Jugendgang in Haft: Kehrt Ruhe in Bad Segeberg und Wahlstedt ein?

Etliche Fälle von Raub und gefährlicher Körperverletzung: Nachdem die Polizei eine gewaltbereite Jugendgang in Bad Segeberg zerschlagen hat, ist offenbar Ruhe in Bad Segeberg und Wahlstedt eingekehrt. Die drei festgenommenen Intensivtäter aus dem Kreis Segeberg sind weiterhin in Haft. Sie wurden im Juli in die Jugendvollzugsanstalt nach Schleswig sowie in die Justizvollzugsanstalt Lübeck gebracht. Der vierte Heranwachsende, der noch gesucht wurde, hatte sich kurz darauf gestellt und war zunächst in Untersuchungshaft. „Zwischenzeitlich hat er unter strengen Auflagen eine Verschonung erhalten und darf in einem anderen Bundesland eine Ausbildung antreten“, teilt Lars Brockmann, Sprecher der Polizeidirektion in Bad Segeberg, auf Anfrage mit. Seit den Festnahmen der Männer im Alter zwischen 18 und 22 Jahren habe sich die Lage deutlich beruhigt. Obwohl es wieder junge Männer waren, die am 20. August in Wahlstedt andere Jugendliche angegriffen hatten, habe die Polizei seither keine gefährlichen Körperverletzungen oder Raubtaten mehr aus jenem Umfeld der Gang festgestellt, heißt es. Polizei rechnet mit Anklage noch in diesem Jahr: Die Sicherheitskräfte hatten im Juli gleichzeitig mögliche Zeugen gebeten, sich zu melden. Hinsichtlich bereits bekannter Strafverfahren habe sich ein weiterer Zeuge gemeldet, so der Polizeisprecher. Neue Strafanzeigen seien in diesem Zusammenhang bisher nicht erstattet worden. Die Polizei rechnet mit einer Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft Kiel noch in diesem Jahr. Nach intensiven Ermittlungen konnten die jungen Männer als Kern einer gewaltbereiten Jugendgang endlich festgesetzt werden. Sie hatten in Bad Segeberg und Wahlstedt jahrelang Schrecken verbreitet und andere Menschen schikaniert. Gewalt war an der Tagesordnung. Eine Reihe von Raubstraftaten und gefährlichen Körperverletzungen konnte schließlich aufgeklärt werden. Abgebrüht und ohne Hemmschwelle wurden andere Jugendliche eingeschüchtert und bestohlen, auch durch weitere Mitläufer. Sie zwangen andere zur Herausgabe von Geld und wertvollen Dingen, wie Smartphones. Sie wurden handgreiflich, gewalttätig. Alles Wichtige zu Kalkberg und Co. jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem Postfach –klicken Sie hier, um unseren kostenlosen Newsletter zu abonnieren! 2017: 30 junge Männer beschäftigen Polizei und Sozialarbeiter: Ende 2017 berichteten die LN, wie eine Gruppe krimineller Jugendlicher wochenlang Polizei, Staatsanwaltschaft und Sozialarbeiter beschäftigte. Bis zu 30 junge Männer waren immer wieder durch Straftaten aufgefallen – Diebstähle, Drogen, Raub, Körperverletzung. Sie verletzten im stark betrunkenen Zustand eine Polizeibeamtin. Weil sie sich kleinkriminellen Strukturen in der Innenstadt verfestigten, wurde zeitweise eine sogenannte Ortshaftung festgelegt worden. Diese Maßnahme gestattete der Polizei zum Beispiel Personenkontrollen vorzunehmen oder Wegweisungen auszusprechen – ohne konkreten Anlass. Ein Jahr später sprachen Einwohner inzwischen von „Jugendbanden“, die in den Abendstunden an öffentlichen Plätzen „herumlungern“. Meldungen über Vandalismus, insbesondere im Hof der Dahlmannschule, und Übergriffe hatten ein Übriges zum Gefühl der Unsicherheit beigetragen. Im Oktober 2018 war ein 16-Jähriger auf dem Hof der Dahlmannschule verprügelt und mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Viele Delikte dieser Zeit waren zuvor nicht zur Anzeige gebracht worden. Die Opfer hatten wegen der hohen Gewaltbereitschaft der Gruppe Angst vor Konsequenzen. Das haben Befragungen von Zeugen ergeben. Deswegen geht die Polizei von einem Dunkelfeld aus. Von Irene Burow