Insolvenz von Arko, Hussel, Eilles bedeutet nicht das Aus

In der Innenstadt von Bad Segeberg ist so gut wie nichts los. Im Lockdown hat der Großteil der Läden die Türen für die Kundschaft geschlossen. Geschäfte werden dennoch gemacht, wenngleich deutlich weniger. Der Verkauf läuft über Anrufe, E-Mails und Abholung auf Bestellung. Die Filiale des Kaffee- und Süßwarenspezialisten Arko gehört zu den wenigen, die geöffnet sind. Aber die Laufkundschaft fehlt. „Der Umsatz bleibt aufgrund der nur sehr gering frequentierten Einkaufsstraßen und Shoppingcenter aus. Gleichzeitig können unsere Unternehmen aufgrund der für den Lebensmittelhandel nicht geltenden Schließungsanordnungen keine Staatshilfen beantragen“, nennt Patrick Weber, Geschäftsführer der Deutschen Confiserie Holding (DCH, vormals Arko Holding) mit Sitz in Hannover, einen Grund für die nun beantragte Insolvenz in Eigenverwaltung. Mit dem Wahlstedter Traditionsunternehmen Arko hat es auch das Handelsunternehmen Eilles und den Süßwarenspezialisten Hussel, die alle Töchter der DCH sind, getroffen. Dabei geht es um etwa 1600 Beschäftigte – davon etwa 700 bei Arko. Dazu kommen noch einmal bundesweit 46 Franchisebetriebe mit ihren Mitarbeitern. 1600 Mitarbeite r in Voll- und Teilzeit sowie als geringfügig Beschäftigte gehören nach eigenen Angaben zur Deutschen Confiserie Holding (DCH). 2018 waren es mehr als 2000. 122 Arko-Filialen gibt es in Deutschland, dazu mehrere Tausend Depots im Einzelhandel. 58,3 Millionen Euro Umsatz machte die DCH-Tochter Arko laut jüngstem Geschäftsbericht für 2018. Die Netto-Umsatzerlöse im DCH-Konzern lagen in dem Zeitraum demnach bei 98,7 Millionen Euro. 26 Eilles-Geschäfte betreibt die DCH. 165 Hussel-Läden gibt es laut Unternehmensauskunft. Der Transformationsprozess vom Traditionsgeschäft, bei dem schon Oma gerne Kaffee, Tee, Schokolade und Pralinen gekauft hat, hin zur Confiserie-Größe beschäftigt Arko schon seit Langem. Und auch bei manchen Mitarbeitern kommt das Unternehmen als zu „altbacken“ nicht immer gut weg, wie Bewertungsportale im Internet nahelegen. Doch ins Straucheln brachte die Gesellschaft die Corona-Pandemie und die dadurch geplatzte Oster- und Weihnachtssaison. Geschäftsleitung wird alles zum Wohl der Arko unternehmen: „Man hat die leere Stadt schon gemerkt, aber wir waren froh, dass wir öffnen durften“, sagt Confiserie-Verkäuferin Jessica Behrens. „Wir glauben an die Arko. Und wir sind sicher, dass es weitergeht.“ Britta und Ralf Glocker führen als Franchise-Nehmer, also selbstständige Filialisten und DCH-Kooperationspartner, eine Filiale in Bad Segeberg und eine weitere in Bad Schwartau. Zudem betreiben sie den Outlet-Store am Werk in Wahlstedt. Seit mehr als 25 Jahren arbeiten beide unter dem Arko-Logo. „Ich denke, dass die Geschäftsleitung alles Menschenmögliche zum Wohl der Arko unternimmt und habe gar keine Bedenken, dass das klappt“, ist Britta Glocker sicher, dass das nicht das Ende der bekannten Marke sein wird. Fast alle Filialen und Online-Shop bleiben geöffnet: „Unser Ziel ist es, die Unternehmensgruppe für die Zukunft und für unsere Mitarbeiter gestärkt aufzustellen. Die konkreten Sanierungsmaßnahmen hängen aber auch hier sehr eng mit der weiteren Entwicklung der Pandemie zusammen“, ergänzt DCH-Chef Weber. „Grundsätzlich gilt, dass der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt fortgeführt wird. Dies bedeutet auch, dass unsere Filialen und unser Online-Shop mit Ausnahme einzelner Geschäfte, die bereits wegen der Corona-Pandemie schließen mussten, für unsere Kunden weiter geöffnet haben.“ Gehälter und Löhne zunächst sicher: Die Löhne und Gehälter für die DCH-Mitarbeiter seien zunächst für drei Monate über das sogenannte Insolvenzgeld gesichert, sagt Dr. Rainer Eckert, Sanierungsberater der Gesellschaft: „Danach übernimmt das Unternehmen wieder die Zahlung.“ Die Geschäftsleitung führe das Unternehmen weiter und bleibe operativ verantwortlich. Den klassischen Insolvenzverwalter gebe es in dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung nicht. „Dass das Amtsgericht dem so zugestimmt hat, ist ein Lichtblick. Ich halte das für ein positives Zeichen“, betont Betriebsratsvorsitzende Annelie Eick, die es bedauert, dass das Unternehmen bei der staatlichen, finanziellen Unterstützung „durch alle Raster gefallen ist“. Es gebe unter den Kollegen durchaus Fragen, „aber dies ist nicht das Ende von Arko“. „Die inneren Strukturen bleiben bestehen und das Alltagsgeschäft läuft weiter wie bisher“, betont Sanierungsberater Eckert. Nun müsse eine konkrete Strategie erarbeitet werden. „Insbesondere hängt sie davon ab, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt und inwieweit die entsprechenden Beschränkungen aufrechterhalten werden.“ Von Heike Hiltrop