Für alle Schüler: Montag beginnen die Selbsttests an Segebergs Schulen

Es dürfte für die Schulen Anfang kommender Woche zu einer logistischen Herausforderung werden. Tausende Kinder und Jugendliche allein im Kreis Segeberg können in den Schulen an freiwilligen Corona-Selbsttests teilnehmen. Sie müssen nur eine von den Eltern unterschriebene Einwilligungserklärung mitbringen. Das Berufsbildungszentrum Bad Segeberg (BBZ) wurde plötzlich zur zentralen Verteilstation im Kreis Segeberg für die Coronatest-Packungen erklärt. Wie die „Jungfrau zum Kind“ sei man zu dieser Ehre gekommen, erklärt Schulleiter Heinz Sandbrink auf LN-Nachfrage. Es habe ein Hilfeersuchen gegeben. Offenbar hatte ein vorher angepeiltes Zentrum in Leezen nicht ausgereicht. Vom BBZ aus sollen ab Montag die Selbsttests kreisweit an die Schulen verteilt werden. Im Berufsbildungszentrum selbst werden vor allem Schüler, die sich in Abschlussprüfungen befinden, vorher getestet werden. Auch sollen Schüler im Präsenzunterricht einmal pro Woche drankommen. Ein Schnell- oder Selbsttest sei nur eine Momentaufnahme. Daher wäre es sinnvoll, derartige Überprüfungen täglich durchzuführen, fordert Sandbrink. Er kritisiert auch, dass das Land nicht auch für die Lehrkräfte gleich Selbsttests mitgeliefert habe. Selbst wenn Test-Kits übrig seien, dürften diese nicht an die Lehrkräfte weitergegeben werden, wundert er sich. Immerhin gibt es drei Mal die Woche für Mitarbeiter der Schule Schnelltests, die Apotheker Michael Noack im BBZ per Nasen-Abstrich vornimmt. In jedem Nasenloch viermal drehen: In der Gemeinschaftsschule am Seminarweg stapeln sich im Büro von Schulleiter Dr. Thilo Philipp die Kartons mit Selbsttest-Utensilien. Er hat sich schon das Erklär-Video zur Prozedur angesehen. „Man soll in jedem Nasenloch mit dem Stäbchen viermal drehen“, berichtet er. Die Tupfer werden anschließend in eine Probelösung gegeben, es sei alles ganz einfach. In seiner Schule habe er schon zwei Test-Straßen in der Sporthalle und der Aula eingerichtet für die neunten und zehnten Klassen. Philipp sei es wichtig, dass auf gar keinen Fall Jugendliche oder Kinder bloßgestellt werden, wenn ihr Ergebnis positiv ausfalle. Es werde einige Alarmmeldungen geben, sagt er voraus, weil diese Testform häufiger falsche Ergebnisse liefere. Es dürfe auf keinen Fall auffallen. Verschwiegenheit sei hier ganz wichtig. Ist es positiv, müsse das Kind nach Hause, die Eltern sollen dann unter der Telefonnummer 116117 einen genaueren PCR-Test vereinbaren. Wegen hoher Inzidenzwerte: Kinder beurlaubt: Thilo Philipp hat an seiner Schule einige Kinder, die von den Eltern wegen der hohen Inzidenzwerte vom Schulbesuch beurlaubt wurden. Aber auch die Lehrerinnen und Lehrer seien durch die Situation belastet, insbesondere dann, wenn sie selbst oder ihre Partner zur Risikogruppe gehören. Bei steigenden Inzidenzwerten merke er die Belastung allen an. „Die Aufregung, die Nervosität bei den Kolleginnen und Kollegen steigt. Wir sind hier trotz Maske Corona direkt ausgesetzt.“ Um so wichtiger sei es, dass die Selbsttests der Schüler durchgeführt werden. In der Heinrich-Rantzau-Schule, mit 352 Schülerinnen und Schülern die größte Grundschule in Bad Segeberg, will man die freiwilligen Nasen-Abstriche der Kinder – natürlich nach Einwilligung der Eltern – in der Sporthalle vornehmen. Einzeltische mit großem Abstand, Einbahnstraßen-System, alles sei vorbereitet, so Schulleiterin Anja Look. Eine examinierte Krankenschwester werde die Kinder bei den Selbsttests anleiten. Wenn das Ergebnis positiv sein sollte, werden die Eltern angerufen, sie müssen ihr Kind sofort abholen. Look: „Wir müssen die Kinder auf jeden Fall auf diese Situation vorbereiten.“ Mehr Sicherheit für Kinder und Lehrkräfte: Es bringe den Lehrkräften aber auch den Kindern „definitiv mehr Sicherheit“, wenn möglichst viele an den Selbsttests teilnehmen. Look: „Auch wenn ich es herausfordernd finde, wenn Grundschüler diesen nicht gerade leichten Selbsttest absolvieren sollen.“ Bei Erstklässlern dürfte das schwierig werden. „Wir dürfen die Tests aber leider nicht mit nach Hause geben,“ merkt sie an. Es sei an Grundschulen unheimlich schwer, Abstand zu Kindern zu halten, und die psychische Situation sei bei allen angespannt. Da sei es jedes Mal wie eine Befreiung, wenn die Antigentests zweimal die Woche, abgenommen von Apotheker Dirk Buckenberger, bei allen Kollegen negativ seien. Von Wolfgang Glombik