Fridays for Future: Demo mit 200 Teilnehmern in Bad Segeberg

Die Bühne steht nicht rechtzeitig, auf die Demonstrationsroute geht es verspätet, und ganz so ausgelassen wie bei anderen Fridays-for-Future-Aktionen ist die Stimmung diesmal in Bad Segeberg nicht. Zunächst sieht es so aus, als gebe es deutlich mehr Corona-Hinweise als Klimaparolen. Die Veranstalter sind dennoch zufrieden. Sichtlich erleichtert zeigt sich Lennart Stahl am Ende: „Ich glaube, es ist das Größte, was wir bisher gewuppt haben.“ Trotz Corona, schätzt der Aktivist, hätten sich knapp 200 Menschen am ersten „Streik“ während der Pandemie beteiligt. Einige Jugendliche seien aus Angst vor dem Virus zu Hause geblieben, heißt es aus dem Team. Das sei auch verständlich. Auch die Uhrzeit wurde moniert – 14 Uhr hätte mit der Ursprungsidee, mit dem Streik während des Unterrichts am Vormittag ein Zeichen zu setzen, nicht mehr viel zu tun. Es wurden erstmals Spenden gesammelt: Doch mutig waren die Jugendlichen definitiv: 1000 Euro haben sie in die Hand genommen, um mit Musik von einer beachtlichen Bühne am Markt ihren Protest zu untermauern. Demo anmelden, Ordner organisieren und nicht zuletzt ein Hygienekonzept durchsetzen – die Verantwortung lag ganz bei ihnen. Nun gilt es, das Geld wieder einzuspielen. Erstmals wurden bei der Demo Spenden gesammelt. „Wir werden einen Sonderantrag beim Bundesverband stellen“, sagt Luna Rothenburg von Fridays for Future Bad Segeberg. Und dann kommt doch noch alles wie geplant: Mit den Worten „Die Welt zerfällt, überall Krisen und Krieg...“ sorgen die Rapper der Segeberger Band „Cover up Hip Hop“ für Stimmung. Die jungen Zuschauer wissen über weite Strecken mitzusingen. Inhaltlich bleibt es nicht beim allgemeinen Anprangern von Umweltsünden. „Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung sind für über die Hälfte des CO2-Ausstoßes verantwortlich“, erklärt etwa die Dahlmannschülerin Smilla Mester. Sie fordert ambitioniertere Klimaziele und regional neue Formen des Zusammenlebens. „Wir sind hier, weil uns der sozial-ökologische Kampf wichtig ist.“ Klima- und Repaircafé: Konkrete Projekte starten: Unterdessen liefert Jagrata Drews von der noch jungen Segeberger Initiative „5 nach 12“ ganz konkrete Anregungen für Projekte, die vor Ort gestartet wurden oder in Planung sind. „Wir wollen gute Beispiele bekanntmachen und Lösungen anbieten.“ So beschäftigen sich einzelne Arbeitsgruppen mit der Verkehrswende oder Foodsharing. „Wir wollen jetzt anfangen, Supermärkte in der Umgebung direkt anzusprechen, um auf legalem Weg Lebensmittel zu retten“, sagt sie. Es gebe weitere Initiativen: ein Klimacafé eröffnen, plastikfreier leben oder Bäume pflanzen. Im Jugendcafé soll in Kürze ein Repaircafé eröffnen, wo technische Geräte repariert werden. Infos zum Klimawandel im Rathaus: Die Klimainitiative trifft sich inzwischen wieder jeden ersten Sonnabend im Monat um 12.05 Uhr im Jugendcafé am Markt (Jam). Das nächste Treffen findet am 7. November statt – unter Einhaltung der Corona-Regeln. „Wir suchen weitere Mitstreiter“, sagt Jagrata Drews. Denn Wünsche gebe es noch viele. „Wir träumen von Urban Gardening oder einer Veranstaltungstruppe. Auch für Öffentlichkeitsarbeit suchen wir noch Leute.“ Die Klimarebellen von Extinction Rebellion laden für den 12. Oktober zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz, Fridays for Future und dem Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung ins Segeberger Rathaus ein, um Lösungen aufzuzeigen. „Klimawandel ist im Alltag angekommen“: Und das alles, um dem Ziel etwas näher zu kommen: dem Klimawandel in gesünderem Maße zu begegnen. „Ich mag das Transparent mit der Aufschrift ,No more Pille Palle’“, sagt die Professorin und Vizepräsidentin des Kreistags Ulrike Täck (Grüne). „Denn das ist es, was uns bisher präsentiert wurde. Der Klimawandel ist in unserem Alltag angekommen. Trotzdem hat es seit 20 Jahren kaum einen Rückgang bei den Emissionen gegeben.“ Die Produktion in der Industrie lege seit Jahren wieder zu. „Grenzenloses Wachstum ist nicht möglich. Es zerstört die Umwelt. Deswegen ist der Kampf gegen den Klimawandel auch ein Kampf für das Leben.“ Von Irene Burow