Krähe „Charly“ ist berühmt: Petition fordert Rückkehr nach Segeberg

Das Telefon in der LN-Redaktion stand tagelang nicht still. Tageszeitungen haben über Renate Schoemann und die Trennung von ihrer geliebten Krähe „Charly“ nach mehr als 17 Jahren berichtet. Fernsehsender haben die Geschichte um das ungleiche Team, das nach einer anonymen Anzeige auseinandergerissen wurde, aufgegriffen. Seniorin wehrt sich gegen Vorwurf der Tierquälerei: Die alte Dame hätte gegen das Tierschutzgesetz verstoßen, begründet das Veterinäramt des Kreises Segeberg die Wegnahme: „Der Vogel, der nur auf der Badezimmertür saß, hatte überlange, nicht gepflegte Krallen und einen nicht gepflegten Schnabel. Es lag aus sachverständiger Sicht eine erhebliche Vernachlässigung im Sinne des Tierschutzgesetzes vor.“ Außerdem hätte Renate Schoemann die Haltung 2003 melden müssen. Die 80-Jährige wehrt sich gegen den Vorwurf: „Ich habe damals einen Förster und einen Wildpark angerufen, die wollten die Krähe nicht. Ich will nicht verhehlen, dass Krallen und Schnabel etwas kürzer hätten sein könnten, aber Charly konnte überall hin. Er hatte einen Mineralstein zum Wetzen, ich habe Gedächtnistraining mit ihm gemacht und er wurde artgerecht ernährt.“ Oft zu viele Krähen in Wildtierstationen: Dass es das Tier nicht schlecht gehabt haben kann, davon ist auch Tierarzt Henning Achilles überzeugt. Prof. Dr. Josef Reichholf aus Bayern, Autor und Vogel-Sachverständiger für das Bundesumweltministerium, hat sich nun an den Kreis gewandt, will den Fall in seinem neuen Buch aufgreifen. Und nun gibt es sogar eine Online-Petition. Unter der Überschrift „Renate Schoemann und Charly gehören zusammen“ haben bisher 156 Personen unterzeichnet. Es ist eine Initiative von Tiertrainerin Isa Burke (Ostholstein). „17 Jahre: In freier Wildbahn wird eine Krähe häufig nicht so alt. Man hätte der Frau helfen können. Das ist für mich menschlich gesehen unter aller Kanone.“ Sie wolle, dass die beiden sich weiter sehen können. „Die Wildtierstationen sind phasenweise so von Krähen überlaufen, dass Tiere sogar eingeschläfert werden. Ich hätte gehofft, dass Frau Schoemann eine Lösung angeboten wird.“ Wegnahme ist nicht gleich Tierschutz: In den sozialen Netzen kritisieren einige, dass es keine artgerechte Haltung gegeben habe, doch die Empörung überwiegt deutlich. Etliche ähnliche Kommentare finden sich als Reaktion auf die LN-Artikel und die Petition. So schreibt eine Frau aus Niedersachsen: „Tierschutz/Tierliebe passt nicht in Schubladen. In diesem Fall wurde definitiv nicht im Sinne von Halterin und Tier entschieden.“ Eine Bad Segebergerin ergänzt: „Charly ist seit vielen Jahren ihr Gefährte. Zudem hat er keinen Schaden genommen und sich offensichtlich wohlgefühlt. Beschämend, wie hier mit Mensch und Tier umgegangen wird.“ Von Heike Hiltrop