Henstedt-Ulzburg: Stefan Bauer will nicht mehr Bürgermeister sein

Die Großgemeinde Henstedt-Ulzburg wird im nächsten Jahr einen neuen Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin bekommen. Amtsinhaber Stefan Bauer hat am Dienstagabend vor der Gemeindevertretung nach nur einer sechsjährigen Amtszeit seinen Rückzug erklärt. Als Grund, dass er bei der Wahl am 1. März 2020 nicht wieder antreten wird, gab Bauer das aus seiner Sicht zerrüttete Verhältnis zur Kommunalpolitik an. „Ein maßgeblicher Teil von Ihnen, den Gemeindevertretern Henstedt-Ulzburgs, ist mir gegenüber kritisch bis ablehnend eingestellt und verhält sich auch so in der täglichen Zusammenarbeit“, sagte Bauer wörtlich. Keine Rückkehr in den Hamburger Polizeidienst: Er werde nicht wieder in den Polizeidienst der Hamburger Landespolizei zurückkehren, sagte Bauer auf Nachfrage der LN. „Ich habe etwas anderes vor“, was er aber noch nicht öffentlich verraten möchte. Mit 50 Jahren sei dafür „der richtige Zeitpunkt“ gekommen. Er habe durch seine Arbeit auch seine Familie und Freunde „in den vergangenen Jahren ganz erheblich vernachlässigt“, sagte er in seiner zehnminütigen Ansprache vor der Gemeindevertretung, für die er aus dem Publikum Beifall erntete. Für die Politiker kommt dieser Schritt nicht überraschend. Es habe „Gerüchte in der Gemeinde“ gegeben, sagt SPD-Fraktionschef Horst Ostwald. Und WHU-Fraktionschefin Karin Honerlah will „so ein Gefühl“ gehabt haben, dass Bauer sich so erklären werde. „Das war zu erwarten.“ Das sieht auch CDU-Fraktionschef Dietmar Kahle so: „Das ist folgerichtig.“ Bauer hatte Bürger schriftlich um Rückhalt gebeten: Denn die Entscheidung kam nicht von ungefähr. Anfang November hatte Bauer in einem offenen Brief an die Politik und Bevölkerung um weitere Unterstützung geworben und bekannt: „Meine bisherige Amtszeit war die wertvollste und großartigste Zeit meines bisherigen beruflichen Lebens.“ In seiner Amtszeit sei viel erreicht worden, insbesondere bei der Kinderbetreuung und der Verhinderung der 380-Kilovolt-Ostküpstenleitung. Gerne würde er diese Projekte sowie den Klimaschutz und geförderten Wohnungsbau in einer zweiten, dann achtjährigen Amtszeit weiter vorantreiben, schrieb Bauer und bat um „Rückmeldung bis Anfang Dezember“. Diese ist dann wohl nicht so ausgefallen wie er sich das gewünscht hat. „Einmal mehr habe ich eine erhebliche Diskrepanz meiner Reputation hier in der Gemeindevertretung auf der einen Seite und in unserer Einwohnerschaft auf der anderen Seite festgestellt“, sagte Bauer jetzt enttäuscht vor der Gemeindevertretung. „Bürgermeister Bauer hat viel gemacht, einiges vernachlässigt“: Offenbar hielt sich der Zuspruch aus der Politik für ihn in Grenzen. „Keine Antwort von sechs Fraktionen ist eine deutliche Antwort“, sagt Karin Honerlah dazu. „Bürgermeister Bauer hat viel gemacht, einiges vernachlässigt“, fällt ihr Urteil aus. Dass er sich jetzt über den hohen Arbeitsaufwand von „bis zu 80 Stunden die Woche“ beschwere, verwundere sie schon. „Wer Bürgermeister wird, weiß schon, dass er abends auf Versammlungen sein muss.“ Auch Ostwald sah keine Veranlassung, auf den Brief vom November zu reagieren, der ihm wie eine Art „Ultimatum“ vorgekommen sei. „Schließlich haben wir von der SPD bereits im Oktober mit Ulrike Schmidt aus Eutin eine gute und kompetente Bürgermeisterkandidatin nominiert.“ Eutinerin ist bislang einzige Kandidatin: Bislang ist sie allerdings die einzige, die für das zum 1. Juni 2020 vakante Amt offiziell ins Rennen geht. Sie mache bereits fleißig Hausbesuche in Henstedt-Ulzburg, sagt Ostwald. Weitere offizielle Kandidaten lägen im Rathaus noch nicht vor, sagte am Mittwoch Büroleiter Jens Richter. Das soll aber nicht so bleiben. Die CDU werde ebenfalls einen Bürgermeisterkandidaten aufstellen, kündigt Fraktionschef Kahle an. Es werde ein Mann mit Verwaltungserfahrung sein, der aber nicht aus Henstedt-Ulzburg komme. Die Mitglieder sollen darüber am 3. Januar befinden.Viel Zeit bleibt nicht mehr. Bis zum 6. Januar müssen die Bewerbungen – Parteivorschläge oder 155 Unterschriften von wahlberechtigten Bürgern – im Rathaus vorliegen. Von Burkhard Fuchs

Henstedt-Ulzburg - Bürgermeister Bauer hört auf