Holzdiebstahl im Wald: Förster verstecken GPS-Sender im Baumstamm

Es sind kleine schwarze Kästchen, die Langfinger künftig überführen werden. Die Landesforsten verstecken ab sofort kleine. unscheinbare Sender im Holz. Damit kann sich künftig kein Holzdieb mehr sicher fühlen: Ob nun zehn bis 20 Scheite für den Kamin verschwinden, ganze Stämme aufgeladen werden oder noch im Wald professionell für den Transport zersägt werden. Denn so in etwa sieht der Holzklau aus. Die Vorgehensweise ist immer ähnlich: Ob im Gebiet von Ahrensbök oder Eutin, im Segeberger Forst, der Försterei Fohlenkoppel in Reinfeld, in Daldorf, Heidmühlen oder Tangstedt – wo Wald ist, sind auch geöffnete Fahrzeugtüren nicht weit. „Reviere mit einem hohen Laubholzanteil sind stärker betroffen, sonst gibt es keine regionalen Unterschiede“, sagt Maximilian Scheel von der Abteilung Holzmarkt der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Das wäre etwa in Reinfeld oder Ostholstein der Fall. „So schnell wie die Diebe gekommen sind, sind sie auch schon wieder weg.“ Immer wieder dreiste Fälle im Wald: „In den letzten Jahren ist es immer wieder zu dreisten Diebstählen gekommen“, fasst Ionut Huma, Sprecher der Landesforsten, zusammen. „Um dem Holzklau nun endgültig ein Ende zu setzen, kommen sogenannte Forst-Tracker mit GPS-Sender zum Einsatz, die am Baumstamm oder Holzpolter versteckt werden.“ Holzpolter sind gestapelte Stämme, die man beim Waldspaziergang entdecken kann. Jährlich verschwinden mehrere hundert Stämme – allein bei den Landesforsten. Tausende Euro Schaden sind die Folge – und nicht zuletzt verblüffte Besitzer, die ihre ehrlich gekaufte Ware im Wald abholen wollen. „Der häufigste Grund für Holzdiebstahl ist der Eigenbedarf für den heimischen Kaminofen“, sagt Maximilian Scheel. Besonders gefährdet sei das Material dann, wenn es von den Forstwirten eingeschlagen und dann von Rückefahrzeugen am Weg gelagert werde. Denn die Wege sind auch für jedes andere Fahrzeug befahrbar. „Dort ist es leicht zugänglich. Gelegenheit macht bekanntlich Diebe“, so Scheel. Reste und kleine Hölzer mitnehmen ist Diebstahl: Scheite verschwinden im Kofferraum oder auf dem Anhänger, größere Stämme werden noch vor Ort zersägt. So habe es mal eine Anzeige gegeben, wo nur noch Sägespäne und Reifenspuren zu sehen waren. Bis zu drei Meter lange Baumstämme würden im Ganzen abtransportiert, schätzt er. Auch nur Reste eines Einschlags mitzunehmen oder selbst einzelne Zweige des Waldes im Rucksack zu verstauen, ist verboten. „Das wäre dann Diebstahl“, erklärt Scheel. „Auch wenn es für den Verkauf keinen Nutzen mehr hat, es gehört dem Land und ist für den Verbleib in der Natur gedacht.“ Auch Vorfälle im großen Stil kommen vor. So hat bei der Holzsubmission in Daldorf ein Kunde beklagt, dass ein wertvoller Stamm abhanden gekommen war. In Satrup (Kreis Schleswig-Flensburg) ist der wohl schwerste Diebstahl eines Buchenstammes dokumentiert: Ein tonnenschwerer Baumriese, der eigentlich zu einem Furnierhersteller in Westfalen gebracht werden sollte. Die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF) betreuen knapp ein Drittel der Waldflächen in Schleswig-Holstein – 50 000 der insgesamt 173 412 Hektar. Es ist das waldärmste Bundesland, jedoch gibt es hier mit am meisten Laubwald. 32 Förstereien kümmern sich um die Belange vor Ort. Zu den Landesforsten gehören auch der Erlebniswald Trappenkamp und die Jugendwaldheime Hartenholm und Süderlügum. Die restlichen Waldflächen sind in privater – etwa die Hälfte – sowie in kommunaler Hand. Betreut werden sie etwa durch Bezirksförstereien der Landwirtschaftskammer oder den Kreisforsten. Brennholz wird bei Dieben immer begehrter: „Stammholz aber auch Brennholz wird bei Dieben immer begehrter“, schildert der Leiter der Abteilung Holzmarkt, Harald Nasse. „Daher kommen die Sender ab sofort vorbeugend zum Einsatz.“ Schließlich könne das eingeschlagene Holz in den weitläufigen Revieren nicht jederzeit von den Förstern überwacht werden. Wenn das Holz abtransportiert wird, sendet der Tracker beim Verlassen einer Geo-Zone eine E-Mail oder SMS an den zuständigen Förster. Über eine Webseite im Internet ist dieser in der Lage, die Fahrtroute anhand des GPS-Signals zu verfolgen – in Echtzeit. Wenn das Holz bisher unverkauft war, oder es nicht den Bestimmungsort des Kunden erreicht hat, wird die Polizei eingeschaltet. Sie wird so zielgenau zum Diebesgut geführt. Die Anzahl an Trackern bleibt Betriebsgeheimnis: „Wir setzen auf die abschreckende Wirkung, denn der Verlust von Holz ist auch für den Brennholzkäufer oder den Sägewerker mehr als ärgerlich“, sagt Nasse. Endabnehmer sollten sich aber auch nicht auf dubiose Geschäfte ohne Abfuhrschein oder Rechnung einlassen. „An gestohlener Ware können Käufer kein Eigentum erwerben“, gibt er zu bedenken. Die Landesforsten haben eine ganze Reihe von Trackern angeschafft, die genaue Zahl bleibt Betriebsgeheimnis. Die Akkulaufzeit beträgt mehrere Jahre. Versteckt werden die Sender an einem geheimen Ort am oder im Stamm. Nur so viel geben die Holzwirtschafter preis: Er wird schwer zu finden sein, damit Diebe nicht vorgewarnt werden. Das Gerät soll die Arbeit der Förster nicht unnötig verzögern, aber trotzdem gut getarnt werden. Daher werden nur einzelne Hölzer bestückt. „Denn jeden Baum damit auszustatten, wäre ja Wahnsinn“, sagt Scheel. Von Irene Burow