Holstein Cowboys bestehen seit zehn Jahren

Endlich als Erwachsener mal wieder Cowboy und Indianer spie... Stop! Das Wort sollte man in Gegenwart der Holstein Cowboys lieber nicht benutzen. Sonst drohen rauchende Colts. „Spielen tun die bei Karl May, wir leben das“, sagt Holstein Cowboy Andreas Wicht mit einem dann glücklicherweise doch ganz freundlichen Lächeln. Er selbst ist das beste Beispiel, trägt den klassischen Cowboyhut, den Stetson, Westernstiefel und Cowboy-Weste, und das nicht nur zu den Treffen. „Das ist keine Kluft, sondern meine normale Kleidung“, verrät Wicht, schmunzelt und ergänzt: „Einen kleinen Knacks haben wir alle. Doch wir halten zusammen. Sind eine Gemeinschaft. Einer ist reich, der nächste ist arm. Egal.“ So steht es auch in den Statuten der Gruppe. Leidenschaft für Country: Wicht hatte vor zehn Jahren die Idee. Gemeinsam mit anderen Männern saßen sie beim Reitstall Mohr in Fahrenkrug und warteten mal wieder auf ihre reitenden Frauen oder Kinder. Warum nicht selber etwas machen? Die Leidenschaft für Country, Line Dance oder Trucker vereinte alle, und so entstanden die Holstein Cowboys. Mit dem Vereinsnamen sollte zum einen die Verbundenheit mit dem eigenen Land und gleichzeitig die Sehnsucht nach Freiheit und Weite ausgedrückt werden. Mit dabei ist auch Rolf-Peter Mohr, dem der Reitstall gehört, und der selber mit Begeisterung ein Cowboy ist. Auch als er Fahrenkruger Bürgermeister war, blieb er dem großen Hut und dem wuchtigen Vollbart treu und wurde landesweit so bekannt, dass auf der Grünen Woche der schleswig-holsteinische Ministerpräsident ihn ansprach und nicht umgekehrt. Mohr stellt auch immer wieder sein Grundstück zur Verfügung. Darauf steht jetzt nicht nur ein Sheriff-Office, das gleichzeitig der Treffpunkt ist, sondern sogar eine selbst erbaute Westernkirche, die in jedem Westernfilm als Kulisse dienen könnte. „High Noon“ ist Treffen: Neben den regelmäßigen Treffen – immer sonntags High Noon auf dem Reiterhof – gehört das Trucker Camp, das auf der Wiese neben dem Reitstall stattfindet, zu den Höhepunkten. In richtigen Siedlerzelten aus Leinen und Tipis für Cowboys und Indianer leben die Holstein Cowboys dann für zwei Wochen wie im Jahr 1870. „Da sind dann auch keine Handys erlaubt“, sagt Mohr. Das friedliche Zusammenleben von Indianern, die auch mit zu den Holstein Cowboys gehören, und den Siedlern sei übrigens eine realistische Darstellung der Geschichte. „Die ersten Siedler und Trapper hätten ohne die Indianer gar nicht überlebt“, sagt Wicht. Kämpfe habe es erst mit dem Bau der Eisenbahn durch die Regierung gegeben. 120 Mitglieder aus dem ganzen Land: Mit den Jahren haben die Holstein Cowboys zwar ihr Sheriff-Office immer in Fahrenkrug behalten, sind aber längst eine deutschlandweite, wenn nicht sogar internationale Truppe. Denn aus den acht Freizeitcowboys sind mittlerweile 120 geworden. „Wir haben Mitglieder aus ganz Schleswig-Holstein, aber auch jemanden aus Brandenburg, Hessen und sogar einen Cowboy aus der Türkei, den wir alle zwei Jahre besuchen“, sagt Jörg Mallon, der derzeitige Bestimmer. Was so etwas wie ein Vereinsvorsitzender ist, nur dass die Holstein Cowboys kein klassischer Verein sind. „Bei uns gibt es keine Beiträge, jeder kann zu den Treffen kommen, muss es aber nicht und wir sind offen für alle, egal ob sie nun mit Stetson auf dem Kopf rumlaufen oder nicht“, erklärt Mohr. Hauptsache er ist im Herzen ein Cowboy. Am Sonnabend, 8. Februar, feiern die Cowboys, Trucker und Linedancer ihre Jubiläumsparty ab 19 Uhr im Bürgerhaus Fahrenkrug. Es gibt Livemusik von der Countryband „Boxcar“. Der Eintritt ist kostenlos. Doch es gibt noch mehr Veranstaltungen und Feste der Cowboys: Jeden Sonntag treffen sich die Holstein Cowboys im Sheriff-Office neben der „School“ am Reitstall Mohr. Besondere Höhepunkte bilden das Trapper Camp am Reitstall Mohr, der alljährliche Besuch von „Trucks for Charity“ in Kaltenkirchen und die einwöchige Herrenkulturreise, die als einziger Programmpunkt Freunde und Familie ausschließt und die Männer unter sich sein lässt. Öffentlich und sozial engagieren sich die Westmänner mit ihren Cowboy Games, dem Familienfest im Arkowald gemeinsam mit der Lebenshilfe sowie den großen Gottesdiensten „Late Summer Night“ und „Weihnacht im Stall“. Weitere Infos per E-Mail an holsteincowboys@freenet.de oder auf der Homepage https://holsteincowboys.de.tl Von Sven Wehde

Zehn Jahre Holstein Cowboys - Howdy! Diese Männer leben wie die Cowboys