Extinction Rebellion Bad Segeberg: Blockade der B 206

Es war fast schon Ironie: Ein wütender SUV-Fahrer stieg aus seiner Karosse, nachdem er es nicht mehr geschafft hatte, vor den Demonstranten über Bad Segebergs B 206-Kreuzung zu fahren. Am Busbahnhof hatten am Freitag Dutzende Protestler gerade eine Grünphase genutzt und sich in Stellung gebracht. Für fünf Minuten blieben sie wie verwurzelt stehen, um mit ihren Transparenten und per Megafon auf die „Klimakatastrophe“ aufmerksam zu machen. Trotz mehrerer Grünphasen für die Autofahrer. Und so half nur eine Hand voll Polizeibeamter, den verärgerten Mann vor seinem Gefährt zu beruhigen. Er musste sich die wedelnden Großbuchstaben „Ohne Aufstand keine Zukunft“ vor seiner Windschutzscheibe gefallen lassen, bevor er verdrossen abzischen konnte. Noch mehrmals haben die Aktivisten das Prozedere im Feierabendverkehr kurz vor dem Wochenende wiederholt. Kaum verwunderlich also, dass sie stets von einem regen Hupen der aufgestauten Auto- und Lastwagenfahrer begleitet wurden. Deeskalation durch Gespräche mit Autofahrern: Bei ihrem zivilen Ungehorsam sind die Umweltschützer von Extinction Rebellion (XR) Segeberg, die mit teils drastischen Methoden gegen den Klimawandel kämpfen, diesmal von den „Red Rebels“ unterstützt worden. Die Pantomime-Künstler sind ganz in Rot gekleidet und bewegen sich langsam. „Die Pandemie prägt unser aller Leben. Sie gilt als schwacher Vorbote der Klimakrise, die weiterhin rasend schnell auf uns zusteuert“, tönte es derweil aus dem Megafon. Verärgerte Verkehrsteilnehmer sollten mit Gesprächen besänftigt werden. Dazu waren extra Ordner mit „Deeskalation“-bedruckten Westen im Einsatz. Extinction Rebellion will mit der Aktion, die angekündigt und auch offiziell angemeldet war, unter anderem auf den in der Stadtvertretung bereits beschlossenen Klimanotstand aufmerksam machen. Das Bekenntnis der Segeberger jährt sich im Mai zum zweiten Mal. „Unsere Forderungen, die wir im Namen unserer Kinder und Enkel stellen, sind bisher nicht im Handeln der Politik zu erkennen“, hieß es. „Wenn wir die ökologische Krise weiterhin ignorieren, laufen wir Gefahr, im Chaos zu versinken. Nicht zu handeln bedeutet: Überflutungen, Dürren, Waldbrände, Stürme, Missernten.“ XR wünsche sich, dass die Stadtfraktionen wieder ins Handeln kommen. Denn wegen des Lockdowns finden derzeit nur dringende politische Debatten statt. Außerdem erhoffen sie sich weiteren Schwung für Umweltthemen durch die Bundestagswahlen in diesem Herbst. Von Irene Burow