Lebensmittel-Lieferdienste: Einkauf im Internet boomt wegen Corona

Ein paar Klicks im Internet, und der Warenkorb ist gefüllt. Immer mehr Anbieter liefern volle Boxen mit Lebensmitteln bis nach Hause. Einmalig oder mehrfach, per Überraschungs-Biokiste oder im Wochen-Abo. War der digitale Einkauf vor Corona doch eher eine Ausnahmeerscheinung, nehmen die Menschen das Angebot während der Pandemie vermehrt und dankend an. Die Anbieter merken das, Lebensmittellieferungen boomen. „Man spürt, dass die Nachfrage steigt“, sagt Carola Schenk vom Naturkostservice Schwinkenrader Mühle in Ahrensbök. Von dort kommen Gemüse, Käse und Backwaren in Bio-Qualität bis in den Kreis Segeberg und die Region. Der Anbieter ist seit rund 25 Jahren am Markt – er war einer der ersten überhaupt in Schleswig-Holstein. Erfahrungen gibt es reichlich. Doch dieses Jahr ist ein Ausreißer: „Viele Neukunden informieren sich. Stammkunden erhöhen die Mengen“, sagt Carola Schenk. Die Zahl der Einzelbesteller sei entsprechend gestiegen. Engpässe bei Nachlieferungen wieder relativiert: Im Frühjahr sei es sogar zu Engpässen bei Nachlieferungen gekommen, viele Dienste hätten einen Neukunden-Stopp verhängt. Es sei einfach nicht mehr zu schaffen gewesen, sagt sie. So ging es bei dem Naturkostservice teils an die Substanz: Es wurde rund um die Uhr gearbeitet, um alle Wünsche zu erfüllen. „Auch die Herstellerfirmen wurden überrascht. Mittlerweile hat sich das wieder relativiert.“ Einen Stopp gebe es bisher zwar noch nicht wieder. Denn man sei bemüht, die Einkäufe im Rahmen zu halten. „Wir kommunizieren, dass man keine Angst vor Engpässen haben muss, solange alle für den eigenen Bedarf bestellen“, sagt Schenk. Dennoch behielten sich die Großhändler vor, Lieferungen zu limitieren, um Engpässe zu vermeiden. Das Personal wurde aufgestockt. Zehn Mitarbeiter packen und fahren bis nach Lübeck oder Kiel. Vor allem die Landbevölkerung nutzt den Service gern. „Es ist viel ökonomischer, wenn ein Fahrzeug 100 Kunden beliefert, als wenn 100 Leute einkaufen fahren“, sagt Schenk. Das sei Teil der Philosophie. Lehmanns Bio-Service baut weiter aus: „Verstärkte Nachfrage ist gar kein Ausdruck dafür, was wir hier gerade erleben“, sagt Dirk Lehmann, Chef von Lehmanns Bio-Service in Bad Oldesloe. Das Liefergebiet reicht ebenso bis Segeberg – von Eckernförde bis Buxtehude, von Lübeck bis Elmshorn. 80 Prozent sind Privatleute. „Wir sind seit drei Jahren in den neuen Gebäuden am Sandkamp, die wir eigentlich für die nächsten zehn Jahre gebaut haben. Jetzt müssen wir nächstes Jahr schon wieder auf dem Nachbargrundstück weiterbauen, weil es so viel geworden ist.“ Mit 20 Prozent Zuwachs hatte der Geschäftsmann gerechnet. „Aber auf einmal haben wir ein Plus von 60, 70 Prozent“, berichtet Lehmann. Dementsprechend hat er sein Personal aufgestockt: 16 neue Leute hat er seit März eingestellt – zum Packen und Ausfahren. Obst und Gemüse aus Bad Segeberger Innenstadt: So schwierig es für die Menschen ist, möglichst viel zu Hause zu bleiben, umso mehr könnte dieses Einkaufsverhalten in Zukunft weiter Fahrt aufnehmen. Akram Ebrahim, der seit dem vergangenen Jahr in der Bummelmeile von Bad Segeberg einen Laden für Obst, Gemüse und orientalische Spezialitäten betreibt, bietet seit November einen Lieferservice an. Die ersten Kunden hätten den Service schon genutzt, noch mehr kommen zu ihm und informieren sich bereits. „Der Bedarf ist noch nicht voll da. Aber Corona bestimmt unser Leben. Wer weiß denn, ob noch eine Ausgangssperre kommt?“, sagt er. Ihn beschäftigt es, ob vor allem ältere Menschen zu Hause versorgt sind. Für sie bietet er deshalb einen geringeren Bestellwert an. Der Gemüsehändler Akram Ebrahim, Oldesloer Straße 9 in Bad Segeberg, bietet seit diesem November einen Lieferdienst an. Der Mindestbestellwert liegt bei 20 Euro, für Senioren bei 10 Euro. Telefon: 01 51/75 45 89 09. Der Bio-Lieferservice Schwinkenrader Mühle in Ahrensbök liefert unter www.naturkostservice.de bis nach Hause zwischen Lübeck und Kiel. Auch Abos und Überraschungs-Biokisten sind möglich. Edeka Burmeister in Bad Segeberg bietet seit 2007 einen Lieferservice an. Wer möchte, meldet sich dort mit seinen Wünschen per Telefon unter 045 51/99 33 57 oder per E-Mail an edeka-burmeister.nord@edeka.de. Liefertage sind Mittwoch und Donnerstag, bestellt werden kann bis zum Vortag um 15 Uhr. Der Supermarkt Rewe bietet unter www.rewe.de/service/online-einkaufen verschiedene Optionen. Beim Lieferdienst nach Hause liegt der Mindestbestellwert bei 50 Euro. Die Liefergebühr beträgt maximal 5,90 Euro. Auch Pakete werden verschickt, ohne Mindestbestellwert. Der Rewe-Markt in Wahlstedt bietet einen Abhol-Service an, das heißt, man kann online einkaufen und noch am selben Tag die Box mitnehmen. Die ersten Supermärkte liefern nach Hause: Famila, Nahkauf oder Kaufland lassen mit virtuellen Einkäufen noch auf sich warten. „Leider“, ist in den Märkten vor Ort zu hören. Wäre es doch ein optimaler Weg, nicht an der Kasse zu warten, Zeit zu sparen und termingenau Ware zu erhalten. Doch einige wenige Supermärkte sind schon dabei: Rewe hat schon vor rund zehn Jahren als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler einen Online-Shop mit Abhol- und Lieferservice kombiniert. Im Rewe Wahlstedt kann man zudem den Online-Einkaufskorb noch am selben Tag abholen. Der Edeka-Supermarkt am Anny-Schröder-Weg in Bad Segeberg ist ebenfalls schon lange dabei. Zwar gibt es keinen Online-Warenkorb, doch geliefert wird bereits seit 2007. Zum Beispiel an Kindergärten, Pflegeheime und Unternehmen, aber auch an Privatkunden. Auch Leiter Wolfgang Burmeister bemerkt ein gesteigertes Interesse an dem Angebot in diesem Jahr. Anruf oder Mail genügt. Von Irene Burow