Grundschule Neuengörs braucht Platz für Offene Ganztagsschule

Wenn nicht gerade die Corona-Pandemie das Schulleben bestimmt, gehört sie längst zum Alltag einer Schule: Die Offene Ganztagsbetreuung. Die Grundschule Neuengörs hat im Gegensatz zu vielen anderen Schulen in Schleswig-Holstein Derartiges bislang noch nicht im Angebot. Die Dorfschule in Neuengörs ist bis jetzt die einzige Schule im Bereich des Schulverbandes Bad Segeberg, bei der hierfür noch nicht einmal eine konkrete Planung vorliegt. Immerhin gibt es einen Beschluss der Schulkonferenz. Und die neue Schulleiterin Kerstin Klinck-Ruschke, die am 1. März ihr Amt in der kleinen Dorfschule mit etwa 120 Kindern angetreten hat, ist eine Verfechterin dieses Angebots. Bis 2025 sollen alle Grundschulen Ganztagsbetreuung bieten: Im Ausschuss des Schulverbandes hat Kerstin Klink-Ruschke kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass der Betreuungsbedarf groß und die derzeitige Kooperation für eine Hort-Betreuung für alle Beteiligten belastend sei. „Bis 2025 müssen sich alle Grundschulen im Lande auf den Weg gemacht haben für die Einführung der Offenen Ganztagsschule“, sagte sie auf LN-Anfrage. Es sei doch auf dem Dorf genauso wie in der Stadt, dass beide Elternteile oft berufstätig seien und ein großes Interesse daran haben, dass ihre Kinder nach 12 Uhr noch betreut sind. Der Kinderhort, der von der Kita Rasselbande betreut werde, sei übrigens auch gut besucht und darauf angewiesen, die Räume der Schule zu nutzen. Hausmeisterhaus soll abgerissen werden: Auch für den Schulverbands-Ausschussvorsitzenden Hans-Heinrich Jaacks ist nicht hinnehmbar, „dass auf lange Sicht der Kindergarten Rasselbande diese Mangel-Situation abfedert“. Jaacks: „Wir haben jetzt ein Architektenbüro beauftragt, das Gelände zu sondieren, wo man überhaupt die Offene Ganztagsschule bauen kann.“ Ursprünglich war geplant, das alte Hausmeisterhaus abzureißen und dort im ersten Bauabschnitt noch ohne Mensa drei Gruppenräumen in Modulbauweise mit Nebenräumen sowie einer Ausgabeküche mit Essensraum zu bauen. Kosten: Über eine Million Euro. Selbst bei einer in Aussicht gestellten kurzfristigen Förderung blieben für den Schulverband noch 655 000 Euro über. Zuviel Geld für eine nicht optimierte Planung unter Zeitdruck. Um die Fördermittel des Landes in der Höhe von 370 000 Euro noch in diesem Jahr abgreifen zu können, hätte man mit dem Bau noch in diesem Jahr fertig sein müssen. „Das wäre nur halber Kram“, so Jaacks, selbst wenn man das Gebäude in kostengünstiger Modulbauweise errichten würde. Es wird weiter nach Fördertöpfen gesucht: Jaacks schüttelt den Kopf über die engen Vorgaben des Fördergebers, innerhalb von nur einem Jahr so ein Gebäude aus dem Boden zu stampfen. Das entspreche kaum der Realität und hätte nur gepasst, wenn man mit der Planung schon durch gewesen wäre. Im Fall der Bad Segeberger Heinrich-Rantzau-Schule habe es allein ein ganzes Jahr gedauert, bis man überhaupt eine Baugenehmigung bekommen habe, erinnert er. Jetzt will man – auch wenn dabei die bis Ende 2021 befristeten Fördermittel flöten gehen – in aller Ruhe einen optimalen Standort für das neue Gebäude der Offenen Ganztagsbetreuung an der Grundschule Neuengörs mit dem Planungsbüro ermitteln. „Wir werden nach dem Sommer mit der Standortsuche fertig sein“, schätzt Jaacks. Das Ganze dürfe „nicht Unsummen kosten“, aber mit mindestens zwei Millionen Euro Gesamtsumme rechne er schon. Das Bauamt werde jedenfalls weiter nach passenden Fördertöpfen suchen, damit das der Schulverband nicht alleine stemmen muss. Ob nach einer überstandenen Corona-Pandemie überhaupt noch Geld für derartige Projekte in den Kassen vorhanden sei, ließ der skeptische Jaacks gegenüber den LN allerdings offen. Von Wolfgang Glombik