Erinnerung an Corona: Fotoshooting über den Gartenzaun

Die Oldesloer Fotografin Michaela Plambeck (47) hat wie viele andere Selbstständige in der Coronazeit „überhaupt keine Einnahmen mehr“. Doch einfach nur abzuwarten, bis der Spuk vorbei ist, konnte sie auch nicht. Sie nutzte die freie Zeit, um positive Aspekte in eine ungewisse Zeit zu bringen. Vor drei Wochen startete Plambeck ein besonderes Foto-Projekt: Sie fotografierte Freunde und Stammkunden über den Gartenzaun hinweg. Nachdem geplante Shootings für Hochzeiten, Familien, Babys und Business, in Kindergärten- oder Schulen von heute auf morgen Corona zum Opfer fielen, durchlief sie wie so viele zunächst Phasen von Frustration und Langeweile. Die Oldesloerin: „Man wusste nicht, wie es weitergeht.“ Dann entdeckte sie auf Instagram die Bilder einer Fotografin aus den Staaten, die Leute durchs Fenster fotografiert hatte. „Ich habe überlegt, auch so etwas in der Art zu machen.“ Fotoprojekt als Überraschung trotz Kontaktsperre: Bei Radtouren mit ihrem Sohn habe sie dann angefangen, Freundinnen über den Gartenzaun, auf dem Balkon oder vor der Haustür zu fotografieren und die Resultate in den sozialen Netzwerken und in einem Blog auf ihrer Homepage zu zeigen. „Damit kann ich meinen Stammkunden etwas Gutes tun. Zum Beispiel als Geschenk zu Ostern“, war ihre kreative und coronakonforme Idee für eine Überraschung trotz Kontaktsperre und Zwangspause. Familien und Einzelpersonen waren begeistert von dem kleinen Fotoprojekt und wollten mit dabei sein. So war die Oldesloer Fotografin in etlichen Städten und Dörfern in den Kreisen Stormarn und Segeberg unterwegs. „Ich mache das umsonst“, sagt sie zu ihrem Fotoshooting über den Gartenzaun, das nun in dieser Form beendet ist. Die Resultate sind in einem Blog auf ihrer Homepage zu sehen. Die Models freuen sich über die Ergebnisse, die zugleich die Coronazeit sozialer Distanz dokumentieren. Als Dankeschön sicherten einige sich schon mal einen Foto-Gutschein für die Zeit nach dem Corona-Shutdown. Zudem haben die Porträtierten im Blog beschrieben, wie sie sich gerade fühlen in dieser komplizierten Zeit. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Alle freuen sich auf die Zeit nach Corona: Als positiv wird „die Entschleunigung und die gewonnene Zeit für die Familie“ empfunden. Endlich sei zudem Zeit für lange geplante Projekte, Gartenarbeit, Spielenachmittage und andere Dinge, die sonst zu kurz kommen. Positiv angemerkt wird auch, dass sich die Umwelt regenerieren könne. Schmerzlich wird dagegen das Fehlen sozialer Kontakte sowie Nähe und Umarmungen von Eltern oder besten Freunden vermisst. Die Familien sind sich einig: „Wir freuen uns aber auch alle auf die Zeit nach C......“ „Wir wollen auch“, hatte Kathrin Depner aus Borstel als Kommentar unter die Foto-Aktion geschrieben. Ehemann Daniel, der jetzt eigentlich wochenlang beruflich in mehreren Ländern auf Reisen gewesen wäre, ist „seit sechs Wochen zu Hause“. Im Bereich Software-Consulting fehlt ihm im Homeoffice jedoch derzeit der direkte Kontakt zu Kunden und Händlern. Den hatte er zuletzt Anfang März in Griechenland. Das Holzhaus dient als Kulisse fürs Shooting: Die letzten beiden Wochen hat er im Urlaub schon viel zu Hause geschafft. Zum Beispiel das Holzhaus für Sohn Jasper (3) gebaut, das Fotografin Michaela Plambeck gerade als Kulisse für das Familienfoto im Garten dient. „Ich darf tatsächlich noch arbeiten“, berichtet dagegen Kathrin Depner zu ihrer Berufstätigkeit mit traumatisierten Jugendlichen. Vor allem für Jasper sei es derzeit schwierig „keine Freunde zum Spielen“ zu haben. Die fehlten ihm sehr. Eltern, Holzhaus, Trampolin und Schaukel könnten Freunde und Kita nicht ersetzen. Immerhin habe er jetzt Radfahren – mit Stützrädern – gelernt und mache mit seinen Eltern kleine Ausflüge. Vater Daniel geht zudem mit seinem Board zum Stand-Up-Paddling auf die Trave oder den Großen Segeberger See. Die Oldesloer Fotografin Michaela Plambeck ist seit 15 Jahren selbstständig. Sie machte ihre Fotografenausbildung im Fotostudio Ketelhohn in Bad Oldesloe und arbeitete unter anderem acht Jahre bei Foto Braune in Bad Segeberg. Ihr erstes festes Studio eröffnete sie vor 15 Jahren in Bonn. Nach dreieinhalb Jahren wechselte sie von dort in den Kreis Segeberg. Seit fünf Jahren befindet sich ihr Lichtraum-Studio in der Lübecker Straße in Bad Oldesloe. Den Blog zu ihrem Fotoprojekt findet man unter www.michi-plambeck.com/blog-1 Die Gartenfotos mit der Familie und dem Australien Shepherd „Lotto“ sind im Kasten. Nun geht es zur Haustür für ein weiteres Erinnerungsfoto an eine andere Zeit. Das Foto-Projekt scheint übrigens gerade zum Trend in Fotografenkreisen zu werden. Viele Kolleginnen hätten auch damit angefangen, berichtet Michaela Plambeck. Jetzt, wo die Geschäfte wieder öffnen, möchte sie sich verstärkt der Businessfotografie widmen. Und wartet ungeduldig darauf, „endlich wieder meine ganzen Kunden im Studio begrüßen zu dürfen“. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Viele Pflegekräfte in Schleswig-Holstein haben Angst Corona in Lübeck: Bürgermeister Jan Lindenau beantwortet die Fragen der Bürger – das sind die wichtigsten Antworten Schon sieben Tote im Pflegeheim Rümpel bei Bad Oldesloe Unter strengen Auflagen: Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein haben begonnen Kehrtwende in Kiel: Maskenpflicht ab 29. April Notbetreuung bringt Kitas an ihre Grenzen Diese Regeln gelten jetzt für die Geschäfte im Norden Hilferuf: Mehr Schutz für die Pflegeheime Unterricht am Sonnabend? 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