Mal langsam, mal schnell: So funktionieren Bad Segebergs Ampeln

Die Ampeln in Bad Segeberg sind für die meisten Bürger ein Mysterium. Die eine schaltet schon nach zehn Sekunden auf Grün, an der anderen steht man immer eine gefühlte Ewigkeit. Am geheimnisvollsten ist die Ampelschaltung am wichtigsten Verkehrsknotenpunkt der Stadt, der großen Kreuzung zwischen Burgfeldstraße, Bahnhofstraße und B 206. Wenn in der Burgfeldstraße die Bahnschranken runtergehen, liegt kurz danach eine gespenstische Ruhe über der großen Kreuzung. Alle Fußgängerüberwege werden auf Grün geschaltet, während alle Autos, egal in welche Richtung sie fahren, Rot haben. „Das hängt mit der Bahn zusammen. Wenn die kommt, haben erstmal alle Fahrzeuge grün, die bei den Schienen stehen“, erklärt Bad Segebergs Bauamtsleiterin Antje Langethal. Wenn die Autos von den Schienen und die Schranken unten seien, würden dann alle Fußgängerampeln auf Grün gestellt. „Wenn die Bahn kommt, haben wir großen Fußgängerströme und der Zug soll auch für Personen, die vom Zob kommen, noch erreichbar sein. Ansonsten würden nachher noch Leute bei Rot rüber laufen“, sagt Langethal. Das werde durch die automatische Grünstellung aller Fußgängerampeln vermieden. Das doppelte Rotzeichen: Doch ein Geheimnis gilt es noch zu lüften. Merkwürdigerweise haben die Autos dann sogar doppelt rot, das heißt, es springt – unmittelbar daneben – ein weiteres Ampellicht an, das noch einmal zusätzlich Rot anzeigt. Wozu soll das gut sein? Die Antwort ist das alte Motto „Doppelt hält besser“. „Die zweite Ampel ist wegen der Bahnquerung vorgeschrieben. Sie funktioniert unabhängig von unserer Ampel, so dass bei einem Ausfall der Hauptampel die Bahn ihren Übergang noch separat regeln könnte“, sagt Langethal. Abhängige und unabhängige Ampeln: Doch wie funktioniert überhaupt dieses hochkomplexe System hinter den Ampeln? Eine Art Hauptcomputer von dem aus alle Ampeln gesteuert werden können, gibt es nicht. „Jede Ampel, egal ob groß oder klein, hat ihre eigene Steuerung vor Ort in einem nahegelegenen Schaltschrank“, erklärt Bad Segebergs Bauamtsleiterin Antje Langethal. Am einfachsten funktionieren die Fußgängerampeln, die unabhängig von anderen Ampeln sind. „Dort ist der Zeitpunkt bis zur Grünsignalisierung immer gleich und die Regelzeit liegt bei zehn Sekunden.“ Ein Beispiel ist die Fußgängerampel an der Theodor-Storm-Straße, Höhe Falkenburger Straße. Der LN-Test zeigt: Wenn niemand an der Ampel gedrückt hat, sind alle Lichter aus. Wenn dann gedrückt wird, geht es wirklich schnell, die Ampel geht an und schon neun Sekunden später haben die Fußgänger Grün. Langes Warten an der B 206: Viel, viel länger dauert es an den Fußgängerampeln über die B 206. Doch welche Ampel ist dort die langsamste? Die LN machen den Test. Die Fußgängerampel zwischen Zob und Bahnhof ist 13 Sekunden lang grün, danach dauert es mindestens eine Minute und 52 Sekunden bis zum nächsten Grün. Bei der Ampel zum Alten Bahnhof hin dauert es bis zu einer Minute und 47 Sekunden. Ein paar Meter weiter, bei der Ampel Höhe Pit Stop auf der einen und Kaufland auf der anderen Seite, dauert es am Längsten. Einmal wird die Ampel erst nach zwei Minuten Grün. Bis zu 120 Sekunden: Doch auch, wenn einige Fußgänger manchmal genervt sind, es gibt einen Grund, warum es hier manchmal so lange dauert. „Dies sind Ampeln, die von anderen Ampeln abhängen. Da kann es je nach Zeitpunkt der Aktivierung bis zu 120 Sekunden dauern“, erklärt die Bauamtsleiterin. Die Fußgängerampeln werden in den Zyklus der Hauptampeln eingefügt, für sie gibt es in den Schaltzyklen einen bestimmten Platz. „Daher muss der Fußgänger warten, bis diese Stelle im Zyklus dran ist. Eine Vorrangschaltung für Fußgänger würde in den meisten Fällen zu deutlich längeren Wartezeiten der anderen Verkehrsströme führen und damit zu Rückstausituationen“, erklärt Langethal. Gerade die B 206 ist seit ihrem Bau 1965 eine Hauptverkehrsader, auf der deutlich mehr Autos fahren, als dass Fußgänger sie überqueren wollen. Die Ampelanlage am Bahnhof ist daher auch der heikelste Verkehrsknotenpunkt der ganzen Stadt. „Das Verkehrsaufkommen ist in den Hauptverkehrszeiten sogar höher als das Leistungsvermögen des Knotenpunktes, so dass es in allen Richtungen zum Rückstau kommt“, erklärt die Bauamtschefin und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu, dass es hier Beschwerden von Autofahrern und Fußgängern gebe, egal aus welcher Richtung sie kommen. Für Langethal ein gutes Zeichen: „Denn offensichtlich wird kein Verkehrsstrom bevorzugt...“ Von Sven Wehde