Freizeit: Wahlstedts Generationenspielplatz wächst

Tiefbauer Steven Bringmann und sein Kollege rollen mit Radlader und Minibagger über das Gelände der ehemaligen Skateanlage hinter der Sporthalle. Ein großer Berg muss noch verteilt, die Betonpfosten für Sitzbänke geschüttet werden. Die Seilbahn steht noch nicht, wie andere Spielgeräte auch. Doch es sieht schon sehr nach Freizeitspaß für verschiedene Altersgruppen aus, auf dem Areal hinter der Kita am Streem. Im Gegenzug könnten jedoch so gut wie alle anderen Spielplätze in der Stadt das Nachsehen haben. Ginge es nach dem Bauamt, blieben nicht mehr viele übrig. Ein großer Treffpunkt für alle Generationen: Nach dem ersten Spatenstich im Juni ist Wahlstedts Mehrgenerationen-Spielplatz ordentlich gewachsen. „Wir sollen am 15. Oktober fertig werden“, sagt Bringmann und schmeißt sein Arbeitsgerät wieder an. Die offizielle Einweihungsfeier sei zum Kinderfest 2021 geplant, so Bianka Schlizio aus der Verwaltung. Sie und die pädagogische Fachkraft Sandra Suchanek-Burmeister koordinieren und unterstützen die treibende Kraft hinter dem Vorhaben, den Kinder- und Jugendbeirat (KJB). Spielgeräte mit Fallschutz auf einem Bereich für Ein- bis Sechsjährige, Spielinseln für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren mit großer Kletterkombination, einem Aussichtspunkt über das komplette Gelände und in den Boden eingelassene Trampoline. Angrenzend befinden sich Sportfläche aus Asphalt, mit der Möglichkeit Basketball oder andere Ballspiele zu spielen. Zudem ist für den Treffpunkt aller Generationen unter anderem einen Sportgeräteparcours für Jugendliche, Erwachsene und Senioren geplant, sowie mehr Sitzgelegenheiten. Der Ende 2014 erstmals aktive KJB wollte als Interessenvertretung nicht nur politisch mitmischen und Veränderungen anschieben. Der Ausbau von Freizeitangeboten und die Verbesserung von kind- und jugendgerechten Außenflächen standen von Angang an als einer der Schwerpunkte auf der Agenda. 2015 sah sich der KJB alle Spielplätze und die alte Skateanlage an. „Dann kam diese Dynamik auf. Es wurde immer mehr“, sagt Bianka Schlizio. Für die politische Mitgestaltung in Wahlstedt kam erstmals Ende 2014 der Kinder- und Jugendbeirat zusammen. Er ist eine Interessenvertretung für alle Kinder und Jugendlichen der Stadt Wahlstedt, die Empfehlungen an die Politik geben kann. Seine Mitglieder werden alle drei Jahre vorgeschlagen oder bringen sich selbst ein und von der Stadtvertretung gewählt. Das Gremium besteht derzeit aus 17 Jungen, Mädchen und Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und nicht älter als 21 Jahren. Den Vorsitz hat derzeit Leon André Hafke-Steffen. Die nächste öffentliche Sitzung ist am Dienstag, 10. November, von 18 Uhr an im Sitzungssaal der Begegnungsstätte. Der Beirat hatte nach Gesprächen mit vielen Menschen und Institutionen eine Vision: einen Treffpunkt mit Freizeitangeboten für alle Generationen. Aus der Collage auf großem Pappplakat, die 2017 präsentiert wurde, wuchs das Mammutprojekt. Kostenvolumen rund eine viertel Million Euro. Das schreckte die Jugend nicht, sie ließ nicht locker. 100 000 Euro EU-Fördermittel: Die Politik ließ sich für den kostspieligen Vorschlag erwärmen, zumal das Konzept eines Sport- und Bildungscampus nördlich des Stadtzentrums entwickelt werden soll. Da wäre so ein Vorhaben ein guter erster Schritt, waren sich die Fraktionen einig, betonten jedoch von Anfang an, dass die Umsetzung nur mit Fördermitteln zu machen sei. Schlizio: „Die lange Wartezeit war für einige schon frustrierend, aber die Kinder und Jugendlichen haben gelernt, das solchen Prozesse ihre Zeit brauchen.“ Aber das Warten hat sich gelohnt: Die lokale Arbeitsgruppe „Aktivregion Holsteins Herz“ griff tief in den EU-Fördertopf zur Förderung und Entwicklung der ländlichen Regionen und sagte einen 100 000-Euro-Zuschuss zu. Damit unterstützt die EU das Jugendprojekt mit der höchst möglichen Summe. Drei Hauptspielplätze in der Stadt: Doch parallel möchte die Stadtverwaltung die Spielplatzsituation ändern, Flächen zurückbauen und einige davon verkaufen. Sie werden zu wenig genutzt, so das Argument. So hat sich der jetzige Kinder- und Jugendbeirat in einer seiner jüngsten Sitzung statt mit dem Ausbau des Angebots, wie noch seine Vorgänger, mit der Reduzierung beschäftigt. Das Ergebnis: Man wolle sich auf drei Hauptspielplätze konzentrieren: im Kiebitzweg, in der Bjerringbrostraße und Im Streem. Die Empfehlung: Alle anderen sollen Stück für Stück abgebaut oder nur für Kinder unter 6 Jahren in Schuss gehalten werden. Die anderswo abgebauten Spielgeräte sollen auf die drei großen Plätzen verteilt werden. Von Heike Hiltrop

Freizeit: Wahlstedts Generationenspielplatz wächst – andere Spielplätze sollen weg