Lange Haftstrafen für Tresordiebe aus Bad Bramstedt

Überraschende Wende im Prozess gegen zwei Brüder, die völlig ahnungslos von einem Bekannten für eine Diebestour eingespannt worden sein wollen. Die Staatsanwältin hatte nach sechswöchiger Beweisaufnahme schon Freispruch für den Jüngeren gefordert, da verschob die 35. Strafkammer die Urteilsverkündung, ließ nachermitteln und stieß prompt auf belastende Indizien. Die Folge sind mehrjährige Haftstrafen für beide Brüder. Entscheidend für den Schuldspruch war die Auswertung von GPS-Daten aus dem Pkw der Kosovo-Albaner, die ihre gemeinsame Fahrt am 24. Februar lückenlos mit jedem Zwischenstopp dokumentieren. Die Behauptung des jüngeren Bruders (27), er habe sich kurz vor dem Einbruch in Bad Bramstedt am Straßenrand absetzen und von seiner Freundin abholen lassen, war damit laut Urteil widerlegt. Tresor war zu schwer für nur einen Täter: Auch die vom Gericht angeordnete Nachprüfung des Tresorgewichts belastete die Brüder: Laut Anklage wog der Safe, den die Einbrecher aus dem Einfamilienhaus schleppten und auf einer Schubkarre zum Fluchtfahrzeug balancierten, nur 50 Kilo. Wie sich jetzt herausstellte, war der Tresor tatsächlich doppelt so schwer – zu schwer für den Abtransport durch einen Einzeltäter. Den jüngeren Bruder verurteilte die Kammer zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe. Der ältere (32), der im Prozess geschwiegen hatte, wurde zu zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Im Strafmaß blieb das Gericht sechs beziehungsweise drei Monate unterhalb der Forderung der Staatsanwältin. Beide Verteidiger hatten Freispruch gefordert und kündigten gestern auf Nachfrage Rechtsmittel gegen das Urteil an. Am Tatort in Bad Bramstedt hatten die Einbrecher auch Münzen, ein Schweizer Taschenmesser und eine Armbanduhr erbeutet. Den 100-Kilo-Tresor im Erdgeschoss brachen die Panzerknacker aus seiner Verankerung, um ihn später in Ruhe aufzubrechen. Der Inhalt: 5000 Euro Bargeld, zwei Apple-Notebooks und eine Uhrensammlung. Der Jüngere will „nur ein Stück mitgefahren“ sein: Zum Prozessauftakt im September hatte der jüngere Bruder das Gericht mit folgender Darstellung überrascht: Am Tag vor der Diebestour habe ihn ein ehemaliger Mitgefangener aus der Justizvollzugsanstalt Neumünster um einen Freundschaftsdienst gebeten. „Er hatte Ausgang und fragte mich, ob ich ihn zu seiner Familie nach Hamburg fahren könne.“ Gerne habe er ihm den Gefallen getan und auch seinen älteren Bruder zu dem Ausflug eingeladen. Unterwegs habe der Freigänger plötzlich erklärt, er wolle noch einen Freund in Bad Bramstedt besuchen. Erst am Tatort habe er zugegeben, er sei in Wahrheit auf Diebestour. „Mein Bruder und ich waren sauer“, behauptete der 27-Jährige. Er selbst habe da nicht mitmachen wollen und sofort seine Freundin angerufen, um sich abholen zu lassen. All dies will der 27-Jährige in früheren Vernehmungen bei der Polizei verschwiegen haben, um seinen suizidgefährdeten Bruder nicht zu belasten. Der habe nämlich am Ende doch noch beim Einbruch geholfen. Er selbst sei dagegen einfach „nur ein Stück mitgefahren“. Von Thomas Geyer

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