Individuell zugeschnittener Urlaub: Segebergs Tourismus-Schätze gesucht

Keine Küste gleich um die Ecke und Karl May als einziges kräftiges Zugpferd: Kein Grund, um am großen Potenzial Segebergs als Urlaubsregion zu zweifeln. „Es gibt viele spannende, sehr individuelle, richtige kleine Schätzchen in unserer Region. Wir müssen sie nur heben und sichtbar machen“, ist Tourismusmanagerin Mareike Werz sicher und will es anpacken. Bekanntlich kehren neue Besen gut, und die 26-Jährige hat erst im Sommer den Job, der bei der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Kreises Segeberg (WKS) angesiedelt ist, angetreten. Doch daran, dass es eine Menge zu entstauben und neu zu bündeln gilt, für eine nachhaltige Neuausrichtung im regionalen Tourismus, daran lässt sie keinen Zweifel. „Segeberg hat mehr zu bieten als die Karl-May-Spiele, die natürlich ein Anziehungspunkt sind.“ Reiseanlässe außerhalb der Karl-May-Saison: Das Problem sei, dass die Publikumsmagnete, zu denen unter anderem auch der Wildpark Eekholt zähle, sehr gut die Werbetrommel für sich rührten und vernetzt seien, während es an der Herausstellung kleinerer Angebote fehle. Werz: „Der Trend geht zum Urlaub im eigenen Land. Darum sollten wir Tages- und Übernachtungsgäste bestmöglich über unsere Angebote informieren, sodass Touristen weitere Reiseanlässe sehen, auch außerhalb der Saison am Kalkberg.“ Tipps für Urlaub in der Region gesucht: Radwander- und Reiturlauber hat sie dabei ebenso zunächst im Fokus wie Naturliebhaber und Familien. „Es gibt ein tolles Reitwegenetz, den Barfußpfad in Todesfelde kennen nur wenige. Wir haben hier ganz großartige Naturführer, die wir einbinden können, es gibt Exkursionen vom Geo-Park Nordisches Steinreich und historisch viel zu entdecken“, nennt sie nur Einiges, das das Zeug für Urlaubstipps in der Region hat. „Bisher ist aktiv, touristisch gesehen, nicht viel in Segeberg passiert“, bedauert Inken Mohr vom Arche-Hof Bredland in Blunk. Anglersattelschweine, alte Huhn- und Schafrasse, Kaltblutpferde, Platz für die Pferde von Gästen und mittendrin gemütliche Zimmer mit Frühstück, wann immer der Gast es wünscht, und der Schäferwagen mit dem Bullerbü-Gefühl zum Übernachten: Das ist eines der Schätzchen, die Mareike Werz meint. Dabei sieht sich Inken Mohr nicht als Nischenanbieter. „Ich glaube, individuelle Angebote sind die Zukunft. Die Menschen mögen das Authentische.“ Sie habe keinen Kummer mit der Vermietung. Ihre Werbung: gute Mundpropaganda. Zudem sei in diesem Corona-Jahr viel über eBay gelaufen. Auch bringe der Arche-Hof schon ein kleines Netzwerk mit: Reitmöglichkeiten in der Nachbarschaft, Ausflugstipps ins Tarbeker Moor, einen heißen Draht zu Fischereifamilie Larsner in Ascheberg am Plöner See. Dennoch:„Der Plan von Frau Werz ist längst überfällig“, betont Inken Mohr. Tourismusstrategie mit neuen Themenfeldern: „Zusammen schafft man mehr“, betont Segebergs Tourismusmanagerin. Darum sei die WKS auch Mitglied im Verein Schleswig-Holstein Binnenland Tourismus (SHBT). Er wurde gegründet, um dem Landesinneren eine Stimme zu geben, damit nicht nur große Akteure an Nordsee und Ostsee entscheiden. Radreisende: Wer hier als touristischer Betrieb punkten will, der muss unter anderem folgende Kriterien erfüllen: Aufnahme von Radreisenden auch für nur eine Nacht. Abschließbarer, kostenloser Raum für Fahrräder, Möglichkeiten zum Trocknen von Kleidung und Ausrüstung, ein reichhaltiges Frühstück, auch zum Mitnehmen, Hinweise auf Einkaufsgelegenheit in der Nähe. Informationen zum regionalen Angebot, Aushang, Verleih oder Verkauf von regionalen Radwanderkarten, Bus- und Bahnfahrplänen und Bereitstellen von Reparaturmöglichkeiten. Familienangebote müssen beispielsweise Folgendes bieten: auf Wunsch kostenlos Baby- und Kinderutensilien, wie Betten, Besteck, Geschirr und Wickelgelegenheiten, Abstellmöglichkeiten und eine jederzeit frei zugängliche Waschmaschine oder ein Wäscherei-Service, Infos zu kinder- und familienrelevanten Ausflugsmöglichkeiten, Veranstaltungen, Gastronomie, Spielplätzen, Ärzten. Um Naturfans anzusprechen gilt, dass sich die Unterkunft aufgrund der zentralen Lage zwischen verschiedenen Naturerlebnisräumen ideal für Exkursionen eignet. Der Anbieter beschäftigt sich gezielt mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz, es gibt einen zentralen Ansprechpartner. Gäste werden aktiv auf Angebote hingewiesen. Herrschaftliche Quartiere sind im Trend, wer Urlauber auf diesem Gebiet bewerben möchte, der muss Übernachtungen in direkter Nähe eines historischen Herren- oder Gutshauses, eines historischen Hofes, Wasserturms, einer Mühle oder einer Industriekulturstätten bieten – auch nur für eine Nacht. Die Unterkunft muss hochwertig sein und mit Halbpension vor Ort oder einem nahen Partnerbetrieb. Der Gast hat einen Ansprechpartner, der Informationen zu Kultur, Genuss und anderen relevanten Themen in der Region zur Verfügung stellen kann. Das Angebot legt einen Fokus auf regionale Produkte, integriert sie in bestehende Angebote als kleine Kostprobe. Potenzielle Anbieter können sich an Segebergs Tourismusmanagerin wenden unter der E-Mail werz@wks-se.de. Ein Besuch der SHBT-Homepage verschafft einen ersten Eindruck unter www.binnenland.sh Der SHBT sah sich bisher als Interessenvertretung des Binnenlandes gegenüber der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TASH). Mit einer neuen Tourismusstrategie mussten nun auch neue Themenfelder in die Arbeit übernommen werden. Werz: „Unsere Hauptzielgruppen sind Natururlauber, Familien, Entschleuniger und Neugierige.“ Lesen Sie auch Rohlstorfer Unternehmer: Antigen-Tests als Lockdown-Alternative? Wahlstedt: Stadtvertretung entscheidet sich für Medizinisches Versorgungszentrum Zu viele neue Corona-Fälle: Diese Regeln gelten im Kreis Segeberg Bad Segeberg: 81-Jährige in Bäckerei in der Innenstadt beraubt Von Heike Hiltrop