FFP2 Maskenpflicht: Segeberger sehen Bayerns neue Corona-Regel kritisch

Ob die Wartenden am Zob in Bad Segeberg, beim Schlange stehen vor dem kleinen Obst- und Gemüseladen, der nur zwei Kunden gleichzeitig hinein lässt, oder in der Innenstadt zwischen Hamburger- und Kirchstraße: So gut wie jeder trägt Maske. Mal ist sie aus Stoff genäht und fast schon ein modisches Accessoire, mal mit Firmenlogo verziert. Manche tragen Einwegmasken über Stunden, sogar Tage, andere setzen auf solche mit Extramembrane. In Bayern soll’s nun verpflichtend beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr ein „filtering face piece, kurz FFP, Schutz der Klasse zwei sein. Millionen dieser Masken wurden unlängst kostenlos über die Apotheken an Senioren abgegeben und sorgten ungewollt für volle Innenstädte. Außerhalb von Corona-Zeiten kommen sie vor allem dort zum Einsatz, wo Feinstaub die Gesundheit gefährden könnte. In der Metallverarbeitung zum Beispiel und im Bergbau. Ist der Süden der Republik mit seiner Pflicht Vorreiter? „Im März hieß es, dass Masken kaum etwas bringen. Dann hieß es, wir müssen trotzdem alle Maske tragen“, sagt Nina Krosch aus Wittenborn. „Ich finde, das beruhigt nicht, sondern schürt die Ängste. Vor allem bei älteren Menschen“, sagt die 43-Jährige. Anders sieht das Franziska Sander aus Wahlstedt. Schon oft habe sie beim Einkaufen erleben müssen, dass Leute den gebotenen Abstand nicht einhalten würden. „Ganz besonders Ältere. Darum finde ich das gut, wenn es auch bei uns diese Pflicht gäbe.“ Diese Texte haben wir exklusiv für LN-Plus-Leser recherchiert: Diese Regeln gelten für die Januar-Verlängerung des Lockdowns in Schleswig-Holstein Eingeschränkter Bewegungsradius: Das bedeutet eine 5- oder 15-Kilometer-Regelung Interaktive Grafik: In welchen Kreisen in SH droht die eingeschränkte Bewegungsfreiheit? Diese Regeln gelten für Schulen und Kitas „Trotz Maske ist der Abstand die wichtigste Regel“, sagt Michael Schoop. Der 37-jährige Bad Segeberger ist Altenpfleger und achtet ganz besonders auf Hygiene und die Einhaltung der Regeln. „Aber ich persönlich trage lieber normale Einwegmasken, von den FFP2-Masken bekomme ich nach kurzer Zeit Kopfschmerzen, und sie tragen sich auch nicht so gut.“ Zudem seien sie nach drei Stunden unhygienisch und müssten ausgetauscht werden, worauf viele Menschen nicht achten würden. „Ich achte auf Abstand und glaube, dass Stoffmasken zum Schutz ausreichend sind. Die kann man waschen und wieder verwenden“, verweist Claudia Kucerova auf den Umweltschutz-Aspekt. Der dürfe auf keinen Fall außer Acht gelassen werden, die 17-jährige Bad Segebergerin lehnt die verschärfte Regel aus Bayern ab. „FFP2-Masken kann man nur für eine bestimmte Zeit tragen, dann müssen sie in den Müll. Das ist wenig ökologisch.“ „Es ist meiner Meinung nach überzogen. Ich halte die Maskenregeln, so wie sie sind, für ausreichend. Wie sollen denn Kontrollen funktionieren“, fragt sich Heiko Raeder vom Ordnungsamt in Wahlstedt. „Wenn wir unterwegs sind, achten wir auch auf Abstand und, dort wo sie verpflichtend getragen werden müssen, auf Masken. Aber das kann nur stichprobenartig sein.“ Er glaube, er könne FFP2-Masken grob von anderen unterscheiden, von Stoffvarianten auf jeden Fall. „Aber wenn es ans Kleingedruckte geht, da bin ich raus.“ Für eine gute Idee aus Bayern hält Günter Pendzikowski die FFP2-Pflicht: „Ich habe meine immer dabei“, sagt der 81-Jährige und zieht ein kleines Plastiktütchen aus der Tasche, in der sie sorgfältig bis zur nächsten Nutzung aufbewahrt wird. Unterwegs Einweg- oder Stoff-, im Geschäft FFP2-Maske, das sei seine Strategie. „Ich glaube, so den besten Schutz zu haben.“ „Wir stellen es unseren Mitarbeiten frei, ob die Einweg- oder FFP2-Masken tragen wollen“, macht Wiebke Hansen vom ambulanten Pflegedienst „Hospital at Home“ deutlich, dass Schutz unerlässlich ist, aber auch Eigenverantwortung. „Wir haben alles in ausreichender Anzahl da, und jeder kann so viele nehmen wie er möchte.“ Wenn die Pflicht auch in Schleswig-Holstein käme, sei das Mitmachen eine ganz klare Sache, betont sie, „aber jetzt sagen wir nicht knallhart ,ihr müsst’. „Und“, so ergänzt Wiebke Hansen nachdrücklich, „wir hatten seit Ausbruch der Pandemie keinen einzigen Fall von Corona. Nicht unter unseren 35 Mitarbeitern und auch nicht unter unseren 150 Klienten.“ Von Heike Hiltrop