs wird diese Lücke jetzt geschlossen und das Angebot sogar noch deutlich erweitert.“ Ziel des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) ist es, in Dörfern und Gemeinden die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft zu fördern, eine ausgewogene räumliche Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und der ländlichen Gemeinschaft sicherzustellen. Im Landesprogramm für den ländlichen Raum (LPLR) Schleswig-Holstein standen im Förderzeitraum 2014 bis 2020 rund 620 Millionen Euro bereit. Davon etwa 420 Millionen Euro aus dem ELER-Topf, die durch rund 200 Millionen Euro nationale Mittel kofinanziert werden. 41 Markttreffs gibt es zwischen Nord- und Ostsee, neun sind in Vorbereitung, darunter ganz aktuell Wittenborn und Glasau. Von Heike Hiltrop

Landleben - Hohe EU-Förderung: Wittenborner bekommen lang ersehnten Markttreff