Kleines Theater Wahlstedt: Wie geht es trotz der Corona-Krise weiter?

Romeo und Julia schmachten sich corona-konform auf Abstand und mit Mundschutz an. Ein Soulmusiker singt seine Songs auf der Bühne hinterm Spuckschutz. Und das Ganze wird von 60 bis 80 maskierten Zuschauern- und hörern verfolgt, die sich in einem Theatersaal verteilen, der eigentlich für gut 400 Besucher ausgelegt ist. Doch würde der Kulturring unter den jetzigen Gegebenheiten das Kleine Theater in Wahlstedt wieder öffnen, könnte es genau so kommen. Die buchstäblich traurige Vorstellung eines Dramas mit offenem Ende. Kultur mit Einschränkungen: Seit Jahren können sich Fans ab Anfang Juni auf die neue Theatersaison freuen. Dann lüftet der Kulturring das bis dahin gut gehütete Angebot aus Schauspiel und Comedy, aus Kabarett, Konzerten und Musicals. Dann gibt er preis, welche Künstler das Publikum ab September in über 50 Vorstellungen erwarten kann. Dieses Jahr ist alles anders. Vor allem in der Kulturszene. 2020 ist das Corona-Jahr. Die Zeit der Auflagen und Einschränkungen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Wie das Kleine Theater Wahlstedt aus der Coronakrise gehen wird, das könne niemand vorhersagen, aber es wird anders sein, ist sich Wilfried Jendis sicher. Eigentlich hätte der Vorsitzende des Kulturrings schon seinen Abschied nehmen und einer Doppelspitze aus Jüngeren die Leitung übergeben nehmen wollen. Mehr als 15 Veranstaltungen wurden seit Mitte März abgesagt. Die Jahresversammlung der Theatermacher ist aufgrund der Corona-Einschränkungen auf ungewiss verschoben. Jendis bleibt voraussichtlich bis September im Amt, sagt er. „Besonders schlimm trifft uns, dass die Filous total ausfallen. Sie sind mit bummelig gut 10 000 Euro, die sie für den Kulturring einspielen, ein großer Faktor.“ Die Amateurtheatergruppe will in einem Jahr die geplanten Aufführungen von „Und alles auf Krankenschein“ nachholen. Derweil hatten die Kulturringmitglieder, die sich um den Theaterbetrieb kümmern, hinter den Kulissen alle Hände voll zu tun. Fast 5000 verkaufte Tickets mussten rückabgewickelt, das eingenommene Geld rückerstattet werden. „Viel Arbeit. Aber der eine oder andere habe auch darauf verzichtet und das Geld dem Kulturring gespendet. „Wir haben ja dennoch Ausgaben.“ Doch wäre das Kleine Theater Wahlstedt eine privat geführte Bühne, dann sehe alles viel schlimmer aus, ist sich Wilfried Jendis sicher: „Es ist ein Haus der Stadt, das der Verein führt. Wir zahlen eine Pacht, bekommen aber auch einen Zuschuss. Wir haben keine Personalkosten, wir mussten niemanden entlassen oder in Kurzarbeit schicken, denn hier arbeiten alle ehrenamtlich.“ Etliche Aufführungen fanden nicht statt. Knapp 5000 verkaufte Tickets mussten rückabgewickelt werden. Und es sind gleich zwei große Probleme, die jetzt in einer Sondersitzung des erweiterten Kulturring-Vorstands thematisiert werden mussten und die derzeit Theatermacher aller Bühnen im Land schwer beschäftigen: Wie muss das Hygienekonzept für das Publikum aussehen, und was ist zum Schutz vor Covid-19 und unter Berücksichtigung aller Regeln auf der Bühne möglich? „Das Programm steht, alles ist fertig durchgeplant“, sagt Melanie Bernstein, die federführend im Beirat daran mitgearbeitet hat. „Wir planen immer ein bis zwei Jahre im Voraus. Aber derzeit ist es so, dass manche Stücke, die wir eingekauft haben, noch gar nicht inszeniert sind, weil keine Proben stattfinden konnten“, nennt sie eine Baustelle. „Mit den bestehenden Abstandsregeln muss jede zweite Reihe und in jeder Reihe jeder dritte und vierte Platz frei bleiben. Wollen wir das? Will das Publikum das?“, fragt Kulturring-Vorsitzender Wilfried Jendis ergänzend – und rein rhetorisch. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Wie tragbar sind die Bedingungen? Bisher seien die Verträge mit rund 15 Künstlern und Agenturen unterzeichnet, man stehe in engem Kontakt, auch mit allen anderen, erklärt Jendis. „Aber was wird, wenn das Land sagt: ,Ihr dürft öffnen’, die Bedingungen aber untragbar wären? Dann können wir uns nicht mehr auf höhere Gewalt berufen, wären regresspflichtig“. Was bedeuten würde, dass auf Absprachen und verkaufte Tickets gepocht werden könne. Kulturring will Planungssicherheit: Bernstein: „Uns fehlt einfach alles an Infos. Wir wissen aber, dass es in den kommenden zwei Wochen weitere Veränderungen geben wird.“ Dann sei immer noch genug Zeit, um reagieren zu können, seien sich alle aus der Runde der Aktiven einig. „Wir müssen gucken, ob es dann etwas gibt, das uns Planungssicherheit gibt. Wir sind da aufs Land angewiesen.“ Darum werde wohl erst irgendwann im Juni eine Entscheidung fallen. Das könne aber auch bedeuten, dass das Kleine Theater Wahlstedt nicht öffnet. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Schutzmasken richtig tragen: So geht’s! Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Klamme Kassen wegen Corona: Parkplätze an der Küste bald gebührenpflichtig? 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